Weniger als ein Jahr vor den Europameisterschaften in der Bundeshauptstadt stand die Generalprobe bei der 76. Ausgabe des Internationalen Stadionfestes ganz im Zeichen der deutschen Stars.
Wie schon bei der WM in London Anfang August blickte alles auf die deutschen Speerwerfer. Weltmeister Vetter warf nach zuletzt zwei Siegen beim Thumer und dem Bad Köstritzer Werfertag auch in Berlin am weitesten. Mit 89,85 m verwies der Offenburger Olympiasieger Thomas Röhler aus Jena (86,07) klar auf Platz zwei. In London war Röhler gar nur Vierter geworden.
"Es war eine tolle Saison mit einem super Abschluss. Ich bin komplett am Ende", sagte der 24-Jährige, der sich nach seinem nächsten Sieg tief vor dem Berliner Publikum verbeugte: "Thomas und ich haben uns auf unglaublichem Niveau stabilisiert. Wir haben einen sehr guten Teamspirit." Der geschlagene Röhler blickte gleich Richtung Heim-EM. "Der deutsche Speerwurf ist top, und wir können uns auf spannende Wettkämpfe 2018 freuen", sagte der 25-Jährige: "Berlin ist auf jeden Fall bereit für die EM nächstes Jahr.
Robert und Christoph Harting mit schwachen Saisonende
Durchwachsener lief es für Lokalmatador Robert Harting. Der 32 Jahre alte London-Olympiasieger kam in der Diskus-Konkurrenz mit mäßigen 64,59 m auf Rang fünf, womit er jedoch immer noch seinen Bruder Christoph distanzierte. Der Goldmedaillengewinner der Sommerspiele von Rio de Janeiro setzte mit Platz acht und schwachen 62,83 m seiner indiskutable Saison ein Ende. Den Sieg holte der Olympia-Zweite Piotr Malachowski aus Polen (67,18).
Europameisterin Gesa Felicitas Krause lieferte indes mit dem neuen deutschen Rekord über 3000 m Hindernis ihr nächstes Meisterstück ab. In 9:11,85 Minuten blieb die 25-Jährige fast vier Sekunden unter ihrer Anfang Mai in Doha erzielten Bestmarke. "Ich bin froh, dass ich heute vor heimischem Publikum eine sehr gute Leistung zeigen konnte", sagte Krause. Es reichte für sie in der Endabrechnung zu Platz zwei hinter Norah Jeruto Tanui aus Kenia, die mit dem Meeting-Rekord von 9:03,70 Minuten die sechsbeste je gelaufene Zeit aufstellte.
Klosterhafen stark, Kugelstoßer Storl mit leichter Wiedergutmachung
Über die 1500 m sorgte die erst 20-jährige Konstanze Klosterhalfen für das nächste Ausrufezeichen. Sie gewann in persönlicher Bestzeit von 3:58,92 Minuten vor der Britin Eilish McColgan (4:01,60) und Susan Krumins aus den Niederlanden (4:02,25). Am Sonntag vor einer Woche hatte sie beim Diamond-League-Meeting in Birmingham bereits den 17 Jahre alten deutschen Rekord über 3000 m auf 8:29,89 Minuten gedrückt.
Ebenfalls Grund zur Freude hatte Kugelstoßer David Storl. Der Leipziger gewann mit 21,11 m und ließ den indiskutablen zehnten Platz von London und die jüngsten Querelen zumindest ein wenig vergessen. Storl hatte sich Anfang der vergangenen Woche von seinem langjährigen Trainer Sven Lang getrennt.
Dass mit den deutschen Frauen bei der EM auch auf der kurzen Distanz zu rechnen sein wird, bewiesen die Sprinterinnen. Lisa Mayer (11,14) aus Wetzlar siegte in ihrem Lauf über 100 m vor Gina Lückenkemper (11,16), die im Vorlauf der WM als erste Deutsche seit 26 Jahren in 10,95 Sekunden die 11-Sekunden-Marke unterboten hatte. Bei den Männern siegte der Jamaikaner Julian Forte in 9,91 Sekunden, der drittbesten Zeit in dieser Saison, Julian Reus (Wattenscheid) lief in 10,34 Sekunden auf Rang acht.