Titelhamsterin Malaika Mihambo war nach ihrem eindrucksvollen "Quadruples" mit leichtem Brummschädel nicht ganz zufrieden, Gesa Felicitas Krause ging hingegen überglücklich auch in der leeren Dortmunder Halle auf die Ehrenrunde: Deutschlands Leichtathletik-Elite hat bei der Hallen-DM überzeugt, zwei Wochen vor der EM im polnischen Torun als Höhepunkt der Indoor-Saison aber noch Luft nach oben gezeigt.
"Ich hatte Probleme, in den Anlauf hereinzufinden. Aber da ich mir vergangene Woche eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen habe, war ich froh, dass ich überhaupt an den Start gehen konnte", sagte Mihambo nach ihrem vierten Hallen-Titel. Mit 6,70 m verpasste sie mit Anlaufpoblemen ihre Saisonbestmarke (6,77), unterstrich im Hinblick auf die EM (5. bis 7. März) aber ihr großes Potenzial.
Bei keinem ihrer sechs Versuche traf sie den Absprung gut und verschenkte viel an Weite, bei ihrem Siegessprung hob sie vor dem Brett ab. Ihre persönliche Hallen-Bestleistung von 7,07 m wäre ohne "Brett-Allergie" absolut in Reichweite gewesen. "ES waren Weiten von effektiv 6,90 - das stimmt mich positiv", sagte die 27-Jährige.
Ein Selbstläufer wird der Weg zum EM-Titel in Torun (5. bis 7. März) für Mihambo nicht: Am Samstag setzte sich die erst 18 Jahre alte Italienerin Larissa Iapichino bei den nationalen Meisterschaften mit 6,91 m an die Spitze der Jahresweltbestenliste.
Gesa Felicitas Krause glänzt auf ungewohntem Terrain
Hindernis-Ass Krause hängte über 1500 m die Spezialistinnen mit einem starken Endspurt ab und rannte in 4:12,68 Minuten zum erst zweiten Hallen-Titel ihrer Karriere vor Caterina Granz (4:13,26). "Das war mein achtes Rennen in dieser Hallen-Saison. Ich konnte ein Jahr nicht im Wettkampf stehen, deshalb habe ich richtig Bock - und mit der Hallen-EM ein echtes Ziel", sagte die 28-Jährige, deren Spezialdisziplin 3000 m Hindernis im Winter nicht gelaufen wird". In Torun wird sie Außenseiterin sein - aber eine mit Überraschungs-Potenzial.
"Trotz des zweiten Lockdowns und trotz schwieriger Trainingsbedingungen" war Chefbundestrainerin Annett Stein zufrieden mit den Meisterschaften unter Hochsicherheitsbedingungen - rund 1000 Coronatests bei reduzierter Teilnehmerzahl von rund 250 Sportlern und Sportlerinnen blieben ohne ein positives Ergebnis. Zur EM nach Torun will Stein ein Team von rund 45 Athleten schicken.
In die Rolle eines Mitfavoriten für die Titelkämpfe schlüpfte Sprinter Kevin Kranz, der am Samstag als Sieger über 60 m in 6,52 Sekunden den deutschen Rekord des in Dortmund verletzt fehlenden Julian Reus einstellte. "Mit der Zeit habe ich absolut nicht gerechnet", sagte der 22 Jahre alte Wetzlarer: "Aber so kann ich mit viel mehr Selbstbewusstsein zur EM fahren."
Die Kugelstoß-Dauerbrenner David Storl mit seinem achten und Christina Schwanitz mit ihrem sechsten Hallen-DM-Titel unterstrichen ihre nationale Vormachtstellung. Storl (30), der in Dortmund auf ordentliche 20,83 m kam, verzichtet nach der Geburt seines zweiten Kindes auf den EM-Start und steigt schon in die Olympia-Vorbereitung ein.