Nummer 1: Der Kameramann
Der mit ziemlicher Sicherheit schrägste Vogel beim Race of Champions war Travis Pastrana. Witzig, dass ihn die Hallensprecher beharrlich als Underdog angesagt haben, obwohl er in den USA einer der größten Sportstars ist.
Warum? Ganz einfach: Travis kann alles, macht alles, riskiert alles. Er ist seit einem Jahrzehnt der wahrscheinlich beste Freestyle-Motocross-Fahrer der Welt.
Er setzt die Maßstäbe. Er zeigte als erster Mensch auf dem Planeten einen doppelten Rückwärtssalto - auf dem Motorrad, versteht sich. Pastrana hält außerdem mit 82 Metern den Weltrekord im Weitsprung - mit einem Auto. Er hat elf Goldmedaillen bei den X-Games eingefahren, ist ganz nebenbei viermaliger Gesamtsieger bei der Rally America und springt auch mal zum Spaß ohne Fallschirm aus einem Flugzeug.
Zudem produziert er die MTV-Actionshow "Nitro Circus", in der er und seine Kumpels nach bestem "Jackass"-Vorbild die verrücktesten Dinge ausprobieren, die auch nur irgendwas mit Action zu tun haben. 2011 denkt er über den Einstieg in die NASCAR-Serie nach. Kurzum: Der Typ ist mit 27 Jahren nicht nur irre, er ist auch eine Motorsport-Legende.
Beim Race of Champions war Pastrana schon das sechste Mal dabei. Meist sehr erfolgreich, doch in diesem Jahr lief es gar nicht. Sowohl im Nations Cup als auch in der Einzelwertung schied er in der Vorrunde aus. Für Furore sorgte er trotzdem, denn er filmte mit einer Kopfkamera sein komplettes Wochenende in Düsseldorf. Vom Pinkeln am Morgen über Smalltalk mit Schumacher oder Vettel, bis hin zu Onboard-Aufnahmen seiner Trainingsfahrten. Alles auf Youtube zu sehen - es lohnt sich!
Nummer 2: Bang!
Unfälle gehören zum Race of Champions dazu. Der enge Stadionkurs lädt quasi dazu ein. 2010 hat es zweimal sogar sehr heftig gekracht. Der erste Unfall war kurios.
RoC-Erfinderin Michele Mouton wollte am Samstag in ihrem legendären Audi Quattro, in dem sie zur erfolgreichsten Rallye-Fahrerin aller Zeiten avancierte, ein paar Showrunden drehen. Dumm nur, dass sie in einer engen Kurve zu weit auf den hohen Randstein kam und die sündhaft teure Karre vor den Augen von über 35.000 Zuschauern aufs Dach legte.
Was ihr sichtlich peinlich war. Und Michael Schumacher konnte zu allem Überfluss seine Schadenfreude nur schwer verbergen. Sein schelmischer Gesichtsausdruck sprach Bände. Offiziell gab er zu Protokoll: "Das tut mir natürlich leid für Michelle. Zunächst sah die Zweirad-Einlage fast beabsichtigt aus, dann ist es aber leider schief gegangen."
Der zweite Crash war deutlich heftiger. Am Sonntag krachte Heikki Kovalainen mit ziemlich hohem Tempo in die Absperrung, nachdem an seinem Audi R8 durch eine Mauerberührung die Radaufhängung gebrochen war. Besonders brisant: Ausgerechnet bei dieser Fahrt hatte er seine Freundin als Beifahrerin dabei. Sie holte sich einige Prellungen ab und war danach in der Driver's Lounge nur noch auf Krücken unterwegs.
Kovalainen wirkte zunächst unbeeindruckt, gab aber später zu, direkt nach dem Crash rund zehn Sekunden bewusstlos gewesen zu sein. Seine Freundin musste ihn erst wieder wachrütteln. Heftig, aber zum Glück für alle Beteiligten ohne Spätfolgen.
Nummer 3: Who the fuck is Albuquerque?
Der Siger des Race of Champions 2010! So weit, so gut. Mehr wusste über ihn in der Schar angesehener Motorsport-Journalisten aber niemand. Nur Achselzucken. In seiner Pressekonferenz wollte auch nur eine Handvoll Schreiberlinge mehr über ihn erfahren. Dumm, wenn gleichzeitig, die komplette deutsche Journaille auf die geschlagenen Schumacher und Vettel wartet.
Wir haben uns erbarmt und uns ein wenig schlau gemacht. Albuquerque ist 25 Jahre alt und feierte seine größten Erfolge in der mittlerweile abgeschafften A1GP-Serie, die für Deutschland Nico Hülkenberg einmal gewonnen hat. 2010 landete seine Karriere in Formel-Autos in einer Sackgasse und er schlug sich als Tourenwagen-Pilot in der italienischen GT-Meisterschaft in einem Audi R8 durch. Kein Wunder also, dass er Vettel in diesem Auto geschlagen hat. Was Albuquerque 2011 machen wird, weiß er noch nicht.
"Allein hier zu sein und gegen solche Champions fahren zu dürfen, war schon ein Privileg für mich. Die dann auch noch zu schlagen, war unglaublich", sagte der Portugiese, der sich über reguläre Ausscheidungsrennen in Portimao für den Event in Düsseldorf qualifizieren musste. "Keine Ahnung, ob mir dieser Sieg Türen öffnen wird. Ich weiß natürlich, was ich will, aber ich muss abwarten, ob ich das auch bekomme."
Zumindest die Titelverteidigung sollte aber drin sein, oder? "Vielleicht ist es ja wie im Fußball, dass der Titelverteidiger automatisch fürs nächste Jahr qualifiziert ist. Mal sehen, denn es ist klar, dass ich keinen großen Namen habe wie die anderen", sagte Albuquerque.
Es könnte natürlich sein, dass Vettel und Schumacher ihr Veto einlegen, immerhin hat der Portugiese ihnen die deutsche Party vermasselt. Und er hat auch noch gegen den großen Schumi gestichelt, als er sagte: "Sollte die Party am Samstag tatsächlich Schumachers Leistung beeinträchtigt haben, sollte er doch eigentlich erfahren genug sein zu wissen, dass er eben nicht auf so eine Party gehen sollte."
Was es damit auf sich hat? Dazu später mehr.
Nummer 4: Vergesst das mit dem Klimaschutz!
Ja, es ist keine besonders vorbildliche Botschaft, aber lügen bringt ja auch nichts. Die Fans des Race of Champions stehen nämlich einfach überhaupt nicht auf umweltfreundliches Autofahren. Wer einen Beweis dafür brauchte, war am Sonntag bei einem Showrennen zweier Elektrosportwagen der Firma Tesla genau richtig.
Absolut lautlos bewegten sich die beiden Flitzer über den Kurs. Beeindruckend, wie schnell sie dabei waren. Aber anstatt das zu würdigen, stimmten die Fans ein gellendes Pfeifkonzert an. Motorsport ohne Krach und Gestank, das ging ja gar nicht!
Entsprechend frenetisch wurde Vettel bei seinem Showrun im Formel-1-Boliden gefeiert. In einer Lautstärke, die körperlich wehtat, drehte er einen Donut nach dem anderen und erzeugte damit unter dem geschlossenen Dach eine ätzende Rauchwolke, die sich ungefähr eine halbe Stunde hielt. "Sorry für den Nebel. Ich glaube, die Leute haben ein paar Minuten lang nichts gesehen", entschuldigte sich Vettel.
Keine Ursache, immerhin konnten die Fans ja alles hören und riechen. Nicht so wie bei den blöden Elektro-Kutschen, die sie nur sehen konnten.
Nummer 5: Wenn der Schumi mit dem Basti
Schumacher und Vettel waren ganz klar das Traumpaar der Düsseldorfer. Fast so wie Prinz William und Kate Middleton in England. Nur eben im Auto und nicht bei Hofe. Beide betonten am Wochenende immer wieder, was für gute Kumpels sie doch sind. Vettel lobte Schumacher als Inspiration für seine eigene Karriere. Dazu noch der gemeinsame Sieg beim Nations Cup, der vierte in Folge und für Schumi das "Highlight des Wochenendes".
Doch dann kam das direkte Duell im Viertelfinale des Einzels und es war vorbei mit der Freundschaft. Vettel musste kurzfristig das Auto wechseln und handelte mit dem Streckenchef eine Aufwärmrunde extra aus. Nach dem Motto: "Wenn du Michael schlagen willst, muss du alles ausreizen." Schumi wäre aber nicht ein Meister des Psychokrieges, wenn er nicht seinerseits den Streckenchef herbeiwinken und auch für sich eine neue Aufwärmrunde herausschlagen würde. Ein tolles Schauspiel der beiden.
Im Rennen ging es dann ganz eng zu, am Ende hatte aber Vettel unter dem Jubel der Fans die Nase vorn. "Das war die Revanche für das vergangene Jahr", sagte Vettel, der 2009 im gleichen Auto gegen Schumacher verloren hatte.
Schumi schob die Pleite weniger auf das Auto als auf seinen Zustand nach der Fahrer-Party am Vorabend. "Ich habe den Abend sehr genossen und bin daher auch etwas müde", sagte er. Nur müde oder auch ein bisschen verkatert? "Ich bin vom Alkohol komplett weg. Ich weiß gar nicht, wie der aussieht", beteuerte der Rekordchampion.
Und wer will ihm da widersprechen?