Sandro Cortese hat sich mit seinem ersten Grand-Prix-Sieg in der Motorrad-WM selbst überrascht. "Eigentlich wollte ich nur aufs Podium fahren", sagte der Aprilia-Pilot nach seinem umjubelten Triumph beim Großen Preis von Tschechien.
Sechs Jahre nach dem Aufstieg in die Weltmeisterschaft feierte der 21-Jährige am Sonntag in der 125ccm-Klasse seine Premiere als Rennsieger, Cortese ist gestärkt aus der Sommerpause zurückkehrt.
Heimrennen am Sachsenring noch enttäuschend
Der Erfolg in Brünn kam unerwartet, nach dem enttäuschenden Wochenende beim Heimrennen vor vier Wochen hatte es nicht so ausgesehen, als würde es für den Italo-Schwaben in diesem Jahr mit dem ersehnten Sieg klappen. Cortese hatte damals nicht erst nach seinem Sturz im Rennen rat- und kraftlos gewirkt.
"Bei uns ist es nicht mehr vorwärts gegangen", sagt er rückblickend. "Wir waren schon vor dem Rennen auf dem Sachsenring in einem kleinen Loch, und als dann dort auch nicht alles so funktionierte, wie wir es uns vorgestellt hatten, war die Luft raus", bestätigte Teamchef Dirk Heidolf den Eindruck.
Cortese: "Wollte Freude zurückgewinnen"
"Es war für alle klar, dass wir mit vollen Akkus ab Brünn wieder angreifen müssen", sagte Heidolf weiter. Vor allem Cortese, der in Tschechien an der Strecke von seinem Vater Antonio unterstützt wurde, nutzte die Pause, um den Kopf wieder freizubekommen: "Ich wollte endlich die Freude am Motorradfahren zurückgewinnen."
Handy und Computer blieben aus, Cortese tauchte ab und fuhr eine Woche zu seiner Oma nach Italien. "Ich habe nach und nach wieder mehr Kraft gespürt", erzählte er nun. Mit neu gewonnener Energie klappte die Umsetzung perfekt. "Obwohl wir nichts am Motorrad verändert haben, lief alles eins zu eins so, wie wir es uns vorgenommen hatten", sagte Heidolf zufrieden.
Nur 35 Punkte Rückstand auf WM-Spitze
Mit dem Coup von Brünn war zwar im Vorfeld nicht zu rechnen, aber er kam zum bestmöglichen Zeitpunkt. Im ersten Lauf nach der vierwöchigen Pause strich Cortese wertvolle 25 Punkte ein, in der zweiten Saisonhälfte kann der WM-Vierte damit noch einmal richtig angreifen.
35 Punkte liegt Cortese (131) hinter Spitzenreiter Nicolas Terol (Spanien/Aprilia), sieben Rennen stehen noch aus.
Zu sehr will sich Cortese mit der Tabelle aber nicht beschäftigen: "Wir müssen jetzt realistisch von Rennen zu Rennen schauen und dürfen nicht nur die Gesamtwertung im Blick haben." Verbissen hatte der Berkheimer mit dem Franzosen Johann Zarco um den Sieg gekämpft, vor der Zielgeraden wehrte er auch den letzten Angriff des Derbi-Piloten ab.
Cortese dritter deutscher GP-Sieger 2011
Damit machte er es Stefan Bradl nach. Auch der aktuelle Moto2-Spitzenreiter aus Zahling hatte seinen ersten Grand Prix vor drei Jahren in Brünn geholt.
Cortese ist nach Bradl und seinem 125er-Konkurrenten Jonas Folger (Schwindegg) bereits der dritte deutsche Sieger in der laufenden Motorrad-Saison. Bradl stand bei der Siegerehrung schon viermal ganz oben und hat beste Aussichten auf den Titelgewinn, Folger holte sich in Silverstone den ersten Karriereerfolg.
Die Saison der 125er-Klasse im Überblick