Martin Tomczyk greift nach DTM-Krone

SID
Martin Tomczyk hat neun Punkte Vorsprung auf den Mercedes-Rivalen Bruno Spengler
© Getty

Wenn Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich gerade gemütlich beim morgendlichen Kaffee im Hotel sitzt, könnte Martin Tomczyk die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft für die Ingolstädter gewinnen.

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Wolfgang Ullrichs größte Sorge ist vermutlich, dass ihm am Sonntag vor Freude nicht gleich das Frühstücks-Ei vom Tisch rollt. Wenn der Audi-Sportchef gerade gemütlich beim morgendlichen Kaffee im Hotel sitzt, könnte Martin Tomczyk die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft für die Ingolstädter gewinnen. Der Zeitunterschied macht's möglich.

Wenn Tomczyk am Sonntag (Start 14 Uhr) in Valencia seinen Traum vom DTM-Titel verwirklichen will, gibt sein Chef nicht wie gewohnt vom Kommandostand an der Boxenmauer seine Befehle. Diesmal drückt Ullrich knapp 8000 Kilometer entfernt in den USA die Daumen. Der Sportchef hat sich für das prestigeträchtige Sportwagen-Rennen Road Atlanta entschieden, wo Audi an diesem Wochenende ebenfalls am Start ist.

Anweisungen per Telefon und Internet

Per Telefon und Internet wird Ullrich zwar sofort über alles in der DTM informiert, doch so ganz wohl ist ihm dabei doch nicht. "Vielleicht wollen die mich gar nicht mehr wieder haben, wenn der Martin den Titel holt", sagt der Österreicher mit einem Augenzwinkern im dapd-Interview.

Die Chancen, dass Tomczyk bereits vor dem großen Saisonfinale am 23. Oktober in Hockenheim alles klarmacht, stehen nicht schlecht. Der 29-Jährige aus Rosenheim hat neun Punkte Vorsprung auf den Mercedes-Rivalen Bruno Spengler (Kanada). Sollte Tomczyk in Valencia gewinnen, hätte er seinen ersten DTM-Titel definitiv eingefahren. Und das, obwohl der Sportchef nicht dabei ist. "Na ja, das würde ich ihm wahrscheinlich verzeihen", sagt Ullrich mit einem Lächeln.

Dass Tomczyk zum Titel-Kandidaten aufsteigen könnte, hat Ullrich nicht für unmöglich gehalten. "Dass er die fahrerischen Fähigkeiten zum Tourenwagen-Meister hat, stand für mich immer außer Zweifel", sagt der Audi-Sportchef. Dabei muss Tomczyk mit einem Jahreswagen über die Runden kommen. Das heißt: Er fährt einen Audi A4 Baujahr 2008, während seine prominenteren Markenkollegen wie Timo Scheider und Mattias Ekström in Autos aus der aktuellen Serie sitzen. "Dass es mit dem neuen Team so gut funktionieren würde, war meine Hoffnung. Gewusst habe ich es natürlich auch nicht", sagt Ullrich.

Ullrich warnt: Noch ist nichts entschieden

Noch sei die Meisterschaft nicht entschieden, warnt Ullrich. Wenn Tomczyk aber so weitermache, habe er sicher ganz gute Chancen. Für den Sportchef wäre der Erfolg keine Überraschung: "Dass Martin jetzt an der Spitze steht, ist kein Zufall. In diese Position hat er sich durch seine Leistungen selbst gebracht."

An der Hierarchie im Audi-Team würde der Titel nichts ändern, sagt Ullrich. 2012, wenn BMW als dritter Hersteller in der DTM mitmischt, gehe es wieder bei null los. "Bei uns hat jeder Fahrer die gleichen Chancen, sich in eine gute Position zu bringen. Da macht es keinen Unterschied, ob er im Vorjahr Meister war oder nicht", sagt der Audi-Sportchef.

Tomczyks Titel-Trophäe würde bei Ullrich einen ganz besonderen Platz bekommen. "Wenn wir den Titel im letzten Jahr der alten DTM gewinnen, und das sogar noch mit einem Vorjahres-Fahrzeug - ich glaube, dann hätte er sicher einen ganz besonderen Wert", sagt der Sportchef, der Tomczyk obendrein eine Arbeitsplatz-Garantie geben würde: "Als Meister hat man immer gute Chancen. Den würde man sicherlich ungern nicht einsetzen.

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