Martin Tomczyk hat gleich den ersten Matchball genutzt und sich vorzeitig seinen ersten Titel in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft gesichert. Dem Sohn von ADAC-Motorsportpräsident Hermann Tomczyk genügte beim Sechsfach-Sieg von Audi im vorletzten Rennen in Valencia ein dritter Platz, um bereits vor dem Saisonfinale am 23. Oktober auf dem Hockenheimring alle Zweifel zu beseitigen.
"Jetzt hammas, der gehört auch euch", rief er über den Boxenfunk und ballte dabei immer wieder ungläubig die Faust. Von der Gegenseite schmetterte man ihm ein Ständchen entgegen: "Es gibt nur ein Martin Tomczyk." Sein Bruder Tobias und seine Verlobte Christina Surer empfingen Tomczyk in der Boxengasse.
"Jetzt wird richtig gefeiert"
"Das ist alles schwer zu erklären", sagte der neue Meister völlig außer Puste: "Wenn es um die Meisterschaft geht, sind es die längsten Runden. Die 19 kamen mir vor wie zwei Rennen. Aber es war ein perfektes Rennen, mein Team hat einen Super-Job gemacht."
Teamchef Ernst Moser versprach: "Jetzt wird richtig gefeiert!" Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich ließ sich aus den USA via ARD direkt per Telefon zuschalten. "Du weißt, dass ich mich für dich besonders freue", sagte er. Auch Audi-Chef Rupert Stadler gratulierte umgehend "herzlich zu dieser großartigen Leistung. Dieser Titel krönt schon jetzt ein erfolgreiches Audi-Motorsportjahr."
Spengler ist ein fairer Verlierer
Rivale Bruno Spengler (Kanada/Mercedes) belegte nur Rang sieben. Der 29 Jahre alte Rosenheimer Tomczyk ist der erste Meister in einem Jahreswagen. Zudem fiel die Entscheidung erstmals seit fünf Jahren bereits vor dem letzten Rennen. Für Tomczyk, zweiter bayerischer Meister in der DTM nach Hans-Joachim Stuck 1990, sprach in diesem Jahr die Konstanz: Er punktete als einziger Pilot in jedem Rennen und war dabei nie schlechter als Fünfter.
"Es ist schade und hart", sagte Spengler: "Aber ich bin ein Kämpfer. Ich will jetzt in Hockenheim einen Sieg zum Abschluss und im nächsten Jahr greifen wir wieder voll an. Bis auf die letzten Rennen war auch das eine gute Saison." So sah es auch Mercedes-Sportchef Norbert Haug, "aber wir haben uns ein bisschen im Weg gestanden, das kommt vor." Vor der Leistung Tomczyks und dessen Team zog er den Hut.
Ekström gewinnt in Valencia
Das zweite Rennen in Valencia gewann wie schon die Premiere im Vorjahr der Schwede Mattias Ekström im Audi, der nach einer souveränen Vorstellung bei zwei Punkten Rückstand auf Spengler vor dem letzten Rennnen noch um die Vize-Meisterschaft kämpft. "Martin hat richtig viel Pech gehabt, er hat das verdient. Alle freuen sich für ihn, ich auch", sagte Ekström über den neuen Meister.Die beiden Titelaspiranten verbesserten sich beim Start um zwei Positionen. Tomczyk war Achter, Spengler Zehnter. Dann machte der Audi-Pilot schnell zwei weitere Positionen gut, Spengler steckte auf der gegen den Uhrzeigersinn zu fahrenden Strecke dagegen auf dem zehnten Rang fest und verlor mehr und mehr an Boden. Schon nach wenigen Metern war Tomczyk virtuell Meister.
Bei Audi wird kräftig Bier gezapft
Spengler zögerte den ersten Boxenstopp drei Runden länger hinaus, doch auch dies nutzten ihm wenig. Nach der Hälfte der Strecke - außer dem zu diesem Zeitpunkt führenden Timo Scheider waren bereits alle Piloten in der Box gewesen - lag Tomczyk als Sechster weiter deutlich vor Spengler auf Rang elf. Leise Hoffnung witterte der Kanadier, als er bei einem gemeinsamen Stopp im Italiener Edoardo Mortara einen Audi-"Bodyguard" Tomczyks kassierte.
Der neue Meister zog in der 28. Runde an Coulthard und van der Zande vorbei und war somit Vierter, kurz danach sogar Dritter. Spengler lag sieben Plätze dahinter. Der Rest des Rennens wurde somit zur Triumph-Fahrt für den Rosenheimer.
In der Audi-Hospitality wurde schon mehrere Runden vor Ende kräftig Bier vorgezapft, die Verlobte hielt es vor Nervosität kaum aus. "Es ist aufregend. Aber jetzt packt er es", sagte Surer zwei Runden vor Schluss.
Die DTM-Tabelle im Überblick