Monatelang brodelte die Gerüchteküche, nun ist der Tapetenwechsel für DTM-Star Bruno Spengler perfekt. Der 28 Jahre alte Kanadier kehrt nach insgesamt neun Jahren Mercedes den Rücken und sucht beim Erzrivalen BMW eine neue Herausforderung. Für die Münchner, die 2012 ihr Comeback in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft feiern, soll Spengler wertvolle Aufbauhilfe leisten. Mit einer Bilanz von neun Siegen und zwei Vize-Meisterschaften in sechs Jahren DTM wird ihm dies wohl nicht übermäßig schwerfallen.
"Außerhalb der eigenen Reihen war Bruno Spengler einer unserer absoluten Wunschkandidaten. Trotz seines jungen Alters bringt er eine Menge DTM-Erfahrung mit, die uns in der Entwicklungsphase und an den Rennwochenenden ganz sicher zu Gute kommen wird.
Drei von sechs Cockpits vergeben
Deshalb haben wir nicht gezögert, ihn zu verpflichten, als sich die Gelegenheit bot", sagte BMW-Motorsportdirektor Jens Marquardt über seinen Neuzugang, der bei den Münchnern an die Seite der BMW-Urgesteine Andy Priaulx (Großbritannien) und Augusto Farfus (Brasilien) treten wird. Die restlichen drei der insgesamt sechs BMW-Cockpits sind noch unbesetzt.
Spengler, der sich aus vertraglichen Gründen noch nicht zu dem Wechsel äußert, hatte bereits im letzten Winter über eine Luftveränderung und einen Wechsel in die amerikanische NASCAR-Serie nachgedacht. Das Saisonfinale 2010 war so gar nicht nach seinen Vorstellungen verlaufen. Statt den Titel zu holen, reichte es in Shanghai nur zum dritten Platz.
Spengler blieb aber bei Mercedes und lag in diesem Jahr nach zwei Siegen, zwei zweiten, einem dritten und einem vierten Platz in den ersten Rennen erneut auf Meisterschaftskurs. Danach holte er aber nur noch vier Punkte, verlor das Titelrennen gegen Audi-Pilot Martin Tomczyk (Rosenheim) und Gesamtrang zwei noch an dessen Markenkollegen Mattias Ekström (Schweden).
Haug wünscht Spengler alles Gute
Schon 2006 und 2007 hatte Spengler jeweils als Vize-Meister die DTM-Krone verpasst. "Ja, ich war schon zweimal nahe dran, aber besser zweimal Zweiter als zweimal Fünfter", hatte der fast immer freundliche Franko-Kanadier dazu vor einigen Wochen gesagt. Die schon lange andauernden Spekulationen über seinen Wechsel zu BMW hatte er von sich weggeschoben. "Natürlich sind so viele Gerüchte manchmal nervig. Aber das ist keine neue Situation für mich, und daher habe ich gelernt, damit umzugehen", sagte Spengler und wies immer wieder darauf hin, dass die Entscheidung erst nach Saisonende fallen werde.
Nun, drei Tage nach dem letzten Rennen in Hockenheim, wurde die Katze aus dem Sack gelassen, und Mercedes-Sportchef Norbert Haug wünscht Spengler auch beim neuen alten Konkurrenten alles Gute.
"Bruno hat mir gesagt, dass er eine neue Herausforderung suchen will, und nach neun Jahren gemeinsamer und erfolgreicher Arbeit in Formel 3 und DTM haben wir das akzeptiert", sagte Haug: "Unser Verhältnis zu ihm und sein Verhältnis zu uns wird immer ein ganz spezielles bleiben. Bruno und mich verbindet eine tiefe und ehrliche Freundschaft, und diese bleibt garantiert bestehen."
Mercedes hat bislang für 2012 erst Gary Paffett (Großbritannien) und Ralf Schumacher (Kerpen) als Fahrer bekannt gegeben. Paffetts Landsleute Jamie Green, David Coulthard und Susie Wolff haben aber wohl auch gute Chancen auf eines von insgesamt möglicherweise acht Autos.
Audi hat noch keinen Fahrer bestätigt, allerdings dürften der neue Meister Martin Tomczyk, die zweimaligen Champions Ekström und Timo Scheider (Braubach) sowie Mike Rockenfeller (Neuwied) gesetzt sein. Weitermachen darf wohl auch die Schweizerin Rahel Frey.
Gesamtwertung in der DTM