Mit Ruhe und Gemütlichkeit

Von SPOX
Bruno Spengler (M.) hatte auf dem Oktoberfest sichtlich seinen Spaß
© Getty

Die DTM befindet sich in der heißen Phase - und BMW ist mittendrin. Bruno Spengler kämpft im Titelrennen gegen die Geister der Vergangenheit. Neue Kraft schöpft der Kanadier aus der Wellness-Oase im eigenen Team.

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Bruno Spengler fand sich in gewohnter Umgebung sofort zurecht. Das Lenkrad fest in den Händen wich er den "Konkurrenten" gekonnt aus und behielt die Nerven. Nur eines war anders als sonst: Eine kreischende Katarina Witt hat der BMW-Pilot bei den DTM-Rennen eigentlich nie an seiner Seite.

Der Ausflug auf das Münchner Oktoberfest anlässlich des jährlichen Wiesn-Sport-Stammtisches machte Spengler und seinen BMW-Kollegen Augusto Farfus, Andy Priaulx, Martin Tomczyk und Dirk Werner sichtlich Spaß.

Eine Runde im Autoscooter, eine rasante Abfahrt auf der "Münchner Rutschn" oder das eine oder andere herzhafte Schmankerl aus der bayerischen Küche - das BMW-Quintett ließ eine Woche vor dem vorletzten Saisonrennen in Valencia die Seele baumeln.

Wie Karneval in Brasilien

Und das sogar mit Erlaubnis von ganz oben, wie BMW-Motorsportchef Jens Marquardt betonte: "Unseren DTM-Fahrern macht es wahnsinnig viel Spaß, einen Tag auf der Wiesn zu verbringen. Es tut gut, mal abzuschalten."

Während sich Farfus an den Karneval in Brasilien erinnert fühlte, konnte sich Spengler bei seiner Oktoberfest-Premiere vor allem an der holden Weiblichkeit begeistern: "Mir gefällt die Wiesn sehr, vor allem die vielen hübschen Frauen in ihren Dirndln."

Es gibt momentan sicherlich Schlimmeres, als in der Haut des Kanadiers zu stecken. Denn auch sportlich läuft es wie am Schnürchen. Nach dem Sieg in Oschersleben vor zwei Wochen liegt Spengler in der Gesamtwertung nur noch elf Zähler hinter Spitzenreiter Gary Paffett auf Platz zwei.

Das Ende einer achtjährigen Reise?

"Ich bin überwältigt. Das war ein super Rennen von Bruno. Ein Kompliment für diese wahnsinnig gute Leistung", jubelte Marquardt nach dem Rennen ausgelassen.

Die Euphorie des Motorsportchefs ist einfach zu erklären. Was zu Beginn des Jahres noch illusorisch erschien, ist nun zum Greifen nahe: BMW hat tatsächlich im ersten Jahr nach seinem DTM-Comeback die Möglichkeit, aus eigener Kraft die Meisterschaft zu gewinnen. Mit zwei Siegen in den letzten beiden Rennen wäre Spengler der Titel nicht zu nehmen.

Das Happy End einer achtjährigen Reise wartet auf den 29-Jährigen. Seit 2005 ist Spengler in der DTM unterwegs, zuerst bei Mercedes, seit dieser Saison für BMW. Die Situation, kurz vor dem Ende um den Titel zu kämpfen, ist ihm dabei nur allzu bekannt.

Bittere Erlebnisse bei Mercedes

2010 verlor er das direkte Duell gegen Paul di Resta, weil er beim letzten Rennen in Shanghai die Nerven verlor und seinen Wagen in die Mauer setzte. Ein Jahr später platzte der Traum erneut. Diesmal streikte die Technik bei seiner C-Klasse und machte Spengler einen Strich durch die Rechnung.

Damals profitierte ausgerechnet sein heutiger Marken-Kollege Martin Tomczyk, der sich im Anschluss die DTM-Krone aufsetzte. Der gebürtige Rosenheimer könnte auch in diesem Jahr eine Schlüsselrolle einnehmen. Als Spenglers Adjutant soll Tomzcyk der Mercedes-Konkurrenz wichtige Punkte klauen.

Während sich Spengler allerdings noch in Zurückhaltung übt, hören die Lobgesänge auf ihn im eigenen Team kaum noch auf. Gerade seine Qualifying-Leistungen sorgen regelmäßig für offene Münder in der BMW-Box.

Der König des Qualifyings

"Der Faktor Spengler ist einfach, dass dieser Teufelskerl das Auto samstags so derartig auf die Pole haut. Und am Sonntag ohne Fehler bleibt", so Marquardt. Dreimal startete Spengler in dieser Saison von ganz vorne. Dreimal gewann er. Insgesamt hat er bereits 14 Pole Positions in der DTM zu Buche stehen.

Auch Charly Lamm, Chef vom Team Schnitzer-BMW, kann sein Glück kaum fassen: "Unglaublich, wie Bruno uns da reinzieht. Bruno ist der Katalysator. Er hat die Erfahrung. Viele unserer Ingenieure natürlich auch. Aber Bruno als unseren Fahrer, den müssen wir quasi liebhaben."

Die Wellness-Oase, von der bei seinem Team immer wieder die Rede ist, scheint Spengler zu beflügeln. "Ich fühle mich bei BMW sehr, sehr wohl", so der Titelaspirant.

Die Suche nach der Balance

Den nächsten Beweis dafür kann er auf dem "Circuit de la Comunitat" antreten. "Valencia ist eine sehr spezielle, aber durchaus interessante Strecke. Neben einer schnellen Kurve gibt es vor allem viele langsame Passagen. Der Kurs ist technisch anspruchsvoll und verlangt uns fahrerisch eine Menge ab", so Spengler.

"Entscheidend wird sein, die richtige Balance für das Auto zu finden. Gelingt uns das, kann ich sicher wieder vorne angreifen." Auf eine Eisprinzessin als Beifahrerin muss er dann allerdings verzichten.

Der aktuelle Stand in der Meisterschaft

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