Hallo Motorsport-Fans,
Das war's. Meine erste Saison mit BMW in der DTM ist vorüber. Es war vom ersten Tag an ein großes Abenteuer, Teil des Comebacks von BMW nach fast 20 Jahren DTM-Abstinenz zu sein.
Wer hätte denn im Ernst gedacht, dass wir gleich im ersten Jahr um den Titel fahren und am Ende sage und schreibe drei gewinnen? Ich mit Sicherheit nicht.
Glückwunsch an Bruno Spengler, für alles, was er erreicht hat. Niemandem übergebe ich meine Startnummer 1 lieber als ihm. Ich selbst hatte tolle Rennen, vor allem meinen ersten Podiumsplatz in Spielberg, aber auch die Rennen auf dem Noris- und auf dem Nürburgring, bei denen ich es ebenfalls aufs Podest Dgeschafft habe. Leider hatte ich auch einige Male Pech mit Ausfällen, weswegen ich meinen Titel nicht verteidigen konnte.
Mir werden aus diesem Jahr eine Menge Momente im Gedächtnis bleiben. Die Top Fünf will ich an dieser Stelle näher erläutern. Übrigens: Der größte Moment hat nicht das Geringste mit Motorsport zu tun...
Platz 5: Den Moment hatte ich schon, bevor die Saison so richtig angefangen hatte. Am Donnerstag vor dem Auftaktrennen in Hockenheim, als ich zum ersten Mal in der neuen Konstellation mit dem dritten Hersteller und in BMW-Kluft ins Fahrerlager gekommen bin.
Diese neue Atmosphäre aufzusaugen, den frischen Wind der neuen DTM im Gesicht zu spüren. Die Massen von 142.000 Zuschauern am Rennwochenende haben bewiesen, dass die DTM mit BMW als drittem Hersteller an Anziehungskraft gewonnen hat.
Die Fans sind in der Hoffnung auf eine spannende Saison gekommen - und wir haben sie ja auch nicht enttäuscht. Und um Gerüchten vorzubeugen: Ich hatte keinerlei Probleme damit, die richtige Box zu finden... (lacht)
Platz 4: Der Sieg von Bruno Spengler am Lausitzring. Die Freude war danach bei uns allen riesig. Nicht nur bei Bruno oder bei seinem Team Schnitzer. Sondern bei allen Mitarbeitern von BMW Motorsport - auch bei uns anderen Fahrern. So früh in der ersten Saison schon ein Rennen zu gewinnen, war sensationell.
Denn die Ungewissheit, wie konkurrenzfähig wir sein werden, war vor der Saison schon recht groß. Wobei: Wenn ich der erste Sieger gewesen wäre, wäre der Moment sicher auf Platz eins gewesen... (lacht)
Platz 3: Auch wenn es für mich am Schluss negativ ausgegangen ist, war es das Rennen auf dem Norisring. Die Situation, das ganze Rennen über zu führen und dann in der letzten Kurve noch überholt zu werden, möchte ich als Rennfahrer nicht noch einmal erleben.
Aber verlieren gehört nun einmal genauso zum Motorsport dazu wie gewinnen. In diesem Fall habe ich verloren, aber das hat mich geprägt. Es hat mir gezeigt, dass ich auch nach zwölf Jahren in der DTM immer noch dazulernen muss.
Platz 2: Ganz klar der Gewinn der Titel. Was für ein unglaublicher Tag, was für ein Comeback! Aber ich hätte das Saisonfinale auch an Platz zwei gesetzt, wenn es für Bruno und BMW nicht gereicht hätte.
Denn allein nach Hockenheim gekommen zu sein und die Chance zu haben, um den Titel zu kämpfen, ist schon sensationell genug gewesen. Ein beispielloses Ende der ersten Saison von BMW in der neuen DTM.
Platz 1: Der hat überhaupt gar nichts mit Motorsport zu tun. Meine haushohe Nummer eins in diesem Jahr ist die Vorfreude auf die Geburt meines ersten Kindes. Motorsport ist meine große Leidenschaft und ich betreibe diesen Sport unglaublich gerne, aber ich habe in diesem Jahr gemerkt, dass es Dinge gibt, die über allem stehen.
Ich habe auch so spektakuläre Dinge wie Schwerelosigkeit bei einem Parabelflug oder Tauchen mit Haien ausprobiert. Aber so viel, wie das Gefühl, Vater zu werden, kann mir nichts anderes geben - nicht einmal der von mir so geliebte Motorsport.
Wenn ich mich das nächste Mal melde, bin ich vielleicht schon Vater und kann von meinen ersten Erfahrungen berichten. Bis dahin drückt uns die Daumen, dass alles gut geht!
Euer
Martin Tomczyk