"Zlatan ist schon ein cooler Hund"

Von Interview: Florian Regelmann
Mattias Ekström mit Audi-Kollege Timo Scheider vor dem Wembley Stadion
© imago

Mattias Ekström gehört als zweimaliger Champion zu den großen Stars der DTM-Szene. Im SPOX-Interview spricht der Audi-Pilot über seine Karriere, einen Sieg gegen Michael Schumacher, Zlatan Ibrahimovic und Fußballspiele, die ihn nicht interessieren.

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SPOX: Herr Ekström, wie fällt nach den ersten drei Rennen Ihr Zwischenfazit aus?

Mattias Ekström: Wenn Sie mir vor der Saison gesagt hätten, meine ersten drei Platzierungen wären 5, 7 und nichts, hätte ich geantwortet: Nein, danke. Das war und ist sicher nicht mein und unser Anspruch. In Hockenheim hatte ich ein gutes Gefühl und war gut dabei, da habe ich mir selbst ein paar Eigentore geschossen. In Brands Hatch gab es ein paar Probleme mit dem Auto. Und in Spielberg haben wir es im Qualifying einfach nicht auf den Punkt gebracht. Dafür war es dann am Sonntag umso besser. Wenn ich mir überlege, wann ich in meiner Karriere mal von 15 auf 5 gefahren bin und wann ich so viel Spaß im Auto hatte - das ist ewig her. Wir haben jetzt genug Daten gesammelt, um eine Analyse machen zu können. Jetzt müssen wir schauen, was möglich ist. BMW macht einen starken Eindruck, aber sie waren ja letzte Saison auch schon gut. Mich überrascht nur, dass Glock und Wittmann mit Spengler auf dem Podium stehen, ich hätte eher mit Farfus und Tomczyk gerechnet.

SPOX: Wie sind die ersten Erfahrungen mit den Option-Reifen und mit DRS?

Ekström: Es ist sicher im Großen und Ganzen ein Schritt nach vorne, der für mehr Spannung sorgt. Es ist gut, dass es keine lange Schlange mehr gibt, hinter der man einfach nur her fährt. Ich bin aber auch der Meinung, dass es noch nicht zu hundert Prozent perfekt läuft, es gibt schon noch Verbesserungspotenzial.

SPOX: Wo genau?

Ekström: Ich kann zum Beispiel nicht verstehen, warum man DRS in den letzten Runden nicht mehr verwenden darf. So ist es nur noch ein Transport bis zum Ziel, damit tötest du doch die Spannung. Das finde ich nicht so lustig. Was die Reifen angeht, wäre ich dafür, dass man beide verwenden muss, aber dass man selbst entscheiden kann, wie viele Stopps man macht. Auf gewissen Strecken kommst du besser klar mit einem Stopp, auf anderen besser mit zwei Stopps. Die Strategie sollte den Teams überlassen werden.

SPOX: Wenn wir uns Ihre Karriere noch mal anschauen: Ihren ersten Sieg feierten Sie 2002 in Zandvoort. Die Premiere ist immer besonders. Wie sind Ihre Erinnerungen?

Ekström: Es ist lustig, wenn ich mich an die Anfänge erinnere. Es war alles ganz anders damals. Wenn du gewonnen hast, gab es eine Party bis tief in die Nacht und es wurde auf den Tischen getanzt. Heute ist alles viel kontrollierter. Für die jungen Wilden, die heute in die DTM kommen, ist es ganz anders, als es für uns früher war. Heute wird erwartet, dass von Anfang bis Ende alles perfekt ist. Früher war alles etwas lockerer.

SPOX: Ihren ersten DTM-Titel haben Sie dann 2004 gefeiert. Damit muss ein Traum in Erfüllung gegangen sein, oder?

Ekström: Klar, es war ein Traum von mir, Meister zu werden, als ich meine Karriere gestartet habe. Als es dann geklappt hat, war es sehr emotional. Für mich, aber auch für Audi mit einem unglaublichen Comeback in der DTM. Ich habe den Erfolg ein paar Monate genossen, dann ging es aber auch schon wieder weiter. Seit 2004 ist die Zeit verdammt schnell vorbei gegangen.

SPOX: Der zweite Titel folgte 2007. Diesmal gewannen Sie nur ein Rennen, Ihre Konstanz machte den Unterschied.

Ekström: Die Konstanz war 2007 extrem wichtig. Das Punktesystem war ein bisschen anders, aber insgesamt galt wie heute auch, dass es ein großer Vorteil ist, wenn du dir über das Jahr nur wenige Fehler erlaubst. Auch der zweite Titel war großartig, wie sagt man so schön: Einmal ist keinmal und zweimal ist zweimal. (lacht) Eine große Party gab es danach eigentlich nicht, ich bin nicht so der große Party-Mensch, ich genieße den Erfolg mehr in der Ruhe. Aber ein bisschen haben wir schon gefeiert, das ist auch klar.

SPOX: Der letzte Titel ist jetzt schon eine ganze Weile her. Wird es mal wieder Zeit?

Ekström: Für mich selbst war ich 2011 gefühlt schon Meister, das war eines meiner besten Jahre in meiner Karriere. Aber ich bin es trotzdem nicht geworden, so geht es manchmal. Ich hatte Anfang der Saison einige Probleme, die nichts mit meiner persönlichen Leistung zu tun hatten und die ich nicht kontrollieren konnte. Im letzten Jahr hatte ich gar keine Chance, das muss man so sagen. In dieser Saison sieht es so aus, als ob man BMW wieder schlagen muss. Es kann sich auch schnell wieder drehen, so schnell gebe ich nicht auf. Aber es ist schon so, dass die Voraussetzungen für einen Titel nicht mehr so gut sind wie 2004, 2007 oder auch 2011. Die Konkurrenz ist enorm stark.

SPOX: Sie haben in Ihrer Karriere immer auch Ausflüge gemacht, sind Rallye gefahren oder haben sich in der NASCAR-Serie probiert. Was war die Faszination daran?

Ekström: Für mich ging es immer darum, neue Sachen zu lernen. Ich habe früh mit der Schule aufgehört und entschieden: Das Leben wird meine Schule. Wenn ich zuhause auf der Couch sitze, lerne ich ja nicht besonders viel, also bin ich raus gegangen in die Welt und habe viele Dinge ausprobiert. Egal, was ich gemacht habe, ich habe immer dazugelernt, manchmal mehr, manchmal weniger. Mit dieser Einstellung habe ich immer meine Ausflüge gesehen. Und es macht einfach Spaß, lustige Autos zu fahren.

SPOX: Sie haben auch ein paar Mal beim Race of Champions aufgetrumpft - und dabei sogar Michael Schumacher geschlagen. Ein Highlight?

Ekström: Ich bin in der Ära aufgewachsen, als er seine größte Zeit hatte. Ihn dann zu schlagen, hat ohne Zweifel eine besondere Bedeutung. Auch wenn meine Freunde gesagt haben, dass es keine große Sache mehr gewesen wäre zu dem Zeitpunkt, weil er da ja nicht mehr so heiß war. Das Race of Champions hat mir damals viel bedeutet, mittlerweile hat es für mich nicht mehr den Stellenwert, weil das Format nicht mehr so gut ist. Früher musste jeder Fahrer alles fahren, es war bunt gemischt, das hat mir besser gefallen.

SPOX: Warum hat es eigentlich nie den Formel-1-Fahrer Mattias Ekström gegeben?

Ekström: Meine Familie hatte kein Geld, um Formel-Sport zu betreiben, das ist der eigentliche Hintergrund. Mein Papa sagte mir: Mach, was du willst, aber dafür haben wir kein Geld. Und ich sagte mir: Wenn ich eine Karriere als Tourenwagen-Sportler einschlage und der beste Tourenwagen-Fahrer der Welt werden will, ist das auch schon eine Herausforderung. Ich weiß auch gar nicht, was ich gemacht hätte, wenn ich nicht Rennfahrer geworden wäre. Aber eins ist klar: Das wäre ein komisches Leben geworden.

SPOX: Was sind Ihre Leidenschaften abseits der DTM?

Ekström: Meine größten Leidenschaften sind Tennis und NASCAR, das verfolge ich auch intensiv vor dem TV. Ich bin kein guter Tennisspieler, aber ich spiele sehr gerne. Und wenn ein großes Match ansteht und ich die Zeit habe, verpasse ich keinen Ballwechsel.

SPOX: Tennis, NASCAR, was ist denn mit Fußball?

Ekström: Fußball ist nicht so mein Ding. Die Champions League finde ich cool, da bin ich dabei, aber ein Bundesliga-Spiel zwischen Bayern und Hoffenheim? Null Interesse.

SPOX: In Schweden dreht sich ja alles um Zlatan Ibrahimovic. Wie ist Ihre Meinung zu Zlatan?

Ekström: Ich habe Zlatan mal kennengelernt. Er ist schon ein cooler Hund. Wie er sich präsentiert, ist nicht der wahre Mensch. Wenn du sein unfassbares Tor gegen England siehst, denkst du, das kann nicht sein, aber Zlatan kann das. Lass das mal jemand anderen 1000 Mal probieren...

SPOX: Als Motorsportler kann man sehr lange aktiv bleiben. Sie sind jetzt 34 Jahre alt, es geht schon noch lange weiter, oder?

Ekström: Nicht sehr lange. Wenn man versucht, alles aus seiner Karriere herauszuquetschen, verpasst man den Schritt ins Leben danach. Motorsport ist nicht alles. Wenn ich sofort aufhöre, könnte ich noch Tennisprofi werden. Es gibt doch auch Herren 40, das ist was für mich. (lacht)

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