Hallo Motorsport-Fans,
oder sollte ich besser sagen: Добрый день! So richtig geht das zwar noch nicht über die Lippen, die Erlebnisse beim sechsten Saisonrennen in Moskau werde ich trotzdem nicht so schnell vergessen.
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Moskau ist in den letzten Jahren zu einer echten Weltmetropole geworden. Die Stadt ist sehr sauber, die Leute sind Motorsport begeistert und das Leben im Zentrum pulsiert zu fast jeder Uhrzeit.
Aber man merkt schon, dass die Uhren in Russland noch ein wenig anders ticken als in Westeuropa. Besonders der Verkehr ist selbst für mich als Rennfahrer eine große Herausforderung. Auf den großen, achtspurigen Autobahnen herrscht ein ziemliches Chaos.
Moskau ist nichts für Heißsporne
Das liegt weniger an den anderen Verkehrsteilnehmern, sondern eher an den kilometerlangen Staus. Kleiner Tipp an Euch: Wer rund um Moskau pünktlich bei einem Termin sein muss, sollte lieber ein paar Stunden früher losfahren.
Es kann nämlich passieren, dass die Autobahn einfach mal für einen Politiker gesperrt wird. Dann geht eigentlich gar nichts mehr. Da heißt es: Ruhe bewahren! Für Heißsporne ist der Moskauer Verkehr also eher nichts.
Auch wir waren vor solchen Überraschungen nicht gefeit, wie zum Beispiel beim Abbruch unseres Qualifyings am Samstag, als der Luftraum über der Strecke für Wladimir Putin gesperrt wurde.
Stellt Euch mal so was in Deutschland vor! Bundesliga-Auftakt, FC Bayern gegen Borussia Mönchengladbach, und nach der Pause wird nicht wieder angepfiffen, weil Angela Merkel über die Allianz Arena fliegen will. Das klingt schon ziemlich verrückt.
BMW stärkt mir den Rücken
Solche Erlebnisse haben das Abenteuer Moskau aber auch ausgemacht. Wir werden also wiederkommen. Hoffentlich läuft es dann für mich auch wieder besser.
Wie Ihr Euch vorstellen könnt, ist meine momentane Situation alles andere als zufriedenstellend. Vor zwei Jahren war ich noch DTM-Champion, und jetzt bin ich froh, wenn ich mal die schwarz-weiß-karierte Flagge sehe.
Ich kann mich fast nicht mehr erinnern, wann ich das letzte Mal ein paar Punkte geholt habe. Das ist sicherlich ein Tiefpunkt in meiner Karriere. Aber ich werde nicht aufgeben, dafür liebe ich meinen Job viel zu sehr und bin mit Herz und Seele bei der Sache.
Außerdem stärkt mir das komplette BMW Motorsport Team den Rücken, das hilft immens. Wir motivieren uns gegenseitig und sind überzeugt: Es werden auch wieder bessere Zeiten kommen. Vielleicht ja schon am Nürburgring, immerhin ist das Rennen in der Eifel für mein BMW-Team RMG eine Art Heimspiel.
Vorfreude auf den Nürburgring
Ohne mich aus dem Fenster lehnen zu wollen, kann ich Euch versprechen: Wir haben uns einiges vorgenommen. Am Nürburgring muss endlich der Wendepunkt kommen, damit wir die Saison in den letzten Rennen noch ein wenig retten können.
Meine persönliche Vergangenheit stimmt mich schon mal positiv. Zweimal habe ich dort bereits gewonnen, im letzten Jahr bin ich mit Platz drei auf das Podest gefahren. Es ist einfach etwas Besonderes, auf dieser traditionsreichen Strecke um den Sieg zu kämpfen.
Das habe ich auch gemerkt, als ich für BMW im Mai beim 24-Stunden-Rennen teilgenommen habe. Und außerdem gilt auch im Motorsport: Die Hoffnung stirbt zuletzt. In diesem Sinne: Pack ma's zum Nürburgring!
Euer
Martin Tomczyk
Der DTM-Kalender 2013