Malysz macht den Abflug

SID
Adam Malysz (r.) bleibt der Sportwelt auch nach dem Skisprung-Karriereende treu
© getty

Der ehemalige Weltklasse-Skispringer Adam Malysz nimmt erneut an der Rallye-Dakar teil. Ein Überschlag hätte das Abenteuer allerdings beinahe früh beendet.

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Im Etappencamp nahe San Luis riecht es bei 34 Grad nach einer unschlagbaren Mischung aus gebratenem Hühnchen, Benzin und Schweiß. Adam Malysz war gerade essen, jetzt liegt er zur Behandlung halbnackt auf einer Pritsche in einem kleinen Iglu-Zelt.

So kraftvoll wie der Masseur den Körper des Polen knetet, so intensiv bearbeiten nebenan mehrere Mechaniker das Auto von Malysz. Der frühere Weltklasse-Skispringer nimmt erneut an der Rallye Dakar teil, doch nach einem Überschlag mit seinem Toyota Hilux wäre das Abenteuer beinahe schon am zweiten Tag vorbei gewesen.

Der Traum vom Sieg

Passiert ist dem 36-Jährigen nichts, aber ein Rückstand auf die Spitze von bereits über einer Stunde lässt die angestrebte Top-Ten-Platzierung zunächst einmal in weite Ferne rücken. Zudem hatte sein Auto schon vor dem Crash am Montag technische Aussetzer. Noch sind gut 8000 Kilometer bis ins Ziel der Dakar im chilenischen Valparaiso zu fahren, aber "die Lage ist schwierig", sagte Malysz dem "SID": "Ich kann nicht mit der Spitze mithalten."

Nach Platz 37 bei seiner Dakar-Premiere 2012 und Rang 15 im Vorjahr will er bei seiner dritten Teilnahme an der wohl härtesten Marathon-Rallye der Welt eigentlich den nächsten Schritt machen. Er träumt vom Sieg bei der Dakar - nicht in diesem Jahr, das war vorher klar. Aber mittelfristig soll es klappen.

Dafür braucht Malysz, der nach wie vor als Rallye-Neuling gilt, allerdings mehr Erfahrung. Und die ist teuer, sehr teuer, auch für einen wie ihn, der in seiner Karriere als Skispringer fast alles gewann und in Polen zum Volkshelden wurde.

Malysz ist ein Paydriver

Der verheiratete Familienvater ist ein Paydriver, allein 300.000 Euro kostet ihn der Platz beim Team Overdrive für das zweiwöchige Dakar-Abenteuer in Argentinien und Chile. Das Auto musste er selber kaufen, Mechaniker und Service werden gestellt.

"Rallyesport", sagt Malysz mit einem Lächeln, "ist nicht billig". Deshalb schläft er zwischen den Etappen auch wie die Mechaniker im Camp am jeweiligen Zielort - zwischen Rennautos, Material-Lkws und Dixie-Klos. Statt in einem Hotel übernachtet er im Wohnmobil, zum Interview trifft man sich am Campingtisch.

Seit seinem Rücktritt als Skispringer 2011 widmet er sich voll und ganz seinem neuen Hobby, seine ehemalige Sportart hat er aber nicht vergessen. Sogar im heißen südamerikanischen Sommer verfolgt er das Geschehen bei der Vierschanzentournee, inklusive des mäßigen Abschneidens der Deutschen.

"Der deutsche Nachwuchs ist nicht so schlecht, es braucht noch ein bisschen Zeit, bis sie wieder zur Weltspitze gehören", sagt Malysz: "In Polen hat es auch zwölf, 13 Jahre gedauert. Heute haben wir das beste Team in der Geschichte Polens."

Keine Ratschläge für Schmitt

Neben seinen Landsleuten und den Österreichern zählt er daher auch Deutschland zu den Medaillenfavoriten im Teamwettbewerb in Sotschi. Weniger positiv sieht er hingegen die Situation von Martin Schmitt. Malysz vermeidet es, seinem früheren Konkurrenten Ratschläge zu erteilen, er drückt sich diplomatisch aus.

Nach Schmitts vorzeitigem Aus bei der Tournee hält Malysz einen Rücktritt aber wohl für das Vernünftigste. "Ich habe es geschafft aufzuhören, als ich noch mithalten konnte und gut war", betont Malysz: "Für die Weltspitze reicht es bei Martin nicht mehr."

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