Selbst nach seinem eindrucksvollen zweiten Saisonsieg wollte BMW-Pilot Marco Wittmann noch nicht vom Titel sprechen. Der Shootingstar der DTM gab sich auch in Ungarn zurückhaltend - doch ein ganz Großer der Tourenwagenserie erteilte dem neuen Gesamtführenden den Ritterschlag.
"Wittmann ist zur Zeit einfach einzigartig, 'one of a kind'", sagte der langjährige Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug in der "ARD": "Der Einzige, der im Moment alles hundertprozentig beherrscht."
Denn mit seinem Sieg im dritten Saisonlauf vor den Toren Budapests hatte sich der 24-Jährige nicht nur an die Spitze des Gesamtklassements gesetzt, die Art und Weise seines souveränen Auftritts am Sonntag macht Wittmann auch zum heißesten Favoriten auf den Titel.
"Das macht er maximal einmal mit mir"
"Ich verschwende trotzdem keinen Gedanken daran", sagte der Franke, der erst eine komplette DTM-Saison absolviert hat: "Wir haben heute den zweiten Sieg eingefahren und denken von Rennen zu Rennen, an die Gesamtwertung denke ich nicht."Dort führt Wittmann nach seinem Start-Ziel-Sieg vor Audi-Pilot Miguel Molina (Spanien) und Ex-Champion Bruno Spengler (Kanada) im BMW allerdings bereits mit einigem Vorsprung, 51 Punkte hat der Deutsche auf dem Konto. Titelverteidiger Mike Rockenfeller (Neuwied) folgt mit 31 Zählern, der Audi-Pilot wurde beim ersten DTM-Rennen in Ungarn seit 26 Jahren nur Zehnter.
Der frühere Formel-1-Pilot Timo Glock (Wersau/BMW) lag derweil lange auf Kurs für sein drittes DTM-Podest, schied aber nach einer Kollision mit Audi-Mann Edoardo Mortara (Italien) aus - und war anschließend bedient. "Der hat mein Rennen ruiniert", sagte der Hesse, "ich habe ihm gesagt, dass er das mit mir maximal einmal macht. Das nächste Mal geht es anders aus."
Das "Monaco ohne Mauern"
Mercedes-Pilot Pascal Wehrlein (Sigmaringen) landete derweil auf dem 14. Platz. Noch am Dienstag hatte der 19-Jährige am Steuer des Unfallwagens gesessen, als bei einem Sponsorentermin der Nationalmannschaft zwei Personen verletzt wurden.
Zwei Wochen nach dem Überraschungssieg durch Christian Vietoris (Gönnersdorf) beim Regenrennen in Oschersleben war Mercedes bei trockenen Bedingungen wieder klar langsamer als die Konkurrenz.
Wittmann hatte zu Rennbeginn auf der wohl wichtigsten Pole Position des Jahres gestanden und diesen großen Vorteil genutzt - der enge Kurs gilt als das "Monaco ohne Mauern", denn Überholmöglichkeiten bietet die kurvige Strecke kaum.
Vorfreude auf Nürnberg
Der Führende fand schnell seinen Rhythmus und baute den Vorsprung langsam, aber kontinuierlich aus. Hinter Wittmann meldete Glock zur Rennhalbzeit Probleme an der Hinterachse und musste seinen zweiten Platz bald an Audi-Pilot Molina abgeben. Wenig später begann das folgenreiche Duell mit Mortara.
Im hinteren Feld war Ex-Champion Spengler nun bester Mann. Der Kanadier hatte anders als die Fahrer an der Spitze erst in der zweiten Rennhälfte auf die weichen, schnelleren Reifen gesetzt und näherte sich mit großen Schritten dem Podest.
Zwei Runden vor Schluss schlüpfte der 30-Jährige auf den dritten Platz. Wittmann konnte er jedoch nicht mehr erreichen, und der Sieger freut sich nun auf sein "Heimrennen" auf dem Nürnberger Norisring (29. Juni). "Ich lebe nur zehn Minuten von der Strecke entfernt", sagte er, "ein weiterer Sieg dort wäre großartig."
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