Unter der brennenden Sonne Russlands lag Titelverteidiger Mike Rockenfeller auf dem heißen Asphalt. Im Schutz der Streckenbegrenzung begrub der Audi-Pilot immer wieder sein Gesicht in den Händen, tief enttäuscht von sich und seinem wohl folgenschweren Ausfall beim DTM-Rennen in Russland. Beim Premierensieg des belgischen Rookies Maxime Martin im BMW blieb Rockenfeller zur Saisonhalbzeit selbstverschuldet ohne Punkte - und muss den Gedanken an die erfolgreiche Titelverteidigung nun wohl begraben.
"Verflucht nochmal, es war noch alles drin! Warum kannst du dich nicht konzentrieren?", hatte sein Teamchef Ernst Moser nur Minuten zuvor in den Boxenfunk gebrüllt. Denn mit einem unbeherrschten Manöver hatte Rockenfeller die Chance auf den Sieg weggeworfen und musste seinen Boliden neben der Strecke abstellen - derartige Fehler waren dem Stoiker in seiner Meistersaison 2013 nicht unterlaufen.
"Mein Fehler und keine Absicht"
"Ich kann nur eines sagen: Dass es mir unheimlich leid tut", ließ Rockenfeller später mitteilen: "Es war ganz klar mein Fehler und keine Absicht. Ich kann mich nur bei allen Beteiligten entschuldigen."
Den TV-Kameras war er zuvor aus dem Weg gegangen, dafür sprach sein Teamchef. "Das ist sehr, sehr schade. Wir hätten richtig nach vorne kommen können. Es wird jetzt sehr schwer mit der Meisterschaft, wenn wir hier ohne Punkte heimfahren", sagte Moser in der ARD. Denn Marco Wittmann (BMW/Markt Erlbach) baute mit dem vierten Platz seine Gesamtführung aus und liegt mit 70 Punkten schon 35 Zähler vor "Rocky", der nur noch Fünfter ist.
Mattias Ekström (Schweden/Audi) holte auf dem Moskau Raceway nahe der Hauptstadt Platz drei hinter Ex-Meister Bruno Spengler (BMW/Kanada) und ist nun Gesamtzweiter (50 Punkte). Während Rockenfeller noch mit dem Rückschlag haderte, freute sich Serien-Neuling Martin über den ersten DTM-Sieg eines Belgiers. "Das ist unglaublich", sagte der 28-Jährige: "Ich habe immer von der DTM geträumt, und jetzt hole ich schon im fünften Rennen den Sieg." Mercedes erlebte zwei Wochen nach dem Überraschungssieg in Nürnberg dagegen die nächste Enttäuschung. Bester Pilot war Christian Vietoris (Gönnersdorf) als Siebter.
Saunaverhältnisse im Cockpit
Schwierige äußere Bedingungen herrschten derweil für alle Fahrer. Bei strahlendem Sonnenschein konnten die Temperaturen in den Cockpits auf bis zu 60 Grad steigen - Polesetter Martin beeinträchtigte das nicht, der Belgier verteidigte seine Spitzenposition zum Start souverän.
In der Folge hielt sich Rockenfeller als erster Verfolger der Spitzengruppe zunächst bestens. Anders als die Führenden war er auf harten Reifen gestartet und hatte sich den Vorteil der weichen Gummis für die zweite Rennhälfte aufgehoben, mindestens das Podest war damit greifbar. Doch zur Rennhalbzeit gefährdete eine Safety-Car-Phase die Taktik des Champions, und Rockenfeller sah seine Siegchancen schwinden. Denn anders als die Spitze des Feldes hatte er seinen Pflichtboxenstopp nicht mehr absolvieren können, bevor das Safety Car ausrückte.
"Wir sind am Ende, dabei war das unser Rennen", funkte er anschließend resignierend in seinen Helm - wohl eine Fehleinschätzung. Und offenbar mit einiger Wut im Bauch beging er den folgenschweren Fehler, als das Safety Car wenig später einrückte. In einem riskanten Angriff drehte er sich und Markenkollege Adrien Tambay (Frankreich) von der Strecke. Beim kommenden Rennen in Spielberg (3. August) wird der Meister dafür um drei Startplätze zurückversetzt.
DTM: Die Gesamtwertung