"Ich liebe diese Strecke, ich liebe Nürnberg", sagte Wickens nach seinem souveränen Erfolg am Sonntag lachend: "Gut, dass ich für Mercedes fahre. Wir haben hier irgendwie immer das beste Auto." Tatsächlich saß seit 2003 jeder Sieger auf dem Stadtkurs in einem Mercedes, das "fränkischen Monaco" bleibt damit fest in schwäbischer Hand.
Wickens gewann bei strahlendem Sonnenschein am Sonntag vor Markenkollege Christian Vietoris (Gönnersdorf). Dahinter sorgte Ex-Champion Bruno Spengler für Jubel bei BMW, als Dritter holte der Kanadier den ersten Podestrang des Jahres für die zuletzt gebeutelten Münchner. Mit dem "vielleicht schönsten Überholmanöver meiner Karriere" hatte Spengler kurz vor dem Ziel noch Audi-Routinier Mattias Ekström (Schweden) abgefangen. Vorjahresmeister Marco Wittmann (Markt Erlbach) landete im BMW nur auf Platz 13.
Audis Dominanz gebrochen
Für die mit vier Siegen aus den ersten vier Rennen zuvor so dominanten vier Ringe endete das Heimspiel damit enttäuschend. Nürnberg-Rekordsieger Jamie Green musste spät einen zweiten Stopp einlegen und fiel ans Ende des Feldes zurück. Seine Führung in der Gesamtwertung behielt der Engländer mit 81 Punkten dennoch, Ekström (70) und Pascal Wehrlein (67/Mercedes) kommen jedoch immer näher.
Schon im fünften Saisonlauf am Samstag hatte der Formel-1-Ersatzfahrer aus Worndorf die Audi-Dominanz gebrochen und Mercedes den ersten Saisonsieg beschert. Vor seinen Markenkollegen Wickens, Gary Paffett (Großbritannien) und Vietoris machte Wehrlein den Vierfach-Erfolg perfekt.
Der Absturz von Audi kam ausgerechnet beim Heimrennen, der Norisring liegt nur rund 90 Kilometer vom Stammsitz in Ingolstadt entfernt, allerdings nicht von ungefähr. Aufgrund der jüngsten Erfolge entfalteten die Performance-Gewichte eine deutliche Wirkung, Greens Bolide etwa war 32,5 kg schwerer als der leichteste BMW.
Für die nächsten Rennen wird sich das Ungleichgewicht nach dem triumphalen Mercedes-Wochenende nun wieder verschieben. In zwei Wochen reist der DTM-Tross erstmals in diesem Jahr ins Ausland, der Kurs im niederländischen Zandvoort ist Schauplatz der Saisonläufe sieben und acht. "Wir müssen mit beiden Füßen auf dem Boden bleiben, Audi ist weiterhin ganz stark, und es ist noch eine lange Saison", sagte Wickens. Insgesamt stehen in diesem Jahr 18 Rennen auf dem Programm.