"Ich habe versucht, das Ding nach Hause zu fahren, und das hat geklappt. Unglaublich, zum zweiten Mal Champion, einfach der Wahnsinn", sagte Wittmann in der ARD: "2014 waren wir in der Summe überlegener und haben mehr Siege feiern können. In diesem Jahr mussten wir immer das Beste aus dem Gesamtpaket machen, und in diesem Fall muss man clever sein und clever fahren."
Wie schon die gesamte Saison über setzte Wittmann auf Kontrolle, während Mortara, der mit 17 Punkten Rückstand ins Rennen gegangen war, alles riskierte. Innerhalb weniger Runden stürmte der Italiener von Startplatz sechs an die Spitze, auch Wittmann, der zwischenzeitlich geführt hatte, konnte Mortara nicht halten.
Doch im Wissen, dass auch ein fünfter Rang noch für den Meistertitel reichen würde, konzentrierte er sich anschließend vielmehr darauf, seinen Platz zu halten. Allerdings wäre auch das fast schief gegangen, weil die starken Vietoris und di Resta nach dem Pflichtboxenstopp an Wittmann vorbeifuhren. Letztlich konnte sich der Bayer auf seine BMW-Markenkollegen Timo Glock, Maxime Martin und Tom Blomqvist verlassen, die ihm den Rücken freihielten.
Kleiner Makel: Das Regelwerk
Dass sein zweiter Titel in der DTM einen kleinen Makel hat, wird Wittmann völlig kalt lassen. So souverän wie der 26-Jährige in dieser Saison auf den Rennstrecken war, so konsequent ignorierte der neue Meister die leidige Diskussion um seinen vom DTM-Regelwerk bevorteilten BMW.
Während die Konkurrenz und alle Experten das Thema immer wieder anschnitten, verzichtete Wittmann auf große Töne und lieferte lieber auf der Strecke schlagende Argumente. In nur drei von 18 Rennen verpasste er die Punkteränge, dreimal stand er ganz oben auf dem Podest. Sein Fahrstil ist zwar wenig spektakulär, dafür aber absolut fehlerfrei.
"Ich fühle mich als verdienter Meister. Ich war trotz alledem der einzige BMW da vorne. Ich glaube, man sollte das Thema ruhen lassen. Ich habe einen guten Job gemacht, und Edo ebenfalls. Wir respektieren uns sehr", sagte Wittmann mit finsterer Miene.
Konstanz als größtes Plus
Sein Kontrahent Mortara, der zwar zwei Siege mehr holte, zeigt seine Emotionen und sein Temperament offener, während Wittmann nur selten die Kontrolle verliert und das Risiko scheut. Diese Konstanz war es, die Wittmann letztlich zu seinem zweiten Titel führte und ihn auch von seinen Markenkollegen deutlich abhob. Dass ein leichterer und aerodynamisch bevorteilter Wagen gleichzeitig Siege auf dem Silbertablett garantiert, ist ein Trugschluss. Zum Vergleich: Kein anderer BMW-Pilot hatte vor dem Finale in Hockenheim noch realistische Chancen auf den Titel.
Dennoch bleibt die Frage, ob Wittmann auch in einem anderen Wagen Meister geworden wäre. Sie wird - und das ist ein Verschulden der Regelmacher - nie beantwortet werden. Mit den Zugeständnissen für BMW ist die DTM ein Risiko eingegangen, das die Glaubwürdigkeit der Rennserie zumindest nicht gefördert hat.
Kaum vorstellbar, dass BMW auch im kommenden Jahr wieder Privilegien im Regelwerk genießen wird. Marco Wittmann wird dies alles nicht stören. Fährt er auch 2017 auf diesem Niveau, wird er automatisch wieder zum Titelanwärter.
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