Das Kribbeln hat bei Stefan Bradl längst begonnen. "Es wird Zeit, dass wir Rennen fahren", sagt der Motorrad-Pilot dem "SID". Schon Tage vor dem WM-Auftakt in Katar sitzt er auf heißen Kohlen.
Für seine dritte Saison in der Königsklasse MotoGP hat sich der mittlerweile 24-jährige Bradl eine Menge vorgenommen und glaubt, dass er schon beim Nachtrennen am Sonntag (20.00 Uhr) "unter den ersten Fünf sein kann".
Als WM-Achter hatte der Zahlinger seine Premierensaison bei den "Großen" beendet und sich im Vorjahr auf Rang sieben verbessert. Für Bradl, inzwischen eine feste Größe im MotoGP-Feld, wäre der sechste Platz im Klassement ein logisches Ziel.
Doch der weiterhin einzige Deutsche in der schwersten Klasse will mehr. "Ich hoffe, dass es ein bisschen weiter nach vorn geht", sagt Bradl.
Podium als "konkretes Ziel"
Der frühere Moto2-Weltmeister weiß, dass der nächste Schritt nur mit Spitzenplatzierungen funktioniert. Deshalb sei es "ein konkretes Ziel, dass wir das ein oder andere mal mehr auf dem Podium stehen".
2013 war er in Laguna Seca/USA (2.) zum ersten und bislang einzigen Mal unter die Top 3 gefahren. Bradl reicht das nicht. Das gilt auch für Lucio Cecchinello, seinen Chef beim italienischen LCR-Team. "Mehr Podestplätze" lautet die Vorgabe für 2014.
Regeländerungen sind "komisch"
Bradl ist optimistisch. Aber auch vorsichtig. Denn das Reglement wurde verändert - zum Nachteil des Honda-Piloten. "Es sind viele Aspekte dabei, die man noch nicht so wirklich einschätzen kann", erklärt er. Die Einführung der sogenannten "Open Class" bereitet Bradl Kopfzerbrechen.
"Die ganze Regel ist nicht im Sinne des Erfinders und vorsichtig gesagt komisch", beschwert sich Bradl. Eigentlich sollte damit der Vorsprung der überlegenen Werksteams verringert werden. Doch Ducati legte kurzerhand den Werksstatus ab und wechselte in die Open-Klasse.
Wenige Tage vor dem ersten Grand Prix wurde dies zwar nach einer Änderung des Reglements rückgängig gemacht, doch die Italiener behalten ihre Vorteile - zunächst.
Cleverer Schachzug von Ducati
Sie dürfen über das Jahr zwölf statt fünf Motoren pro Fahrer verwenden und die Aggregate im Gegensatz zu den Factory-Teams von Honda und Yamaha weiterentwickeln.
Dazu stehen den Open-Piloten pro Rennen vier Liter mehr Benzin und ein weicherer Hinterreifen zur Verfügung. Erst ab einer gewissen Anzahl von Podiumsplätzen werden die Vorteile zurückgeschraubt.
"Ducati ist durchs Schlupfloch geschlüpft", sagt Bradl schulterzuckend: "Sie haben dadurch eine Chance, nach vorne zu kommen." Bislang hatte er die Ducati-Piloten im Griff - das könnte sich nun ändern: "Bei den Testfahrten waren sie immer recht gut dabei. Man muss schauen, wie sie bei der Renndistanz aussehen. Aber das ein oder andere Mal werden sie vorne ein Wörtchen mitreden."
Auch Bradl überzeugte in der ungeliebten Vorbereitung ("Ich war noch nie ein Riesenfan von Wintertests") und fiebert dem "ersten Showdown" entgegen.
Marquez ist der Favorit
Trotz der vielen offenen Fragen erwartet er eine spannende Saison mit "großer Leistungsdichte. Wir werden sehr viele Zweikämpfe und enge Duelle sehen", lautet seine Prognose.
WM-Favorit ist für Bradl ganz klar Weltmeister Marc Márquez (Honda). Schon in Katar sei der Spanier ein Sieganwärter, trotz seines vor wenigen Wochen erlittenen Wadenbeinbruchs.
Dass der 21-Jährige noch nicht wieder richtig fit ist, spiele keine Rolle: "Bei Marc Márquez reichen manchmal auch 95 Prozent."