Im Fotofinish zog der 22-Jährige gegen Johann Zarco den Kürzeren, ganze 0,059 Sekunden betrug der Rückstand zum künftigen Teamkollegen, eine Entscheidung von Zentimetern.
"Es war richtig eng. Einen Moment lang habe ich gedacht, ich gewinne", sagte Folger nach der starken Vorstellung beim Großen Preis von Deutschland unter unangenehmen Bedingungen. Nach schwierigen Wochen mit schlechten Ergebnissen meldete sich Folger vor der Sommerpause zurück. Und das auf dem ungeliebten Sachsenring. Nie zuvor hatte es für den Moto2-Piloten dort ein Top-3-Ergebnis gegeben.
Trotz der verpassten Chance auf den ersten Coup vor eigenem Publikum war der viermalige Grand-Prix-Sieger rundum zufrieden. "Den Sieg nur ganz, ganz knapp zu verpassen, ist großartig für mich", sagte Folger. In der letzten Kurve attackierte der Oberbayer Zarco und ging vorbei, doch der Franzose hatte eine Antwort. "Es hat ums Verrecken nicht gereicht", so Folger. Im kommenden Jahr fahren beide für Tech3-Yamaha in der Königsklasse MotoGP.
Bradl stürzte und musste ins Krankenhaus
Es hätte ein perfekter Tag in der Moto2 werden können, doch Folger (Tordera/Spanien) sah als einziger Deutscher die Zielflagge. Sein Teamkollege Sandro Cortese (Berkheim), 2012 in der Moto3 letzter einheimischer Sieger in Sachsen, schied kurz vor Schluss in aussichtsreicher Position aus, Marcel Schrötter (Tordera) schon nach vier Runden.
Als Folger die Siegerehrung genoss, hatte sich Stefan Bradl (Zahling) längst ins Klinikum Chemnitz aufgemacht. Der einzige deutsche MotoGP-Fahrer erlitt bei einem Sturz im Warm-up eine Gehirnerschütterung und konnte nicht starten. Im Krankenhaus wurde der 26-Jährige zur Sicherheit noch einmal durchgecheckt. Bereits im Vorjahr hatte Bradl wegen eines Kahnbeinbruchs zu Hause nicht antreten können.
"Ich kann mich an den Sturz nicht erinnern. Im Kiesbett konnte ich mich ein paar Sekunden gar nicht bewegen. Als ich aufgestanden bin, war ich völlig benommen. Ich konnte nur torkeln", sagte Bradl bei speedweek.com.
In Abwesenheit des Lokalhelden baute Marc Marquez nach einer taktischen Glanzleistung seine fast unheimliche Siegesserie am Sachsenring aus. Der Honda-Pilot hat seit 2010 bei jedem Start auf dem Kurs gewonnen - einmal bei den 125ern, zweimal in der Moto2 und jetzt viermal in der MotoGP.
Öttl wurde nur 17.
Das Rennen wurde auf nassem Asphalt gestartet. Der Spanier entschied sich als erster der Topfahrer für den Wechsel auf Trockenreifen, als die Verhältnisse besser wurden und siegte überlegen. Dazu baute der viermalige Weltmeister seine Führung im Klassement weiter aus. Weltmeister Jorge Lorenzo (Spanien/Yamaha) holte als 15. nur einen Punkt.
Philipp Öttl (Ainring) ging dagegen leer aus. Der 20-Jährige belegte beim verregneten Moto3-Rennen den 17. Platz. Am besten kam Khairul Idham Pawi aus Malaysia mit den schwierigen Bedingungen zurecht und feierte nach seinem Triumph in Argentinien den zweiten Saisonsieg. Der 20. des Qualifyings gewann mit großem Vorsprung.
Trotz des Schmuddelwetters am Renntag waren die Zuschauerzahlen erfreulich. 212.411 Besucher kamen zum Traditionskurs bei Hohenstein-Ernstthal und damit so viele wie seit dem Rekordjahr 2011 (230.133) nicht mehr. Am Rande des Rennwochenendes wurde bekannt gegeben, dass der ADAC den Vertrag für den deutschen Grand Prix mit WM-Vermarkter Dorna um fünf Jahre bis 2021 verlängert hat. Eine Einigung mit dem Sachsenring steht aber noch aus.