Keine Abschiedstränen, dafür Jubel und eine Champagnerdusche: Die sagenhafte Erfolgsgeschichte von Volkswagen in der Rallye-WM ist am Sonntag nach vier Jahren auf die gewohnte Weise zu Ende gegangen. Beim Saisonfinale in Australien gelang den stets dominanten Wolfsburgern der dritte Doppelsieg des Jahres und ein letzter Beleg der erdrückenden Dominanz, mit der sie die Rennserie seit dem Einstieg im Jahr 2013 geprägt hatten.
Damit ist künftig Schluss - der Seriensieger verlässt die WRC-Bühne. "Es ist ein sehr emotionaler Moment für mich. Ich habe dem Team so viel zu verdanken", sagte Sébastien Ogier nach seinem letzten Rennen im Polo-R WRC: "Ich werde die wundervollen Momente, die wir in den vergangenen Jahren zusammen erlebt haben, niemals vergessen. Eine großartige Reise geht zu Ende und ich bin stolz, ein Teil davon gewesen zu sein."
Der Franzose, in Australien Zweiter hinter seinem norwegischen VW-Teamkollegen Andreas Mikkelsen, steht wie kein anderer für die Überlegenheit des Werksteams.
87 Podiumsplätze in 52 Rennen
Neben den vier Fahrertiteln in Serie für Ogier hatten die Wolfsburger seit 2013 jeweils auch die Konstrukteurs-WM gewonnen. In jedem Rennen schaffte es VW in die Punkte, in 52 Rennen wurden 87 Podiumsplätze eingefahren - 43 Siege, 26 zweite und 18 dritte Plätze.
"Heute ist einerseits ein erfolgreicher Tag für Volkswagen, andererseits ein emotionaler Abschied aus der Rallye-WM. Wir haben viel erreicht und gehen mit großem Selbstbewusstsein in unsere Zukunft im Motorsport", sagte Volkswagens Motorsport-Direktor Sven Smeets.
Der vom Dieselskandal gebeutelte Weltkonzern VW richtet sein Motorsportprogramm künftig neu aus und versetzt der WRC einen großen Schlag - es ist fast so, als würde der FC Bayern die Fußball-Bundesliga verlassen.
Zukunft von Ogier ungewiss
Anstelle der WRC prüft VW eine Ausweitung der Aktivitäten im Rallycross mit dem Beetle GRC. Im Gegensatz zur klassischen Rallye fahren in dieser Serie kleine Gruppen von Rennwagen Sprintrennen gegeneinander. "Gleichzeitig wird Volkswagen verstärkt im Kundensport Flagge zeigen", hatte Entwicklungsvorstand Frank Welsch zuletzt gesagt und in diesem Zusammenhang auch den Golf GTI TCR für die Rundstrecke genannt. Zudem wolle man einen neuen Rallye-Polo nach R5-Reglement entwickeln.
Wie es für Starfahrer Ogier weitergeht, ist nicht bekannt. In seiner Heimat Frankreich wird über ein Wechsel zu Toyota spekuliert. Die Japaner kehren nach Jahren der Abstinenz 2017 zurück in die WRC, auch ein Engagement bei Ford über M-Sport steht im Raum.
Möglicherweise legt Ogier aber auch eine Pause ein, schließlich ist der Ehemann von TV-Moderatorin Andrea Kaiser im Sommer erstmals Vater geworden. Zudem soll er laut L'Equipe noch ein Jahresgehalt von etwa 7,5 Millionen Euro einstreichen, da sein Vertrag mit VW eigentlich bis 2017 lief. "Macht euch um mich keine Sorgen", hatte Ogier schon gesagt, als das Rallye-Aus von VW beschlossen wurde.