Die Luft wird dünn im Bayerwald

SID
Aus besseren Tagen: Ein Show-Rennen auf der Rennbahn in München/Daglfing
© Getty

Millionen-Deals, drohende Insolvenzen und eine Rennbahn, die nie gebaut wurde: Der Präsident des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins steht unter Druck. Der Vorwurf: Krasse Verfehlungen in der Vereinsführung. Der Rennbahnspion: Traber-Edition.

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 Brisante Post erhielt dieser Tage Max Stadler, der Präsident des Münchner Trabrenn- und Zuchtvereins. Im Auftrag von Ehrenmitglied Otto Stumpf schreibt ihm Dr. Burkart Fischer, Anwalt und Notar in Verden (und als langjähriger Rechtsberater von Pferdezuchtverbänden nicht fachfremd), einen fünfseitigen Brief, der sich gewaschen hat.

Der Name von Otto Stumpf, der selbst seit Jahrzehnten erfolgreich Rennpferde züchtet und in Sachen Sportpolitik als kritischer Geist gilt, besitzt in der Traberszene ein starkes Gewicht. Der millionenschwere Senior aus Weilheim wirft Stadler erhebliche Verfehlungen in seiner Vereinsführung vor.

Vor allem die Vorgänge um den dubiosen Verkauf des Daglfinger Rennbahngeländes möchte Stumpf rasch und vollständig aufgeklärt wissen, womit er sicher nicht wenigen Mitgliedern aus der Seele spricht.

Neue Rennbahn ist ein Luftschloss

Die hatten 2005 mehrheitlich der Veräußerung des Grundstücks im Münchner Osten zugestimmt, um die (von Stadler angedrohte) Insolvenz des Rennvereins abzuwenden. Der Verkauf erfolgte, angeblich ohne Einholung von Angeboten Dritter und ohne Ausschreibung, an den Stadler-Spezi Günter Karl, einen Bauunternehmer aus Niederbayern.

Im Gegenzug für das Gelände, zwischen Bogenhausen und Messe ein Filetstück unter Münchens Immobilien, zahlte Karl 11,5 Millionen Euro und verpflichtete sich zum Bau einer neuen Rennbahn. Da sich die Einnahme-Situation aus Wettumsätzen in der Zwischenzeit noch verschlechtert hat, ist das Geld mittlerweile aufgebraucht. Günter Karl sprang mit einem 160.000-Euro-Darlehen in die Bresche, das Stadler allerdings im Alleingang und ohne Zustimmung der Mitglieder aufgenommen hat.

Wie der Kredit abgesichert ist, ist nicht bekannt. Die neue Rennbahn, die auf einem ehemaligen Flughafengelände in Maisach geplant ist, hätte längst in Betrieb gehen sollen, ist jedoch nach wie vor nur ein Luftschloss.

Wird der Betrieb Ende März eingestellt?

Die Unterlagen betreffend den Verkauf und den geplanten Ersatzkauf hüten Max Stadler und seine Vorstandskollegen indes strenger als die britischen Kronjuwelen, was Otto Stumpf besonders erzürnt. So ist bis heute nicht klar, ob und wann die neue Bahn gebaut wird und ob der MTZV in Maisach Grundstückseigentümer (wie in Daglfing) wird oder lediglich Pächter bzw. Mieter.

Im Moment steht zu befürchten, dass Stadler den Renn- und Trainingsbetrieb in Daglfing, wo seit 1902 getrabt wird, Ende März einstellt, denn nur bis dahin reichen nach seinen Worten noch die finanziellen Mittel des Vereins. Weitere Unterstützung durch Günter Karl scheint weder ratsam noch sinnvoll, es sei denn, es ist eine Verrechnung zu Lasten des Neubaus in Maisach angedacht.

Verstöße gegen geltendes Satzungsrecht

Insgesamt zehn Punkte umfasst die "Mängelliste" von Rechtsanwalt Fischer, der Max Stadler massive Verstöße gegen geltendes Satzungsrecht vorwirft, mit denen sein Mandant elementare Mitgliedschaftsrechte verletzt sieht.

Obwohl der Daglfinger Präsident die ordentliche Mitgliederversammlung 2010 erst Mitte Dezember - und damit fast ein halbes Jahr später als in der Satzung vorgeschrieben - abgehalten hat, war er nicht in der Lage, den laut Satzung geschuldeten schriftlichen Jahresbericht des Vorstandes und den Rechnungsabschluss für 2009 (!) vorzulegen.

Die Mitgliederversammlung hat dem Vorstand und der Geschäftsführung daraufhin die Entlastung für 2009 versagt. Anwalt Fischer weist Stadler deshalb vorsorglich auf drohende Schadensersatzansprüche hin.

Besonders pikant erscheint Punkt 10. Der unvollständige Jahresbericht für 2009 enthalte keinerlei Angaben über Ausgaben für einen Geschäftsführer, den der Verein in Monika Bachmeier aber definitiv hat. Da trotz aller fachlicher Defizite nicht davon auszugehen ist, dass Frau Bachmeier ehrenamtlich tätig ist, stellt sich die Frage, auf wessen Gehaltsliste die Geschäftsführerin des MTZV steht.

Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen

Für die Aufklärung offener Fragen sowie die Herausgabe diverser Unterlagen wie der über den Grundstücksverkauf, den Jahresbericht, den Rechnungsabschluss und auch das überfällige Protokoll der letzten Mitgliederversammlung hat Otto Stumpfs Rechtsbeistand eine markant kurze Frist bis 18. Februar gesetzt.

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© Getty
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Damit Stadler, der sich seit seinem abrupten (und sicher nicht ganz freiwilligen) Rückzug als Präsident des deutschen Dachverbandes HVT im vergangenen Juli in der Öffentlichkeit extrem rar macht, gar nicht erst wieder seine berüchtigte Taktik des Verschleierns und Aussitzens fährt, ging der Schrieb in Kopie auch gleich an alle 101 Vereinsmitglieder.

Ob Otto Stumpf aus eigenem Antrieb handelt oder für eine Mitgliedergruppe spricht, bleibt zunächst ebenso rätselhaft wie der Zeitpunkt seiner Aktivitäten, die vor fünf Jahren vermutlich größere Aussichten gehabt hätten, die traditionsreiche Münchner Sportstätte doch noch vor dem Untergang zu retten.

Jetzt kann es nur noch darum gehen, schnell einen halbwegs adäquaten Ersatz zu schaffen bzw. die Verantwortlichen für das durchaus mögliche Scheitern des Maisach-Projekts zur Rechenschaft ziehen.

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