Wer hat Angst vor Krautsand?

Von Rennbahnspion
Am Elbstrand sollte im August eine C-Bahn-Veranstaltung stattfinden. Der HVT schlug Alarm
© Getty

Ein Topevent steht an, und die Veranstalter zittern vor niederklassigen Kirmesveranstaltungen? Im Fußball wäre so etwas undenkbar. Nicht im Sulky-Sport. Der HVT macht sich lächerlich, meint der Rennbahnspion.

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Man stelle sich einmal folgendes Szenario vor: Der DFB terminiert das Pokal-Finale 2011 auf den 21. Mai. An jenem Samstag möchte auch die erste Mannschaft des FC Wischhafen/Dornbusch ihr Spiel gegen die SV Agathenburg/Dollern durchführen - in der Niedersachsen-Kreisliga Stade, die in Deutschland der siebthöchsten Spielklasse entspricht.

Wen juckts außerhalb von Wischhafen und Dornbusch, zweier Nester in der niedersächsischen Provinz, deren Fußballvereine vor einigen Jahren fusionierten? Soll doch der FC Wischhafen/Dornbusch am Tag des Pokalfinales spielen. Im Rest der Republik wird's keiner mitbekommen.

An diesem Samstag schaut das deutsche Fußball-Volk geschlossen nach Berlin. Und der DFB käme sicher nicht auf die Idee, einer "Konkurrenzveranstaltung" in Liga sieben Einhalt zu gebieten.

HVT zittert vor C-Bahn-Veranstaltung am Elbstrand

Etwas anders handhabt solche Fälle der HVT, der Hauptverband der deutschen Traber. Im Sulkysport entspricht das Pokal-Finale in etwa dem Deutschen Traber-Derby, das alljährlich am ersten August-Sonntag in Berlin ausgetragen wird.

Das Kreisliga-Match des FC Wischhafen/Dornbusch hat bei den Trabern den Stellenwert der C-Bahn-Veranstaltung auf dem Krautsander Elbstrand, der vom Dornbuscher Bolzplatz keine vier Kilometer entfernt liegt. Dort werden seit Anfang der 90er einmal im Jahr die berühmten Elbstrandrennen ausgetragen, die mehr einem bunten Jahrmarkt gleichen denn einer professionellen Rennveranstaltung.

Hutprämierung, Ponyreiten und Kinderkarussells umrahmen die Rennen, deren qualitative Besetzung völlig nachrangig ist. Zumeist ältere Pferde, die auf den großen Bahnen ausgedient haben, gehen hier an den Start, typische C-Bahner eben.

Gewettet werden kann auch, allerdings nur direkt vor Ort - und nicht wie beim Derby auch via Telefon, Internet, Smartphone oder in einer der zahlreichen Wettannahmestellen. Finanziert werden die Elbstrandrennen durch Sponsoren aus der Region, einen Zuschuss der Gemeinde Drochtersen, den Eintrittsgeldern und dem, was vom Wettumsatz übrigbleibt.

Mutter Natur legt Terminierung fest

Für einen reibungslosen Ablauf sorgen zahlreiche ehrenamtliche Helfer, denn einen Gewinn wirft die Veranstaltung nicht ab. Das Publikum, das alljährlich in Scharen erscheint, setzt sich aus Einheimischen und Touristen zusammen. Viele sind reine Zufallsbesucher, die wenigsten gehen hin und wieder auch auf eine der richtigen Rennbahnen.

Die Vorbereitungen für die Krautsander Elbstrandrennen 2011 waren schon lange im Gange, nachdem der Termin 7. August bereits im Herbst mit den anderen C-Bahn-Veranstaltern der Region abgestimmt und von den nordwestdeutschen Pferderennvereinen genehmigt worden war.

Ein gewichtiges Wörtchen bei der Terminierung in Krautsand spricht Mutter Natur, denn das Event auf der idyllischen Halbinsel in der Unterelbe ist nur bei Niedrigwasser zwischen Ebbe und Flut möglich. An jenem 7. August sind die Tide-Verhältnisse günstig, so dass der Renntag bei ablaufendem Wasser gegen Mittag beginnen kann.

"Das sollte man geheim halten"

Hätte beginnen können, muss man mittlerweile sagen, nachdem der HVT, der sich ansonsten um die C-Bahnen wenig schert, sein Veto gegen den Termin eingelegt hat. Das Deutsche Traberderby in Mariendorf müsse vor Konkurrenzveranstaltungen geschützt werden und bekommt 2011 daher erstmals ein Exklusivrecht eingeräumt, lautet die hanebüchene Begründung der Berliner Wächter.

Es ist noch nicht so lange her, da wurde zeitgleich mit dem Derby auch in Mönchengladbach, einer A-Bahn, getrabt. Ebenso wenig Anstoß fanden die beiden C-Bahn-Veranstaltungen in Drensteinfurt und Appel am Derby-Sonntag 2003. Natürlich haben sich die Zeiten geändert, so gut wie alles ist geschrumpft im deutschen Trabrennsport: die Anzahl der Pferde, der Besitzer, der Züchter, der Besucher und vor allem der Zocker, die den Sport mit ihren Wetteinsätzen in erster Linie am Leben halten.

Ob nun allerdings die erzwungene Absage der Krautsander Elbstrandrennen (ein passender Ersatztermin war nicht zu finden) dem Deutschen Traber-Derby, in Sachen Wettumsatz und Besucherzahlen ohnehin ein Selbstläufer, weiterhilft, darf bezweifelt werden.

In einschlägigen Internetforen wird das Thema unterdessen heftig diskutiert. Wir halten es mit dem User Fifi beau Gosse: "Dass Krautsand die Derbywoche in Berlin in irgendeiner Form gefährden kann, sollte man besser ganz geheim und für sich behalten, ohne Krautsand damit abwerten zu wollen. Ich kann dat alles gar nicht mehr glauben."

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