Am Mittwoch rollen wieder die Transporter über die Autobahnen aus Deutschland nach Frankreich. Denn in Le Croise-Laroche starten massenweise Pferde aus hiesigen Trainingsquartieren. Mittlerweile kann man die Kilometer fast gar nicht mehr zählen, die unsere Galopper Jahr für Jahr "abreißen", um im Nachbarland Euros zu kassieren. Oft mit großem Erfolg, vielfach aber auch mit karger Ausbeute, alles ist möglich bei diesen Expeditionen.
Der Grund ist natürlich klar: Es locken mehr als attraktive Rennpreise, überhaupt nicht vergleichbar mit Rennen in Deutschland, gerade auch in den tieferen Klassen. Bei uns muss ein Pferd schon sehr gute Klasse haben, um seinen Hafer nur mit Inlandsstarts wieder zu verdienen. Ganz anders im gelobten Turf-Land Frankreich, wo 365 Tage im Jahr Rennen stattfinden, immer mehr Veranstaltungen hinzukommen.
Der Wett-Multi PMU träumt längst davon, von morgens bis in die Nacht hinein Rennen zu übertragen und bewetten zu lassen, dazu werden auch immer mehr Prüfungen aus anderen Ländern, auch Deutschland, ins Programm integriert. Das ist nachzuvollziehen, und wir müssen da in jedem Falle mitmachen.
Unverständlicher "Abschottungs-Mechanismus"
Weniger verständlich ist der "Abschottungs-Mechanismus", den einige französische Funktionäre und Trainer inzwischen verfolgen. Darunter sind sogar so prominente Trainer wie Jean-Claude Rouget und Francois Rohaut. Sie alle bekundeten in der französischen Fachpresse lautstark ihren Unmut, über die Starts ausländischer, natürlich auch deutscher Pferde, in den kleineren Rennen.
Speziell geht es ihnen um die Verkaufsrennen, die tagtäglich in Frankreich ausgetragen werden. Ginge es nach ihnen, dann dürften die Gäste hier keine Startberechtigung mehr erhalten.
Nun ist gerade ein Mann wie Rouget sicher nicht auf Siege in den Reclamers angewiesen, aber wir müssen uns wirklich ernsthaft fragen, ob nicht auch bei unseren Nachbarn die These "Konkurrenz belebt das Geschäft" gilt?
Kurioses Vorhaben
In Zeiten, in denen gerade in der EU, alles weiter zusammenwächst, die Grenzen offen sind und auch Pferde aus Frankreich Auslands-Chancen überall nutzen, wirkt solch ein Vorhaben schon kurios.
Die Top-Trainer wie Andre Fabre oder Alain de Royer-Dupre sind bei Top-Meetings in England (Fabre in dieser Woche in Newmarket) oder Dubai und Hong Kong immer wieder vertreten, natürlich nicht in der Verkaufsklasse, aber dennoch sollte man nicht die Regeln so hinbiegen, wie sie einem selbst am besten passen.
Hätten die "Protestler" in Frankreich Erfolg mit ihrer Petition, dann würde deutschen Besitzern und Trainern eine große Einnahmequelle wegfallen. Ob sie dann diese Pferde wieder vermehrt in Deutschland laufen lassen oder ihr Engagement zurückfahren würden, das ist die Frage. Spannende Wochen also für alle Beteiligten.