Dressur-Equipe auf Goldkurs

SID
Isabell Werth behauptete als Schlussreiterin die Führung der deutschen Dressur-Equipe
© getty

Nach dem Ritt strahlte Isabell Werth und winkte glücklich ins Publikum. Als kurz darauf das Ergebnis im Aachener Reiterstadion durchgesagt wurde, verfinsterte sich die Miene der fünfmaligen Olympiasiegerin schlagartig. Nur 74,786 Prozent. Der Vorsprung der deutschen Dressur-Equipe auf die zweitplatzierten Niederländer schmolz bei der Heim-EM auf 1,772 Punkte. Das Finale am Donnerstag im Teamwettbewerb wird hochspannend.

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"Ich bin mit meinem Pferd sehr zufrieden, mit dem Ergebnis absolut nicht", sagte Werth, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte. "Johnny war in der Prüfung sehr stabil. Bis auf die Einerfehler war alles gut", sagte die siebenmalige Weltmeisterin vom Niederrhein über ihren Ritt mit Don Johnson und meinte: "Ich hatte spontan mit 76 oder 77 Prozent gerechnet."

Am Ende waren es nur 74,786 Prozent, die Werth in der Einzelwertung bis auf Platz vier zurückfallen ließen. Einen Platz vor ihr lag noch Team-Kollegin Jessica Werndl-Bredow (Aubenhausen/75,200), die mit dem niederländischen Hengst Unee die deutsche Mannschaft zuvor in Führung gebracht hatte. Vor dem zweiten Teil am Donnerstag führt Diederik van Silfhout (Niederlande/75,814) mit Arlando.

"Wird eng"

"Jetzt wird es natürlich wieder eng, weil die Briten mit Valegro und Charlotte Dujardin noch die Top-Favoritin haben. Aber es ist noch nicht verloren", sagte Werth mit Blick auf die Entscheidung. "Mit der Punktzahl von Isabell bin ich absolut nicht zufrieden. Aber ich gehe davon aus, dass wir Gold holen", meinte Reiter-Präsident Breido Graf zu Rantzau.

Wahrscheinlich wird Werth jetzt das Streichergebnis, wenn Matthias Rath (Kronberg) mit Totilas und Kristina Bröring-Sprehe (Dinklage) mit Desperados am Donnerstag die erwarteten Punktzahlen holen. "Ich hoffe, dass ich das Streichergebnis werde. Sonst ist die Goldmedaille mit der Mannschaft wohl futsch", sagte Werth.

Sichtlich angefressen war auch der deutsche Teamchef Klaus Roeser. "Isabell ist super geritten. Alles gut. Das andere müssen die Richter verantworten", sagte Roeser sauer und meinte nur: "Die Richter waren wirklich nicht nett zu Isabell."

Bredow-Werndl überzeugt

Vor Werth hatte Bredow-Werndl die deutsche Equipe auf Goldkurs gebracht und dem Druck standgehalten. "Das war ordentlich. Wir sind mit Blick auf die Mannschaftswertung kontrolliertes Risiko gegangen", sagte von Bredow-Werndl nach ihrem ersten Start bei einem Championat.

Der Ritt verlief nicht ganz optimal, "einige kleine Fehler waren drin", bemerkte die EM-Debütantin, deren Bestwert im Grand Prix bei 77 Prozent liegt. "Unser Küken hat das sehr gut gemacht. Der Druck war enorm", sagte Roeser. Die deutsche Teamleitung hatte für die EM ein klares Ziel ausgegeben: Gold.

Von Bredow-Werndl ritt zum ersten Mal in ihrer Karriere in einem so großen Stadion vor mehreren tausend Zuschauern. "Ich war nicht besonders nervös", berichtete die 29-Jährige, "aber mein Pferd Unee war durch die große Arena doch ziemlich irritiert. Das ist ja hier auch eine ganz andere Liga."