Die deutschen Buschreiter hatten zum Auftakt ihres Nationenpreises in Aachen wie immer alles im Griff, dagegen verhinderte der Weltranglistenerste Kent Farrington (USA) im Preis von NRW einen weiteren deutschen Sieg im Springreiten. Hinter Farrington und seinem pfeilschnellen grauen Wallach Uceko landeten Christian Ahlmann mit Taloubet und die deutsche Meisterin Simone Blum mit Alice auf den Plätzen zwei und drei.
Speziell für Simone Blum fühlte sich der dritte Platz allerdings wie ein Sieg an. Gleich bei ihrem ersten Auftritt überhaupt in Aachen wurde die 28-Jährige aus dem Landkreis Freising zur Medienrunde gebeten - und verlief sich prompt. "Alles anders und größer hier", stellte sie fest und gab auch gerne zu, dass ihre Stute Alice beim Aufwärmen vor dem ersten Umlauf "ein bisschen spooky" gewesen sei: "Das hat sie alles schon mächtig beeindruckt hier. Aber mich auch."
Derweil übernahmen Ingrid Klimke mit Hale Bob, der dreimalige Olympiasieger Michael Jung mit seinem unverwüstlichen Sam und Weltmeister Sandra Auffarth mit Opgun Louvo nach den beiden ersten Teildisziplinen Dressur und Springen das Kommando im Nationenpreis der Vielseitigkeit. Anders als sonst ist das üblicherweise abschließende Springen in Aachen die zweite Teilprüfung, bevor es am Samstag zur Entscheidung ins Gelände geht.
"Sam kennt diese Atmosphäre hier ganz genau, er weiß, dass er in Aachen ist, und er ist wie immer ein bisschen kribbelig, das spüre ich sehr genau", sagte Jung. Der Geländeritt ist dem schwäbischen Ausnahmeathleten Jung, den nicht wenige Experten für den besten Reiter der Welt halten, allerdings "für eine Drei-Sterne-Prüfung ein bisschen zu schwer. Es ist kaum möglich, in der Zeit zu bleiben, es wäre nicht verkehrt, wenn sie ein paar Hindernisse rausnehmen würden."
CHIO Aachen als Generalprobe für EM im Polen
Aachen ist für Vielseitigkeits-Bundestrainer Hans Melzer eine der letzten Sichtungen für die EM Mitte August im polnischen Strzegom. Jung und Klimke sind gesetzt, um die beiden restlichen Plätze im Team bewerben sich in Aachen drei Reiter.
Weltmeisterin Auffarth gehört nicht dazu. Sie ist seit Olympia 2016 in Rio mit ihrem Paradepferd Opgun Louvo keine internationale Vier-Sterne-Prüfung mehr geritten und damit gemäß Reglement den geforderten Leistungsnachweis schuldig geblieben. Allerdings war Opgun Louvo, genannt Wolle, im Anschluss an Rio auch immer wieder verletzt, sodass Auffarth letztlich die Zeit davonlief.
Auch Simone Blum und ihr Pferd hatten nach dem Triumph bei der DM im Juni in Balve eine harte Zeit. Ende Juni in Rotterdam sollten die beiden ihren ersten Nationenpreis gehen, doch dann vertrat sich Alice und begann zu lahmen. "Wir hatten echt Angst um sie", sagte Blum in Aachen: "Aber es war zum Glück nichts Ernstes, nach zwei Wochen Schritt war sie wieder okay."
Als zweite Reiterin überhaupt nach Olympiastarterin Meredith Michaels-Beerbaum hatte Simone Blum in Balve den Titel im Herren-Wettbewerb gewonnen. Die Amazonen, die in Balve auch ihre eigene Meisterschaft ausreiten, haben dort traditionell die Möglichkeit, außerdem bei der schwierigeren DM-Prüfung ihrer männlichen Kollegen anzutreten.
CHIO: Zwölf deutsche Reiter im Großen Preis von Aachen
Beim Abschluss und Höhepunkt des CHIO, dem Großen Preis von Aachen werden am Sonntag zwölf deutsche Springreiter zum 40-köpfigen Starterfeld zählen. Unter anderem gehen der viermalige Olympiasieger Ludger Beerbaum, Vorjahressieger Philipp Weishaupt sowie die beiden Youngster Maurice Tebbel und Laura Klaphake in den Parcours.
Ihre Gegner auf der ersten Station des Grand Slam, zu dem außer Aachen die Großen Preise in Calgary (September/Rasen), Genf (Dezember/Halle) und 's-Hertogenbosch (März/Halle) gehören, sind namhaft: Der Weltranglistenerste Kent Farrington (USA), die Olympiasieger Steve Guerdat (Schweiz/2012) und Eric Lamaze (Kanada/2008), der Brite Scott Brash, der 2015 als bisher einziger Reiter den damals nur drei Stationen umfassenden Grand Slam gewann, oder die französischen Team-Olympiasieger von Rio, Kevin Staut und Roger-Yves Bost.
Der Große Preis von Aachen beginnt am Sonntag um 13.15 Uhr. Er wird in zwei Umläufen und gegebenenfalls in einem Stechen entschieden.