Den Giro d'Italia hat er überlegen gewonnen, für die Tour de France kann er planen, der CAS-Anhörung muss er sich erstmal nicht stellen - Alberto Contador scheint trotz seiner positiven Clenbuterol-Probe bei der Tour de France 2010 in jeder Hinsicht unantastbar.
Am Sonntag krönte der Spanier seinen nie gefährdeten Sieg beim Giro 2011 mit einem dritten Platz im abschließenden Zeitfahren durch Mailand. "König Contador, der Gott des Giro, beobachtet von den Bergen des Sestriere aus sein Reich", fabulierte die "Gazzetta dello Sport". Einen historischen Dreifach-Triumph hat Contador allerdings verpasst.
Garzelli schlägt Contador
Neben dem Rosa Trikot des Gesamtsiegers holte sich der Spanier zwar auch die Punktewertung, in der Bergwertung musste er als Zweitplatzierter aber den Italiener Stefano Garzelli vorbeziehen lassen. Der Hattrick ist beim Giro bislang nur dem Kannibalen Eddy Merckx im Jahr 1968 gelungen.
Auf der finalen Etappe zeigte Contador erneut, warum der Gesamtsieg nur über seine Person laufen konnte. Den letzten verbleibenden Verfolgern Michele Scarponi (Italien/Lampre) und Vincenzo Nibali (Italien/Liquigas), die nur noch theoretische Chancen auf den Gesamtsieg hatten, nahm er im Zeitfahren jeweils über 40 Sekunden ab. Einzig dem Tagessieger David Millar (Großbritannien) und dem Dänen Alex Rasmussen musste sich Contador geschlagen geben.
Die deutschen Fahrer spielten während der gesamten Rundfahrt kaum eine Rolle. Die besten Platzierungen fuhr Sprinter Gerald Ciolek vom belgischen Team Quick-Step ein, der auf der 6. Etappe Achter und auf der 12. Etappe Fünfter wurde. Dennoch blieb auch er hinter den Erwartungen zurück.
Kein Risiko mehr eingegangen
Auf der letzten Bergetappe über 242km nach Sestriere am Samstag hatte der dreimalige Tour-Champion vom Team Saxo Bank als Achter souverän seine Kontrahenten im Kampf um das Rosa Trikot in Schach gehalten und war mit 5:18 Minuten Vorsprung auf den Italiener Michele Scarponi (Lampre) in den Schlusstag gegangen.
"Wir sind kein Risiko eingegangen. Albertos Hauptaugenmerk lag darauf, seine Rivalen im Auge zu behalten und nicht in Schwierigkeiten zu kommen. Er ist ein beeindruckendes Rennen gefahren", sagte Saxo-Bank-Sportdirektor Philippe Mauduit.
Den Sieg bei der Bergankunft auf 2035m Höhe sicherte sich der Weißrusse Wassil Kiryjenka (Movistar), Teamkollege des am Montag tödlich verunglückten Spaniers Xavier Tondo. Kiryjenka hatte nach 6:17:03 Stunden stolze 4:43 Minuten Vorsprung auf den Venezolaner José Rujano Guillen (Androni). Scarponi kam auf Platz sechs zeitgleich mit Contador und 5:58 Minuten hinter Kiryjenka ins Ziel.
CAS-Anhörung verschoben
Einen ganz persönlichen Triumph hatte der höchst umstrittene Contador bereits drei Tage vor dem Ziel des Giro gefeiert. Am Donnerstag hatte der Internationale Sportgerichtshof CAS die für Anfang Juni geplante Anhörung des 28-Jährigen auf Antrag von Contadors Anwälten verschoben. Die Medien in Contadors Heimat mutmaßten daraufhin, vor September werde es keinen neuen Termin geben - damit wäre der 28-Jährige für die Tour frei.
Angeblich muss sich El Pistolero auch selbst im Fall eines Schuldspruchs durch den CAS keine Gedanken darüber machen, dass ihm alle seit dem Tour-Sieg 2010 errungenen Erfolge wegen der positiven Clenbuterol-Probe nachträglich aberkannt werden.
Der CAS könnte in jedem Fall sämtliche Siege Contadors nach dessen umstrittenem Freispruch durch den spanischen Verband im Februar 2011 gelten lassen. Seither hatte der Spanier die Murcia- und die Katalonien-Rundfahrt sowie den Giro gewonnen.
Tragischer Tod von Weylandt
Überschattet wurde der Giro 2011 vom tödlichen Unfall des Belgiers Wouter Weylandt. Der 26-Jährige vom Team Leopard-Trek hatte auf der dritten Etappe auf der Abfahrt vom Bocco-Pass bei hoher Geschwindigkeit die Kontrolle über sein Rad verloren und war mit dem Kopf aufgeschlagen.
Noch auf der Straße kämpften die Rennärzte um sein Leben, vergeblich. Weylandt, der noch vor Jahresfrist ausgerechnet die dritte Etappe des Giro gewonnen hatte, erlag an der Unfallstelle einem Schädelbasisbruch und schweren Gesichtsverletzungen.
Während für die einen Weylandts Unfalltod "ein schrecklicher Zufall" war, wie die italienische Sporttageszeitung "Corriere dello Sport" schrieb, sahen andere darin ein vermeidbares, ja absehbares Unheil. "Man konnte es kommen sehen. Es gab viele gefährliche Kurven, aber nicht ein Warnschild oder eine gelbe Flagge, die das anzeigte", sagte der spanische Radprofi Pablo Lastras, der die verheerende Etappe als Dritter beendet hatte: "Jegliche Sicherheitsvorkehrungen glänzten durch Abwesenheit."
Die Radsport-Termine 2011