Die Hochzeitsreise mit seiner Frau Gemahlin Macarena führte Alberto Contador nach Rom. Dabei hätte auch der Genfer See mit seiner malerischen Landschaft durchaus seine Reize gehabt, zumal der Spanier das Angenehme gleich mit einer Dienstreise hätte verbinden können.
Doch der Trip nach Lausanne dürfte für den dreimaligen Toursieger zu den weniger angenehmen Terminen gehören. Ab Montag wird vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS sein Dopingfall von der Tour de France 2010 verhandelt.
Contador: "Nichts falsch gemacht"
Vor seiner wohl schwersten Etappe gibt sich Contador zuversichtlich. "Wer nichts falsch gemacht hat, hat auch nichts zu befürchten. Ich kämpfe aus Stolz. Es ist undenkbar, irgendeine Strafe zu akzeptieren", sagt der kleine Kletterkönig und beharrt auf seine recht abenteuerliche Geschichte vom verseuchten Stück Rindfleisch.
Am zweiten Ruhetag der Tour 2010 in Pau war Contador positiv auf das muskelbildende Mittel Clenbuterol getestet worden. Die Winzigkeit von 50 Picogramm war durch ein verfeinertes Analyseverfahren im Kölner Anti-Doping-Labor festgestellt worden. Einen Grenzwert gibt es bei Clenbuterol jedoch nicht, sodass der Saxo-Bank-Kapitän nach Faktenlage gedopt war.
In Spanien wurde Contador freigesprochen
In Spanien, wo der Anti-Doping-Kampf ohnehin nicht so ernst genommen wird, wurde dies freilich anders gesehen. Der nationale Verband RFEC sprach auch auf sanftem Druck des spanischen Regierungschefs Jose Luis Zapatero den Volkshelden frei. Dagegen legten der Radsport-Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) Einspruch ein.
Eigentlich sollte die Causa Contador bereits vor der diesjährigen Tour, die Contador nur als Fünfter abschloss, verhandelt werden. Doch immer wieder wurde der Prozess verschoben - zunächst auf Anfang August und dann auf den 21. bis 24. November. Ein Urteil soll erst Anfang des nächsten Jahres erfolgen.
Solange müssen die drei Richter über die Ergebnisse der anstehenden Verhandlungen debattieren. Contador zieht alle Register, um seine Unschuld zu bekräftigen. Sogar ein Lügendetektortest soll womöglich zum Einsatz kommen. Der US-Wissenschaftler Louis Rovner, ein Experte beim Einsatz von Polygraphen, gehört jedenfalls den 13 von Contador aufgeführten Zeugen an.
Teamkollegen sollen Version bezeugen
Außerdem sollen die damaligen Astana-Teamkollegen Benjamin Noval, Jesus Hernandez und Paolo Tiralongo für Contador aussagen. Das Trio soll ebenfalls in der Bordküche des Astana-Teambusses von dem Stück Rindfleisch, das ein Freund des Mannschaftskochs aus dem spanischen Irun mitgebracht hatte, gegessen haben.
Die WADA führt insgesamt zehn Zeugen ins Rennen, darunter eine Reihe von Experten, die die Contador-Geschichte ad absurdum führen sollen. Auch Vertreter der spanischen Rindfleischzüchter sind in Lausanne zugegen. Sie werden aus Sorge um ihren Ruf sicherlich anführen, dass 2010 in 14.179 Fleischkontrollen nicht einmal Clenbuterol nachgewiesen worden war.
Interessant dürfte noch sein, ob die WADA auch den Aspekt des Nachweises möglicher Plasticizer anführt. Die Weichmacher sollen in den Proben Contadors gefunden worden sein und sind ein Indiz für Bluttransfusionen. Demnach könnte bei Contador kurz vor der Dopingprobe Eigenblut reinfundiert worden sein, in dem sich noch geringe Spuren von Clenbuterol befanden."Die Fakten sprechen für mich", behauptet Contador und plant schon eifrig die kommende Saison, die den vierten Sieg bei der Tour vorsieht. Sollte es anders kommen, droht ihm eine zweijährige Sperre und die Aberkennung seines Erfolges von 2010, der dann dem ewigen Tour-Zweiten Andy Schleck in die Hände fallen würde. Egal wie der Fall auch ausgeht, Contador hat seine Lehren bereits gezogen. Rindfleisch isst der kleine Madrilene nicht mehr.
Die Radsport-Saison 2011 im Überblick