Die Freude über den perfekten Saisonstart hielt sich bei Andre Greipel allerdings in Grenzen. Temperaturen bis zu 39 Grad hatten dem deutschen WM-Dritten zum Auftakt der Tour Down Under zu schaffen gemacht. Dass er seine Normaltemperatur aber auch nach dem Sieg im Foto Finish nicht erreichte, lag eher an Rivale Alessandro Petacchi.
"Petacchi ist ein großer Star, aber das sollte er nicht machen. Er ist von links nach rechts rübergezogen und hat einen Sturz in Kauf genommen. Zwei meiner Teamkollegen sind deshalb gestürzt. Alles was mich interessiert, ist ihr Zustand", schimpfte das Rostocker Kraftpaket.
Insbesondere Greipels Teamkollegen Jurgen Roelandts erwischte es bei dem Massensturz schwerer. Der Belgier wurde zu Röntgenuntersuchungen ins Krankenhaus von Adelaide gebracht. Petacchi wies indes jede Schuld von sich. "Ich bin leicht rübergezogen, habe aber genügend Raum gelassen", sagte der Altmeister aus Italien.
Zweiter Sieg im zweiten Rennen
Greipel selbst ließ sich beim offiziellen Saisonauftakt durch das Manöver Petacchis nicht beirren und siegte nach 149 Kilometern von Prospect nach Clare. Dritter wurde der Weißrusse Weißrussen Jauheni Hutarowitsch. Bereits am Sonntag hatte der 29-Jährige das "Warm-up" mit dem Kriterium in Adelaide über 51 km gewonnen.
Damit zeigt sich der Lotto-Kapitän bereits in beachtlicher Frühform. So wie 2008 und 2010, als er in Australien die Gesamtwertung gewonnen hatte. In diesem Jahr war dafür eigentlich Roelandts vorgesehen. Gut möglich, dass sich die Marschroute des belgischen Rennstalls nach dem Sturz nun ändert. Schließlich sind die Berge im Streckenverlauf nicht gar so hoch und damit kein allzu großes Hindernis für Greipel.
Greipel klagt über Hitze und Streckenführung
Wohl aber die Hitze. Das sei nicht gesund gewesen, sagte Greipel. "Für mich war es sehr, sehr hart", ergänzte der deutsche Top-Sprinter, der auch die Streckenführung im Zielbereich kritisierte. "Warum musste es ein Bergab-Sprint sein? Wenn bei der Geschwindigkeit etwas passiert, kann man kaum mehr reagieren."
Doch trotz der ganzen Widrigkeiten scheint Greipel mit seiner Form und insbesondere mit seiner Führungsrolle im Team zufrieden zu sein. Nach dem Abgang von Klassikerspezialist Philippe Gilbert zu BMC ist Greipel der starke Mann bei den Belgiern.Ohne Gilbert hätte er vergangenes Jahr womöglich 15 und nicht acht Rennen gewonnen, analysierte Greipel unlängst, der sich nun insbesondere beim Frühjahrsklassiker als alleiniger Kapitän bessere Chancen ausrechnet. Und auch bei der Tour de France hofft er auf Etappensiege. Im Vorjahr war ihm in Frankreich der erste seiner Karriere überhaupt geglückt.