Damit ist der kleine König der Berge seinen dritten Toursieg aus dem Jahr 2010 und den Gewinn des Giro d'Italias ein Jahr später wieder los. Bis zum 6. August 2012 wird Contador auf der großen Radsport-Bühne nicht mehr zu sehen sein und damit sowohl die Tour de France als auch die Olympischen Spiele verpassen.
Der Aufschrei in Spanien ist riesengroß. Seine Landsleute wollten Contador seine Geschichte bis zuletzt unbedingt glauben. Bei den Anti-Doping-Jägern dürfte sich dagegen Erleichterung breitmachen. Denn der Verdacht ist stets sein ständiger Begleiter gewesen.
Als sich Contador bei seinem ersten Tour-Triumph 2007 mit dem später aus dem Rennen genommenen Dänen Michael Rasmussen famose Bergsprints geliefert hatte, rieben sich die Experten nur noch verwundert die Augen.
Den Schlussanstieg zum Plateau de Beille meisterte er etwa in 44:08 Minuten und war damit gut eine Minute schneller als der siebenmalige Toursieger Lance Armstrong in den Jahren 2002 (45:43) und 2004 (45:30).
Franke: "Größter Schwindel der Sportgeschichte"
Die Zweifel waren da schon berechtigt, hatte Contador doch einst selbst auf der exquisiten Fuentes-Kundenliste neben Jan Ullrich oder Ivan Basso gestanden, ehe sein Name plötzlich aus den Unterlagen wieder verschwand. So sprach Cheffahnder Werner Franke damals schon vom "größten Schwindel der Sportgeschichte".
Der Heidelberger Molekularbiologe ist im Besitz einer Kopie des Ursprungsprotokolls von der Hausdurchsuchung bei Fuentes. Das Dokument liegt auch dapd vor. Demnach wurde Contador damals mit Insulinpräparaten, HMG Lepori oder dem Asthmamittel Trigon versorgt.
Die spanische Justiz und die Verbände legten jedoch ihre schützende Hand über Contador, so wie sie es auch diesmal taten. Ungeachtet der Fakten war der kleine Volksheld vom Radsport-Verband RFEC auch auf Druck des damaligen spanischen Regierungschefs Jose Luis Zapatero freigesprochen worden.
Wissenschaftler ermitteln unmenschliche Werte
Contador wird in seiner Heimat verehrt wie die Fußballstars aus Barcelona und Madrid oder Tennisprofi Rafael Nadal. Fragen über seine wissenschaftlich kaum zu erklärenden Leistungen wurden dagegen nie gestellt. So hatte der Leistungsdiagnostiker Prof.
Antoine Vayer bei der Tour 2009 ermittelt, dass Contador bei seinem Etappensieg in Verbier einen VO2max-Wert (maximale Sauerstoffaufnahmefähigkeit des Blutes) von 99,5 Milliliter pro Minute pro Kilogramm erreicht hatte. Dieser Wert war bei einem Menschen noch nie gemessen worden.
Darauf angesprochen reagierte Contador stets mit einem höflichen Lachen. Seit Montag dürfte es ihm vergangen sein.