Nach einem wahren Marathon-Prozess hat der Internationale Sportgerichtshof CAS die 4000 Seiten umfassende Akte Contador geschlossen und den Spanier mit voller Härte bestraft.
Contador wird wegen seines positiven Dopingtests auf Clenbuterol rückwirkend von 2010 an bis zum 6. August 2012 gesperrt. Damit werden dem 29-Jährigen nachträglich alle Resultate seit dem positiven Befund gestrichen.
So wird dessen dritter Toursieg im Jahr 2010 dem Luxemburger Andy Schleck zugesprochen. Contadors Giro-Sieg 2011 geht an den Italiener Michele Scarponi über.
Contador droht hohe Geldstrafe
Und auch bei der diesjährigen Tour wird Contador nicht am Start stehen, genauso wie bei den olympischen Sommerspielen in London. Erst bei der Spanien-Rundfahrt im August könnte der kleine Madrilene wieder in den Sattel steigen.
Und es könnte noch härter kommen für Contador, der CAS will zu einem späteren Zeitpunkt noch über eine Geldstrafe in Höhe von 2,485 Millionen Euro entscheiden. Der Spanier nahm die CAS-Entscheidung in seinem Heimatort Pinto nahe Madrid zur Kenntnis, nachdem er am Sonntag noch auf Mallorca bei der Trofeo Palma gestartet war.
Bis zuletzt hatte der Pistolero ("Ich bin ein Vorbild an Sauberkeit") an einen Freispruch geglaubt und immer wieder seine Unschuld beteuert. Er könnte noch das Schweizer Bundesgericht anrufen, doch die Chancen sind dort aus Erfahrung eher gering.
Abenteuerliche Geschichte von Contador
Die abenteuerlich anmutende Geschichte vom verunreinigtem Stück Fleisch aus Spanien ging dem CAS dann wohl doch zu weit. Er habe am Abend vor dem zweiten Tour-Ruhetag am 21. Juli 2010 in Pau ein aus Spanien stammendes Filetsteak in der Bordküche des Astana-Teambusses gegessen.
Dieses sei mit dem auch in der Kälbermast eingesetzten Präparat Clenbuterol verunreinigt gewesen. Wie der CAS in seinem Urteilsspruch begründete, habe es dafür aber keine Anhaltspunkte.
Im Gegensatz zu anderen Ländern habe Spanien diesbezüglich kein nachgewiesenes Problem. Wohl wahr, in 14.179 EU-Kontrollen gab es 2010 nicht einen einzigen positiven Clenbuterol-Fall in Spanien.
CAS revidiert RFEC-Urteil
"Es wurde das Reglement angewendet. Es war eine klare Entscheidung, basierend auf einem positiven Test. Es gab keinen Grund, den Athleten freizusprechen", sagte CAS-Generalsekretär Matthieu Reeb.
Das hatte das Wettkampfkomitee des spanischen Verbandes RFEC im Februar 2011 noch anders gesehen und den kleinen Volkshelden freigesprochen. Gegen dieses Urteil legten die Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) und der Radsport-Weltverband UCI Einspruch vor dem CAS ein - mit Erfolg.
"Das ist ein trauriger Tag für unseren Sport. Einige mögen denken, dass es ein Sieg ist, aber das ist nicht der Fall. Beim Thema Doping gibt es keine Gewinner. Jeder Fall ist immer ein Fall zuviel", sagte UCI-Präsident Pat McQuaid. Trotzdem begrüßte die UCI das Ende einer lang andauernden Affäre, die schmerzhaft für den Radsport gewesen sei. Die Position der UCI sei bestätigt worden.
Eigenbluttransfusion-Theorie ebenfalls abgewiesen
UCI und WADA hatten für die positive Probe auch eine mögliche Eigenbluttransfusion als Erklärung in Betracht gezogen. Dies wiesen die drei CAS Richter Ephraim Barak (Israel), Quentin Byrne (Schweiz) und Ulrich Haas (Deutschland) aber genauso wie eine mögliche Lebensmittelverunreinigung ab.
Diesbezüglich hatte es bereits während des CAS-Prozesses im November großen Ärger gegeben. So war Anti-Doping-Experte Michael Ashenden, einer der Hauptzeugen der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), von den CAS-Richtern abgewiesen worden.
Contador doch noch erwischt
Ashenden sollte die These von einer möglichen Bluttransfusion des Spaniers stützen, durfte aber nicht. Daraufhin hatte es Spekulationen über eine mögliche Befangenheit Baraks gegeben.
So hat es Contador doch noch erwischt, nachdem er 2006 aus der Operacion Puerto noch galant herausgekommen war. Damals waren seine Initialien wie von Geisterhand aus der Kundenliste des Dopingarztes Eufemiano Fuentes verschwunden.
Kein Freude bei Schleck
Beim Luxemburger Andy Schleck hat sich die Freude über den nachträglich am "grünen Tisch" erhaltenen Toursieg 2010 in Grenzen gehalten.
"Es gibt keinen Grund, glücklich zu sein", kommentierte Schleck die Entscheidung des Internationalen Sportgerichtshofes CAS vom Montag, Radprofi Alberto Contador wegen Dopings für zwei Jahre zu sperren und dem Spanier nachträglich dessen Sieg bei der Tour de France 2010 abzuerkennen.
"Zu allererst trauere ich mit Alberto", fügte der Luxemburger hinzu. "Ich habe immer an seine Unschuld geglaubt. Heute ist ein sehr trauriger Tag für den Radsport. Das einzig Positive ist, dass nach Tagen der Unsicherheit nun ein Urteil gesprochen wurde."
Dass er nun zum Toursieger 2010 erklärt worden sei, mache ihn nicht glücklich, sagte Schleck. "Mein Ziel ist es, die Tour de France auf sportlichem Wege zu gewinnen, indem ich der beste aller Fahrer bin, und nicht vor Gericht."