Nun liegt der hagere Mann aus Kilburn selbst nach der Königsetappe an der Spitze der Gesamtwertung und sein Landsmann Christopher Froome folgt auf Platz zwei. Mit Blick auf die Sommerspiele dürfte dies nur ein Vorgeschmack auf die britischen Festspiele sein.
"Der Plan ist, noch am Sonntag nach der letzten Tour-Etappe nach Hause zu fahren. Es wird keine Party in Paris geben", sagte Wiggins. Den Ernstfall hatte er bereits im Vorjahr geprobt, als er die Spanien-Rundfahrt vor den Weltmeisterschaften bestritt. Platz drei bei der Vuelta - hinter Froome - folgte WM-Silber im Kampf gegen die Uhr.
"Das war einfach die beste Vorbereitung", sagte Wiggins, der aufgrund eines Schlüsselbeinbruchs nur wenig Trainingskilometer auf dem Tacho hatte.
Zeitfahren Wiggins, Straßenrennen Cavendish
"Rule, Britannia!", die inoffizielle Hymne des Vereinigten Königreiches soll zum Gassenhauer des Radsport-Sommers werden. Wiggins und Froome feierten im ersten Einzelzeitfahren der Tour bereits einen Doppelsieg und ließen den viermaligen Weltmeister Fabian Cancellara alt aussehen.
Im Straßenrennen von London, das nur fünf Tage nach Ende der Tour ansteht, ist zunächst alles auf Mark Cavendish ausgerichtet. Dann bekommt der Weltmeister wieder die Unterstützung, die ihm bei der Tour aufgrund der Ambitionen im Gesamtklassement noch verwehrt wird. Die Generalprobe hatte der exzentrische Sprinter von der Isle of Man vor einem Jahr bereits gewonnen.
Brailsford vor dem Ritterschlag
Dabei wurde der schwierige Box-Hill allerdings nicht mehrmals überquert, wie es im olympischen Rennen der Fall sein wird. Damit Cavendish dort nicht abgehängt wird, hat er eigens vier Kilo abgespeckt. Seiner Schnelligkeit tat das kaum einen Abbruch, wie er mit seinem Sieg gegen Andre Greipel auf der zweiten Tour-Etappe demonstrierte.
Der Mastermind hinter dem Plan ist David Brailsford. Der Waliser ist nicht nur Chef des Teams Sky, er hat Wiggins und Cavendish bereits auf der Bahn zu olympischen Medaillen gelotst.
Geht der Plan auf, dürfte sich Brailsford bald den nächsten Orden an die Brust heften. "Commander of the Most Excellent Order of the British Empire" darf er sich bereits nennen, bis zum "Sir" ist es nicht mehr weit. Und über die Ambitionen seines Schützlings Wiggins lächelt längst niemand mehr.
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