In der Debatte über die Aberkennung seiner 2000 in Sydney gewonnenen Olympia-Medaillen wegen der nachgewiesenen Einnahme von Epo bei der Tour de France 1998 macht sich der gebürtige Rostocker nun sogar über Bemühungen des Internationalen Olympischen Komitees und des neuen IOC-Präsidenten Thomas Bach um eine Klärung lustig. Eine Rückgabe von Straßen-Gold und Zeitfahr-Silber kommt für den Wahl-Schweizer nach eigenen Angaben aus sportlichen Gründen nicht in Betracht.
"Die Medaillen gehören mir, die habe ich damals zu Recht gewonnen. Wenn Thomas Bach die Medaillen haben will, kann er ja mal zu mir kommen und sie anschauen", sagte Ullrich gut zwei Monate nach Ablauf seiner formalen Dopingsperre in einem Exklusiv-Interview mit dem Sport-Nachrichtensender "Sky Sport News HD".
Bach hatte im vergangenen Sommer noch als IOC-Vizepräsident eine nochmalige Prüfung möglicher Ansatzpunkte für eine Aberkennung der Medaillen angekündigt. Zuvor hatte Ullrich Blutdoping-Behandlungen durch den spanischen Mediziner Eufemiano Fuentes eingestanden.
Verjährungsfrist von acht Jahren
Für die nachträgliche Rückforderung von Olympia-Medaillen gilt laut IOC-Statuten eine Verjährungsfrist von acht Jahren. Dass diese Vorschrift für das IOC jedoch kein Dogma ist, bewies der Fall Lance Armstrong. Der Amerikaner hatte zu Jahresbeginn gestanden, seit 1998 mit Dopingmitteln betrogen zu haben. Das IOC strich daraufhin den Namen des im Zeitfahren von Sydney drittplatzierten Texaners aus der Ergebnisliste und hat die Medaille inzwischen auch zurückerhalten.
Ob Ullrich auch in Sydney Dopingmittel nahm, kann bislang nur vermutet werden. "Fast jeder hat damals leistungssteigernde Substanzen genommen. Ich habe nichts genommen, was die anderen nicht auch nahmen, ich wollte für Chancengleichheit sorgen", hatte der Wahl-Schweizer bei seinem Eingeständnis gesagt.