Das Flaggschiff ist wieder auf Kurs

SID
Der Bahn-Vierer möchte die Qualifikation für Rio 2016 klar machen
© getty

2008 und 2012 fanden die Olympischen Spiele ohne den deutschen Bahnrad-Vierer statt. Inzwischen ist die große Krise aber ausgestanden. Bei der WM scheint Bronze möglich, die Qualifikation für Rio 2016 ist fest eingeplant.

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Für den heutigen Bundestrainer Sven Meyer war die jahrelange Bahnvierer-Misere wie der Gang durch ein nicht enden wollendes Tränental. Zweimal nacheinander verpasste das einst so ruhmreiche Flaggschiff des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) die Olympischen Spiele, verschwand irgendwo im Mittelmaß.

"Wenn man die Tradition betrachtet, gehört Deutschland einfach in die Weltspitze", sagte Meyer dem "SID": "Es war traurig, dass es um die Frage ging: Sind wir überhaupt dabei oder nicht?"

Doch Krise oder Stagnation ist nicht mehr, der Umschwung offensichtlich gelungen. Bei der WM in Saint-Quentin-en-Yvelines nahe Paris (18. bis 22. Februar) scheint ab Mittwoch in der 4000-m-Mannschaftsverfolgung sogar ein Podestplatz möglich - es wäre der erste seit 13 Jahren.

Medaille im Blick

"Wenn alles passt, wollen wir eine Medaille angreifen", sagte Meyer, der ab 2011 den Neuanfang einleitete und nun beginnt, die Früchte seiner Arbeit zu ernten. Für BDR-Sportdirektor Patrick Moster wäre Bronze freilich noch immer "eine riesengroße Sensation".

Meyer hat den Vierer jedenfalls wieder an die Besten herangeführt, liegt klar auf Kurs in Richtung Rio 2016. Das BDR-Team ist derzeit Dritter des Nationenrankings, nur Australien und Großbritannien scheinen noch zu stark.

Olympia in Brasilien kann lediglich ein anhaltender Leistungseinbruch gefährden, weil sich die sechs besten europäischen Teams qualifizieren. Nach der WM 2016 in London wird der endgültige Strich gezogen.

"Zuletzt haben wir bei einer WM immer die Pistole auf der Brust gehabt", sagte Meyer, "diesmal sind wir sehr entspannt." Nach Mosters Ansicht sind unter dem Nachfolger von Andreas Petermann "enorme Fortschritte" gelungen, "die wir in der kurzen Zeit nicht für möglich gehalten hätten."

"Der Kern arbeitet seit 2012 auf 2016 hin"

Beim Weltcup in Guadalajara/Mexiko im November stellten Theo Reinhardt, der derzeit am Knie verletzte Leon Rohde, Henning Bommel und Nils Schomber zwar höhenunterstützt, aber in 3:57,507 Minuten dennoch einen bemerkenswerten deutschen Rekord auf.

Ein Kreis von acht nahezu gleichwertigen Fahrern sorgt für belebende Konkurrenz, fast alle sind in einem vom Verband gegründeten Team vereint.

Reinhardt und Bommel sollen am Mittwochnachmitag im nagelneuen Vélodrome National mit Kersten Thiele und Domenic Weinstein auch die Qualifikation für die Medaillenrennen bestreiten. Bis auf den 31-jährigen Bommel ist zudem kein Fahrer älter als 24. "Der Kern arbeitet seit 2012 auf 2016 hin. Es gibt uns ganz andere Möglichkeiten, ein Team zu formen", findet Meyer.

All diese Bausteine hätten "Signalwirkung", wie Moster sagt. "Wir haben jetzt einen ganz anderen Anspruch", betonte Meyer. Auf seinem Höhepunkt sieht der Sportdirektor den neuen Vierer aber noch lange nicht, bezeichnet Rio sogar als "Zwischenstation" für Tokio 2020.

Dort soll der Leistungszenit erreicht werden. "Wir haben sicher noch Luft", meinte Moster: "Es war richtig, auf die jungen Athleten zu setzen."

Das Aufgebot des BRD:

Ausdauer Männer: Maximilian Beyer (21 Jahre/Nordhausen), Henning Bommel (31/Finsterwalde), Lucas Liss (23/Unna), Theo Reinhardt (24/Berlin), Nils Schomber (20/Neuss), Kersten Thiele (22/Göttingen), Domenic Weinstein (20/Villingen-Schwenningen)

Ausdauer Frauen: Charlotte Becker (31/Datteln), Anna Knauer (19/Eichstätt), Mieke Kröger (21/Bielefeld), Tatjana Paller (19/Starnberg), Stephanie Pohl (27/Cottbus), Gudrun Stock (19/Deggendorf)

Kurzzeit Männer: Stefan Bötticher (23/Leinefelde), Joachim Eilers (24/Köln), Eric Engler (23/Cottbus), René Enders (28/Zeulenroda), Robert Förstemann (28/Greiz), Maximilian Levy (27/Berlin)

Kurzzeit Frauen: Miriam Welte (28/Kaiserslautern), Kristina Vogel (24/Erfurt)

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