"Den Giro d'Italia habe ich in der Tasche, ich denke schon an mein nächstes Ziel", sagte Contador, der in zwei Monaten mit dem Gelben Trikot der Frankreich-Rundfahrt die Champs Elysees in Paris erreichen will.
Nach 3489 km und drei strapaziösen Wochen im Sattel hat der 32-Jährige die Pflicht in Italien erfüllt. Weder Stürze, noch die Angriffe seiner Konkurrenten konnten den Träger des Rosa Trikots vom zweiten Gesamtsieg nach 2008 abhalten.
"Die Rundfahrt war sehr, sehr fordernd. Ich wusste, dass ich viel Energie in den Giro stecken müsste. Ab jetzt muss ich mich so gut wie möglich regenerieren, ich will in bestmöglicher Form zur Tour", sagte Contador, der ohne Etappenerfolg blieb.
Am Sonntag musste sich Contador nicht mehr verausgaben, das 178 km lange Teilstück von Turin nach Mailand wurde für ihn zur erwarteten Freudenfahrt. Contador genehmigte sich das obligatorische Glas Schampus, sein eigenwilliger Teamchef Oleg Tnkow feierte mit pink-gefärbten Haaren und einer Champagner-Dusche aus dem fahrenden Mannschaftswagen.
Keisse nicht konstant
Mit dem Ausgang der Etappe hatte Contador nichts zu tun, beim Sieg des Belgiers Iljo Keisse (Etixx-QuickStep) rollte er mit dem Hauptfeld über die Ziellinie.
Contadors Erfolg geriet nie ernsthaft in Gefahr. Dem 24 Jahre jungen Gesamtzweiten Fabio Aru (Italien/Astana) fehlte es zwar nicht an Leidenschaft und Einsatz, wohl aber an Konstanz und Erfahrung. Arus Rückstand im Klassement betrug 2:02 Minuten.
Bis zur vorletzten Etappe am Samstag, als Contador auf dem Alpenpass Colle delle Finestre erstmals schwächelte, dominierte der "Pistolero" in den Bergen fast nach Belieben. Auch eine Schulterverletzung, die er sich bei einem Sturz in der ersten Woche zugezogen hatte, bremste Contador nicht aus.
Greipel sorgt für deutschen Höhepunkt
Bei der Tour (4. bis 26. Juli) wird es Contador, dessen Sieg bei der Corsa Rosa 2011 wegen Dopings aberkannt worden war, deutlich schwerer haben. Beim Saisonhöhepunkt in Frankreich trifft er auf ausgeruhte Gegner wie Titelverteidiger Vincenzo Nibali (Astana), Chris Froome (Sky) oder Nairo Quintana (Movistar), die auf den Giro mit Blick auf die Tour verzichtet haben. Auch ist fraglich, wie stark Contadors Tinkoff-Saxo-Team ihn bei seinem Vorhaben unterstützen kann. Schon beim Giro war Contador im Duell mit der starken Astana-Mannschaft häufig auf sich allein gestellt.
Für den Höhepunkt aus deutscher Sicht sorgte Sprinter Andre Greipel mit dem Sieg auf der sechsten Etappe. Der gebürtige Rostocker vom Team Lotto-Soudal setzte damit seine Siegesserie bei Grand Tours (Giro, Tour, Vuelta) fort, bei denen er seit 2008 immer mindestens eine Etappe gewonnen hat.
Auch Nachwuchsfahrer Rick Zabel (Unna/BMC) durfte zufrieden sein, der 21 Jahre alte Sohn des früheren Top-Sprinters Erik Zabel beendete seine erste große Landesrundfahrt und sammelte auch in Fluchtgruppen wertvolle Erfahrungen für die Zukunft.