Wiggins' Tortur für Martin möglich

SID
Wie lange hält der Stundenweltrekord von Bradley Wiggins?
© getty

Bradley Wiggins hat den Stundenweltrekord in eine neue Dimension gesteigert und damit auch für Tony Martin den Maßstab gesetzt. Doch derzeit sind dem 30-Jährigen andere Ziele wichtiger.

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Nachdem Bradley Wiggins aus seinem "Ozean voller Schmerzen" wieder aufgetaucht war, fühlte er die pure Erleichterung. "Das war eine Tortur. So ungefähr muss es sein, ein Baby zu bekommen", sagte der 35-Jährige, als er sich von einer weiteren Großtat seiner gloriosen Karriere ein paar Minuten erholt hatte. Der Stundenweltrekord, den der britische Nationalheld im Olympia-Velodrom von London aufstellte, ist nun nur noch ein Fall für ganz erlesene Spezialisten.

Seit Jens Voigts Anlauf im vergangenen September wurde die Bestmarke inzwischen vier Mal gesteigert. Bei 54,526 Kilometer steht die Marke seit Sonntagabend, 1589 Meter mehr als Wiggins' Landsmann Alex Dowsett Anfang Mai schaffte - ein Quantensprung. "Das setzt meiner Laufbahn die Krone auf", sagte der frühere Tour-de-France-Sieger - und auch für Tony Martin den künftigen Standard.

Durch Wiggins' Auftritt sind die großen Namen wie eben Martin oder der Schweizer Fabian Cancellara am Zug. Der gebürtige Cottbuser ist keineswegs eingeschüchtert. "Das ist eine Hausnummer, aber auch nicht komplett außer Reichweite", sagte Martin dem SID am Montag: "Es ist ein Bereich, in den ich vordringen kann, aber da muss natürlich alles passen."

Rio vor der Brust

Ein eigener Anlauf reizt Martin fraglos, lässt sich aber im Augenblick nicht mit seinen Zielen auf der Straße vereinbaren. "Man muss sich Zeit dafür nehmen und komplett aus dem Rennprogramm raus. Das ist eigentlich die größte Hürde", sagte der 30-Jährige, der sich derzeit beim Critérium du Dauphiné den Feinschliff für die 102. Frankreich-Rundfahrt (4. bis 26. Juli) holt.

Wiggins hat Martin und Cancellara jedenfalls schon einmal aufgefordert, ihm nachzueifern. "Ich persönlich", sagte der Zeitfahr-Olympiasieger und -Weltmeister, "würde gerne sehen, dass es Tony und Fabian versuchen. Es würde den Rekord wirklich aufwerten, wenn ihn in den nächsten zwölf Monaten jemand angreift." Bei Martin wird er sich zumindest bis nach Olympia 2016 und dessen Traum vom Zeitfahr-Gold gedulden müssen.

In Rio de Janeiro will Wiggins ebenfalls glänzen, mit dem britischen Bahn-Vierer einen grandiosen Karriereabschluss hinlegen und sein fünftes olympisches Gold gewinnen. Mit seiner peinlich genau orchestrierten Fahrt am Sonntag ist er schon mal in einen elitären Zirkel vorgestoßen und gehört neben Eddy Merckx sowie Miguel Indurain zu Tour-Siegern, die auch den Stundenweltrekord schafften.

Den Durchbruch der 55-km-Schallmauer verhinderte im Lee Valley Velopark allerdings der hohe Luftdruck. "Der war die Hölle für uns", sagte Wiggins' deutscher Coach Heiko Salzwedel und kostete Experten zufolge bis zu einem Kilometer an Distanz.

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