Degenkolb auf Platz fünf bei Gent-Wevelgem

SID
John Degenkolb wurde wegen einer Unaufmerksamkeit nur Fünfter
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Eine kleine Unaufmerksamkeit reichte - und der Sieg war für Radprofi John Degenkolb außer Reichweite. Der Klassikerspezialist muss auch nach dem prestigeträchtigen Eintagesrennen Gent-Wevelgem weiter auf seinen ersten großen Erfolg in diesem Frühjahr warten. Olympiasieger Greg van Avermaet war nach 249 harten Kilometern der Stärkste - und auch der Cleverste. Für Degenkolb war der achtbare fünfte Platz zumindest ein Trostpflaster.

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"Ich war gut", sagte der 28-Jährige kurz nach der Zieldurchfahrt noch etwas außer Atem, "dann habe ich einen kleinen Fehler gemacht und die Gruppe verpasst." Was Degenkolb meinte: Als der Belgier van Avermaet mit dem späteren Zweiten, seinem Landsmann Jens Keukeleire, etwa 20 km vor Schluss auf einem Flachstück attackierte, zögerte der Thüringer einen Augenblick zu lang. Die Siegchance war dahin.

Insgesamt waren Degenkolb und sein Team Trek-Segafredo nach dem Rennen über elf giftige Steigungen und erstmals gut vier Kilometern auf staubiger Naturstraße zufrieden. "Wir können glücklich über unsere Leistung sein, das gibt ein positives Gefühl", sagte er, auch wenn der Wahl-Hesse seinen Triumph von 2014 bei dem traditionsreichen Halbklassiker nicht wiederholen konnte. Es bleibt somit bei drei deutschen Siegen. Vor Degenkolb waren Marcus Burghardt (2007) und Andreas Klier (2003) erfolgreich gewesen.

Degenkolbs finaler Härtetest für die Flandern-Rundfahrt am kommenden Sonntag hatte kaum Schwachpunkte. Der Sanremo- und Roubaix-Sieger von 2015 war im Bilde, als van Avermaet am Kemmelberg gut 30 km vor dem Ende die entscheidende Rennsituation vorbereitete. Er hatte den richtigen Riecher und heftete sich mit großem Einsatz an das Hinterrad von Weltmeister und Titelverteidiger Peter Sagan aus dem deutschen Bora-Team.

Aber auch der Slowake gehörte am Ende als Dritter zu den Geschlagenen, weil er sich wie Degenkolb einige Kilometer später von van Avermaet düpieren ließ. Tony Martins Hoffnung auf ein Top-Resultat war zu dem Zeitpunkt bereits passé. Der Zeitfahr-Weltmeister aus dem Team Katjuscha-Alpecin wurde gut 40 km vor dem Ziel in einen Massensturz verwickelt und verlor unverschuldet den Anschluss.

"Keine Chance auszuweichen"


Allem Anschein nach kam der gebürtige Lausitzer aber ohne schwere Verletzung davon. "Ich hatte keine Chance auszuweichen und wusste erst nicht, ob es ernst ist oder nicht. Nach zwei, drei Minuten habe ich mich besser gefühlt. Ich denke, es sind nur Abschürfungen", sagte er. Martin war der zweite deutsche Trumpf neben Degenkolb, der vor einer Woche bei Mailand-Sanremo auf Rang sieben gefahren war. Der 31-jährige nimmt die großen Frühjahrsklassiker erstmals in seiner Laufbahn mit eigenen Ambitionen in Angriff.

Eröffnet wurde die 79. Auflage mit einer Minute des Gedenkens an den 2016 mit nur 25 Jahren verstorbenen Antoine Demoitié. Der Belgier war im Vorjahresrennen nach einem tragischen Unfall mit einem Begleitmotorrad ums Leben gekommen. Die Startnummer 192, die Demoitié bei dem Unglück trug, wurde diesmal nicht vergeben. Sein einstiges Team Wanty-Groupe Gobert führte das Rennen zunächst an, und der Ire Mark McNally, ein Freund Demoitiés, war später Teil einer zwischenzeitlichen Spitzengruppe.

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