Wie die Daily Mail berichtet, wurde das Medikament kurz nach der Gründung des Teams 2010 während eines Trainingslagers auf positive Auswirkungen getestet. Der Bericht schränkt allerdings ein, es sei "mindestens ein Fahrer" gewesen, dem die Pille verschrieben wurde - und das von seinem Hausarzt aus unbekannten Gründen.
Ob also tatsächlich davon gesprochen werden kann, dass das Team Sky Viagra systematisch auf seinen Nutzen zur Leistungssteigerung hin überprüfte, muss nach jetzigem Kenntnisstand bezweifelt werden.
Der Versuch, die Potenzpille in dieser Hinsicht zu nutzen, ist jedoch offenbar weniger abwegig, als man vermuten könnte. Der Bericht führt mehrere Anti-Doping-Experten an, die von einem positiven Effekt für Leistungssportler ausgehen. So gab etwa Victor Conte, der als Leiter der Bay Area Laboratory Cooperative selbst führende US-Sportler mit verbotenen Substanzen versorgt hatte, an, er habe seinen Athleten auch Viagra gegeben.
"Definitiv leistungssteigernde Wirkung"
"Ich glaube, es hat definitiv leistungssteigernde Wirkung. Es entspannt das Herz-Kreislauf-System und verbessert den Blutfluss", wird Conte zitiert. "Wenn man bei einem Gartenschlauch den Durchmesser vergrößert, kann mehr Wasser durchfließen", erklärt er weiter. "Dasselbe gilt für den Blutfluss und den Sauerstoff im Körper. Das ist es, was Viagra macht."
Viagra steht nicht auf der Liste verbotener Substanzen der Welt-Anti-Doping-Agentur, Sportler müssten daher keine Restriktionen fürchten. Nachdem 2008 beim Giro d'Italia im Auto des Vaters von Andrea Moletta neben versteckten Spritzen auch 82 Viagrapillen gefunden wurden, zog die WADA jedoch bereits in Betracht, das Mittel auf die Liste zu setzen. Die Wissenschaftlerin Christiane Ayotte, die 2008 für ein von der WADA akkreditiertes Labor arbeitete, sagte schon damals, sie habe regelmäßig Viagra und ein ähnliches Mittel, Cialis, in den Urinproben männlicher Athleten gefunden.
Das Team Sky hat es dem Bericht zufolge abgelehnt, zu den Spekulationen Stellung zu nehmen.