Zwei Tage vor seinem 37. Geburtstag setzte sich der Movistar-Profi bei der 103. Auflage des ältesten Radsport-Monuments über 258 km und 6:24:27 Stunden durch die Ardennen vor dem Iren Daniel Martin (Quick-Step Floors) und Polens Ex-Weltmeister Michal Kwiatkowski (Sky) durch.
Valverde hatte im knüppelharten Finish mit Steigungen über zehn Prozent die besten Beine und fing kurz vor dem Ziel Martin noch ab. Mit seinem vierten Erfolg zog Valverde, der "La Doyenne" zuvor 2006, 2008 und 2015 gewonnen hatte, mit dem Italiener Moreno Argentin gleich. Vor den beiden liegt nur noch der Belgier Eddy Merckx mit fünf Siegen.
Erst am Mittwoch hatte Valverde zum fünften Mal den Fleche Wallonne, die kleine Schwester von Lüttich-Bastogne-Lüttich, gewonnen. Zuvor hatte er bei der Andalusien-, der Baskenland- sowie der Katalonien-Rundfahrt triumphiert.
Nur ein deutscher Starter
Paul Martens (Rostock/Lotto-NL) als einziger deutscher Starter hatte mit 7:40 Minuten Rückstand auf Platz 101 mit dem Ausgang des erstmals 1892 ausgetragenen Rennens nichts zu tun. Letzter deutscher Sieger bleibt Dietrich Thurau, der 1979 vor Bernard Hinault triumphierte. Zuvor hatte Hermann Buse (1930) gewonnen.
Das Rennen hatte am Sonntagmittag im Gedenken an den tags zuvor bei einem Trainingsunfall ums Leben gekommenen Michele Scarponi begonnen. Die Astana-Mannschaft, für die Scarponi gefahren war, startete mit einem Trauerflor von der Spitze des Feldes. Das kasachische Team hatte sich trotz des tragischen Todesfalls für einen Start entschieden. Scarponi, Giro-Sieger von 2011, war in seiner italienischen Heimat mit einem Lkw kollidiert, der 37-Jährige verstarb noch an der Unfallstelle.
Nach seinem Sieg zeigte sich Valverde angefasst: "Ich werde meinen Erfolg Scarponi widmen. Er war ein guter Freund von mir, und es ist wahrlich eine Schande. Als ich es gestern erfuhr, war ich wie erstarrt. Der Sieg gehört ihm und seiner Familie."
Hektisches Finale
Nach dem Start setzte sich eine achtköpfige Spitzengruppe frühzeitig ab. Nach der Wende in Bastogne - die Kleinstadt in den Ardennen war nach etwas mehr als 100 Kilometern passiert worden - betrug der Vorsprung noch rund zehn Minuten. Erst gut sechs Kilometer vor dem Ziel wurde der letzte Ausreißer eingeholt, das hektische Finale begann.
Lüttich-Bastogne-Lüttich bildet traditionell den Abschluss der Frühjahrs-Klassiker. Das Rennen zählt neben Mailand-Sanremo (März), der Flandern-Rundfahrt, Paris-Roubaix (beide April) und der Lombardei-Rundfahrt (10. Oktober) zu den fünf "Monumenten des Radsports". Zudem endete mit Lüttich-Bastogne-Lüttich die Ardennen-Trilogie, die das Amstel Gold Race und den Fleche Wallonne einschließt.