Für die UCI beginnt wieder eine neue Zeitrechnung, nachdem Cookson für sein Wirken in der vierjährigen Amtsperiode breite Ablehnung erfahren hat. 37 Stimmen erhielt Lappartient von den 45 Wahldelegierten, nur acht votierten für den 66-jährigen Briten - eine krachende Niederlage.
"Es ist eine Ehre, ich bin sehr dankbar. Es ist eine große Verantwortung, ich werde mich dieser wert zeigen", sagte der 44 Jahre alte bisherige Vorsitzende der europäischen Radsport-Union UEC: "Das war kein Fotofinish, die Botschaft ist klar und deutlich."
Im Vorfeld war es Lappartient zunächst nicht zugetraut worden, eine zweite Amtszeit Cooksons verhindern zu können. Überdies gab sich der bisherige UCI-Chef siegessicher, aber unterschätzte offenbar massiv den Einfluss seines über 20 Jahre jüngeren Herausforderers. Am Mittwochabend mehrten sich dann in Bergen unter den Funktionären die Anzeichen, dass es zumindest ein ganz enges Rennen geben würde.
"Ich bin äußerst enttäuscht, aber stolz auf das Erreichte", sagte Cookson nach seiner Abwahl. Der Radsport stehe in einem ganz anderem Licht da als zu Beginn seiner Präsidentschaft, ergänzte er: "Ich gratuliere David Lappartient und hoffe, dass er den Radsport in die richtige Richtung weiterentwickelt."
Cookson hatte die UCI-Präsidentschaft im Jahr 2013 vom skandalumtosten Iren Pat McQuaid übernommen. Der frühere Chef des britischen Verbandes hatte sich die Verbesserung des damals schwer ramponierten Images vorgenommen. Zumindest in diesem Punkt durfte Cookson gewisse Erfolge vorweisen, auch wenn er etwa nie alle Restzweifel an der Unabhängigkeit der Anti-Doping-Agentur des Weltverbandes ausräumen konnte.
Auch sonst erntete Cookson viel Kritik, etwa von deutschen Radprofis wie Tony Martin. Er vernachlässige die wichtigen Sicherheitsbelange im Straßenradsport, war ein Vorwurf. Die World Tour, die erste Liga im Radsport sei zudem ein undurchsichtiges Chaos. Niemand könne die Rennserie mehr nachvollziehen.
Auch in seiner Bewerbungsrede ging es Cookson eher um die Globalisierung des Radsports und fundamentale Breitensportaspekte als um das Aushängeschild des Verbandes. Eben das kritisierte Lappartient, der zudem die UCI-Bemühungen im Aufspüren des sogenannten Motordopings als unzureichend tadelte. Der frühere Chef des französischen Verbandes versprach, die Anstrengungen auf der Jagd nach Dopern weiter zu intensivieren, und sagte auch der Korruption den Kampf an.
Mit seiner frischen und jovialen Art wirkt der smarte Lappartient überzeugender als der blasse Cookson, der inzwischen eher die Aura des Ritters von der traurigen Gestalt verkörpert als die des Hoffnungsträgers, der er 2013 nach der denkwürdigen Wahl im Palazzo Vecchio von Florenz war.
Ein Aspekt allerdings wird auch bei Lappartient genau zu beobachten sein: Sind die Gerüchte über eine ungesunde Nähe zum mächtigen französischen Tour-Veranstalter ASO nur konstruiert - oder erhärten sie sich in Zukunft? "Ich habe ein gutes Verhältnis, aber keine Verbindung zur ASO", betonte Lappartient.