Mit einer bärenstarken Leistung über anspruchsvolle 191 Kilometer im norwegischen Bergen hatte der 21-Jährige immerhin die WM-Medaillenflaute des Bundes Deutscher Radfahrer (BDR) beendet. Zudem war es für Kämna nach dem Titel mit seiner Profimannschaft Sunweb im Teamzeitfahren der zweite Podestplatz.
"Es war eine beinahe perfekte WM für mich, mit Gold wäre es natürlich noch schöner gewesen", sagte Kämna, der auf dem zehnmal zu absolvierenden Rundkurs nur dem Franzosen Benoit Cosnefroy den Vortritt lassen musste. Cosnefroy distanzierte Kämna nach einem gemeinsamen Ausreißversuch knapp im Zielsprint.
"Ich kam einfach nicht aus dem Windschatten heraus, ich kann mir nichts vorwerfen", sagte Kämna. Letzter deutscher U23-Weltmeister im Straßenrennen bleibt damit Ex-Profi Gerald Ciolek in Salzburg vor elf Jahren.
Kämna hatte in der Schlussrunde des WM-Rennens am Lachshügel gut zwölf Kilometer vor dem Ziel eine energische Attacke lanciert, der zunächst keiner der Konkurrenten folgen konnte. In der Passage vom Scheitelpunkt des Anstiegs bis zum Ziel schloss Cosnefroy zu Kämna auf, beide behaupteten dann mit großem Kraftaufwand einen Vorsprung von drei Sekunden auf das herannahende Peloton. "Wir haben alles auf eine Karte gesetzt - auf den letzten Anstieg. Wer es schafft, zu Lennard hinzufahren, hat den Sieg auch verdient", sagte U23-Bundestrainer Ralf Grabsch.
Der BDR hat nach den erfolglosen WM-Zeitfahren in Bergen am Wochenende noch drei Gelegenheiten, weitere Medaillen zu erringen. Auch im Vorjahr hatte es für den BDR im U23-Straßenrennen durch den Pfälzer Pascal Ackermann Silber gegeben.
Kämna überraschte nun bereits zum WM-Auftakt viele, als er mit Sunweb das Teamzeitfahren gewann und dabei eine ebenso starke Leistung ablieferte wie am Freitag. Für den ehemaligen Junioren-Weltmeister war die WM in Bergen der vorläufige Höhepunkt seiner noch kurzen Profi-Laufbahn, den er auch gebührend feiern wollte.
Auf dem Weg zu einem guten Rundfahrer sieht er sich allerdings noch nicht, obwohl ihm das Potenzial bescheinigt wird. "Da ist noch so eine große Lücke. Aber es wäre schön, wenn es in ein paar Jährchen einmal in die Richtung gehen würde", sagte Kämna, der in dieser Saison der jüngste Starter bei der Vuelta in Spanien gewesen war. In der fünfköpfigen deutschen U23-Mannschaft war er der klare Kapitän und rechtfertigte das Vertrauen überzeugend.