Die Razzien seien Teil von Ermittlungen wegen "Verstößen gegen das Doping-Gesetz", teilte die Staatsanwaltschaft Marseille am Donnerstagabend mit. Es handle sich dabei um eine internationale Polizeiaktion in mehreren Ländern, die es den Behörden ermöglicht habe, verschiedene Wohnungen von Funktionären des Teams sowie die Hotelzimmer in Kopenhagen zu durchsuchen.
Weiter hieß es, dass bei der Razzia, die dänische Polizisten mit Unterstützung ihrer französischen Kollegen durchführten, elektronische Geräte sowie Medikamente beschlagnahmt wurden: "All diese Beschlagnahmungen werden zu einem späteren Zeitpunkt ausgewertet und bearbeitet", so die Staatsanwaltschaft. Das Team Bahrain Victorious hatte zuvor behauptet, es sei bei der Untersuchung am frühen Morgen nichts mitgenommen worden.
Performance Direktor Vladimir Miholjevic gab auf einer Pressekonferenz am Nachmittag ein knappes Statement ab. Man warte auf Details vonseiten der Ermittler, "um zu verstehen, was der Grund für diese Aktion ist." Man sei als Team nun auf das Rennen fokussiert. Der Besuch durch die Polizei sei für die Fahrer aber "nicht hilfreich" gewesen.
Bereits am Montag waren in verschiedenen Ländern die Wohnungen mehrerer Teammitglieder durchsucht worden. Bahrain hatte damals erklärt, dass die seit fast einem Jahr laufenden Ermittlungen "zu keinem Ergebnis geführt haben". Der Zeitpunkt dieser Untersuchung ziele darauf ab, "den Ruf des Teams absichtlich zu schädigen."
Razzia schon bei der Tour de France 2021
Zudem kritisierte das Team, über den Fortgang und die Ergebnisse der Ermittlungen nicht informiert zu werden und keine Rückmeldung darüber zu erhalten. "Bahrain Victorious hat wiederholt um Akteneinsicht oder Kenntnisnahme über den Stand der Ermittlungen gebeten, jedoch ohne Erfolg", hieß es in einem Statement.
Schon bei der Tour 2021 war es zu einer Razzia im Teamhotel in Pau gekommen. Wie die Staatsanwaltschaft Marseille damals mitteilte, sei eine Voruntersuchung wegen des möglichen "Erwerbs, des Transports, des Besitzes und der Einfuhr einer verbotenen Substanz oder Methode zur Verwendung durch einen Athleten ohne medizinische Rechtfertigung" eingeleitet worden.
Im Oktober sickerte durch, dass in den Haaranalysen mehrerer Fahrer Spuren von Tizanidin gefunden worden waren, einem starken Muskelrelaxans, das gegen Multiple Sklerose eingesetzt wird. Tizanidin steht nicht auf der Liste verbotener Substanzen. Die Identitäten der Fahrer wurden nicht bekannt. Das Team bestritt, über die Untersuchungen informiert worden zu sein.
Einen Tag nach der Razzia in Pau gewann der Slowene Matej Mohoric die 19. Etappe nach Libourne. Bei der Zieleinfahrt hielt er sich den Zeigefinger in einer "Schweigegeste" vor den Mund - eine Aktion, die stark an Lance Armstrong erinnerte. Mohoric steht auch in diesem Jahr im Aufgebot von Bahrain Victorious.