Georg Zimmermann keuchte, er strampelte und quälte sich zu einer allerletzten Attacke - doch dieser einen vermaledeiten Sekunde jagte er vergeblich hinterher. Auf der fordernden Schlussetappe der Deutschland Tour schaffte es der Radprofi nach seinem wilden Ritt vom Samstag als Tagesdritter denkbar knapp nicht aufs Podium. Dennoch: Mit dem vierten Platz in der Gesamtwertung konnte er nach rund 700 Kilometern zwischen Weimar und Stuttgart sehr zufrieden sein.
"Ich bin super happy mit meiner Leistung", sagte der Augsburger abgekämpft im ZDF, "es war ein sehr schnelles, hart gefahrenes Rennen. Perfekt." Er hatte im Zielsprint am Sonntag sogar vorne gelegen, doch Tagessieger Pello Bilbao (Spanien) und der Portugiese Ruben Guerreiro rauschten noch vorbei.
Zimmermann, 24, hatte einen "Rundumschlag" von Platz fünf aus angekündigt. Eine Sekunde trennte ihn beim Start von Rang drei, das sollte doch zu machen sein! Aber die Attacken setzte beim Gesamtsieg des Briten Adam Yates zunächst ein anderer: Vorjahres-Champion Nils Politt, Etappengewinner bei der Tour de France, griff ohne Rücksicht auf Verluste an. Eine zwölfköpfige Ausreißergruppe halbierte der Kölner mit einem weiteren Antritt.
So richtig ernst wurde es allerdings erst, als es in Stuttgart zum ersten Mal den steilen Herdweg hochging. Jakob Geßner (Erfurt) gewann am Ende das blaue Bergtrikot, Nils Politt wurde vom Feld geschluckt. Und Zimmermann fehlten drei Sekunden zum Podestplatz.
Deutschland Tour: Adam Yates feiert Gesamtsieg
Auf der Königsetappe im Schwarzwald-Regen hatte Yates das Rote Trikot des Gesamtführenden erobert. Zimmermann kämpfte sich am Samstag mit den Topfahrern hoch auf den Schauinsland - er hängte auch die deutsche Rundfahrt-Hoffnung Emanuel Buchmann und Simon Geschke ab, der bei der Tour de France so stolz das Bergtrikot getragen hatte. Ihnen wurden am letzten Anstieg die Beine schwer, dennoch wurde vor allem Geschke nahe seiner Heimat gefeiert.
Zimmermann (Team Intermarche-Wanty-Gobert) wäre mit einer Zeit-Bonifikation beinahe schon aufs virtuelle Podest gefahren, doch er verlor den dafür nötigen dritten Tagesrang kurz vor dem Ziel, was ihn sehr ärgerte. Aber: Die Beine "haben sich gut gedreht", sagte er, das ließ für das Finale hoffen.
Am Sonntag bot das Streckenprofil ein ständiges Auf und Ab mit insgesamt 3100 Höhenmetern, vom Fachwerkstädtchen Schiltach hoch zur "Glücksgemeinde" Schömberg und nach Freudenstadt auf maximal 761 Meter. Fünf Bergwertungen waren vor den finalen Runden in Stuttgart zu bewältigen.
Am Ende hatten die Fahrer nach fünf Renntagen 11.000 Höhenmeter in den Beinen. Mit diversen Unterbrechungen wird die Rundfahrt seit 1911 ausgetragen, seit 2018 gibt es eine Neuauflage. Weil das Rennen nicht zur WorldTour gehört, der Champions League des Radsports, fehlten die Topstars der Szene.