Ob Thor Hushovd, Mark Cavendish oder Oscar Freire, sie alle haben ein Ziel: Sie wollen das Grüne Trikot des besten Sprinters der Tour am 26. Juli in Paris tragen. Mit Gerald Ciolek will auch ein Deutscher in den Massensprints ganz vorne mitmischen.
SPOX stellt die Männer mit den schnellen Beinen vor und sagt, wer sich berechtigte Hoffnungen auf das berühmte Maillot Vert machen darf.
Mark Cavendish (24, Team Columbia / GBR): Die Nummer eins
Ohne Frage: Mark Cavendish ist momentan der schnellste Mann im Peloton. Satte 14 Siege hat der Mann von der Isle of Man 2009 bereits eingefahren. Darunter prestigeträchtige Sprinterrennen wie Mailand - San Remo und drei Giro-Etappen. Schon bei der vergangenen Tour überragte er mit vier Tageserfolgen.
Columbia-Chef Bob Stapleton nimmt dennoch jeglichen Druck von seinem Sprint-Ass: "Er soll sich auf Etappensiege konzentrieren. Wenn diese zum Grünen Trikot führen, dann umso besser." Es bleibt die Frage, ob er mittlerweile stabil genug ist, um eine dreiwöchige Rundfahrt bis zum Ende durchzustehen. Im Vorjahr verließ er die Tour, bevor es in die Alpen ging.
Fazit: Nach der Nichtberücksichtigung von Tom Boonen, dem Ausfall von Robbie McEwen und dem Fehlen von Alessandro Petacchi hat Cavendish kaum ernsthafte Konkurrenz. Kommt er einigermaßen ordentlich über die Alpen und Pyrenäen, dann ist er der Mann, den es im Kampf um Grün zu schlagen gilt.
Thor Hushovd (31, NOR / Cervelo TestTeam): Das Multitalent
Der Norweger ist der vielseitigste der Top-Sprinter: durchsetzungsfähig in Ausreißergruppen, passabel im Zeitfahren und ohne größere Schwierigkeiten, wenn es in die Berge geht. Aber noch viel wichtiger im Kampf um Etappensiege ist seine hohe Endschnelligkeit: Wenn der 82-Kilogramm-Hüne einmal ins Rollen kommt, dann ist er kaum zu bremsen.
Mit Heinrich Haussler verfügt Cervelo über einen zweiten Sprinter der ersten Güteklasse und damit über reichlich taktisches Potenzial in Sprintankünften. Kaum ein anderes Team ist mit solch einer Doppelspitze ausgestattet und derart unberechenbar, wenn es auf die Zielgerade geht.
Fazit: Neun Podiumsplätze in diesem Jahr sprechen eine deutliche Sprache: Hushovd ist in Top-Form und weiß außerdem, wie man in Grün schlüpft: Bereits 2005 sicherte er sich das begehrte Maillot Vert.
Oscar Freire (33, ESP / Team Rabobank): Der Titelverteidiger
Kaum ein Top-Sprinter hat ein derart gutes Auge im Etappenfinale, kaum ein Top-Sprinter hat eine derart starke Beschleunigung. Aber auch kaum ein Top-Sprinter ist derart verletzungsanfällig wie der dreifache Weltmeister. Immer wiederkehrende Rückenbeschwerden hinderten ihn bereits dreimal, die Große Schleife zu beenden.
Zum Nachteil könnte ihm die Teamzusammenstellung werden: Da Rabobank alles auf das Gesamtklassement ausrichtet, muss Freire weitgehend ohne persönliche Eskorte auskommen. Dass er aber auch ohne Sprinterzug gewinnen kann, hat er schon mehrfach bewiesen.
Fazit: Um sein Grünes Trikot von 2008 zu verteidigen, muss er drei Voraussetzungen erfüllen: ein beträchtliches Punktepolster vor den ersten Bergankünften, die physische Stabilität über 21 Etappen und die mentale Stärke bis zum letzten Meter auf den Champs Elysees.
Daniele Bennati (28, ITA / Team Liquigas): Der Rückkehrer
Die Tour 2008 verpasste er aufgrund einer Entzündung der Achillessehne. Und auch in diesem Jahr musste Bennati um seine Teilnahme zittern: Wegen eines Muskelrisses musste er u.a. den Giro auslassen und wurde im Juni gerade rechtzeitig zur Tour de Suisse wieder fit.
Obwohl Liquigas-Chef Roberto Amadio sein Team hauptsächlich mit Helfern für die Klassement-Fahrer Vincenzo Nibali und Roman Kreuziger bestückt hat, hat sich Bennati ein ambitioniertes Ziel gesteckt: "Ich will bei der Tour so viele Etappen gewinnen wie möglich." Die beste Basis für das Maillot Vert.
Fazit: Kann Bennati an seine Endgeschwindigkeit vergangener Tage anknüpfen, ist er in jedem Massensprint ein Top-Kandidat auf den Sieg und kann seinen Status als Sprinter Nummer eins zurück erobern, den er vor seiner Verletzung 2008 inne hatte.
Gerald Ciolek (22, GER / Team Milram): Die deutsche Hoffnung
Nach seinem Weggang von Columbia, wo er hinter Cavendish Sprinter Nummer zwei war, ist Ciolek beim Team Milram der unangefochtene Kapitän, wenn es um Sprintentscheidungen geht. Vor allem auf schweren Flachetappen kann der 22-Jährige seine Berggängigkeit und sein gutes Stehvermögen ausspielen.
Seine Saison lief bisher allerdings alles andere als rund: Durch mehrere Erkrankungen gebeutelt, gelang dem ehemaligen U-23-Weltmeister bisher erst ein Saisonsieg. Im Frühjahr zeigte er sich deshalb formschwach. Zudem hat er bei Milram keinen eingespielten Sprintzug.
Fazit: Ein Etappensieg ist für Ciolek allemal drin. Das hat er bereits bei seinem Tour-Debüt im letzten Jahr bewiesen, als er gleich viermal auf das Podium fuhr. Der Griff nach Grün kommt aber noch eine Weile zu früh. Dazu muss der Wahlschweizer noch konstanter werden.