Gelbes Trikot für Fabian Cancellara, Etappensieg für Peter Sagan und großes Pech für Tony Martin: Beim Auftakt-Wochenende der 99. Tour de France war der deutsche Zeitfahr-Weltmeister der große Verlierer. Der mit großen Ambitionen gestartete Martin musste bereits im Prolog in Lüttich nach einem Defekt alle Hoffnungen auf das erste Gelbe Trikot seiner Karriere begraben.
Einen Tag später kam der gebürtige Cottbuser auf der ersten Etappe über 198 km von Lüttich nach Seraing auch noch zu Fall und verletzte sich am Bein und am Handgelenk. Dennoch fuhr Martin die Etappe ohne Zeitverlust zu Ende und wurde anschließend ins Krankenhaus gebracht. Dort sollen Röntgenuntersuchungen am Montagmorgen zeigen, ob sich Martin schwerer verletzt hat. "Ich hatte bei jedem Schlagloch Schmerzen. Ich hoffe, dass es nur eine Prellung und nach Möglichkeit kein Bruch ist. Ich wollte die Etappe auf jeden Fall zu Ende fahren", sagte Martin nach seinem Malheur.
Den ersten Etappensieg der 99. Tour holte sich der Slowake Sagan. Der frühere Junioren-Weltmeister verwies am Ende des knackigen Schlussanstiegs über 2,4 km mit durchschnittlich fünf Prozent Steigung Cancellara und den Norweger Edvald Boasson Hagen auf die Plätze.
Wie so oft in der ersten Tourwoche war es zuvor hektisch zugegangen. Immer wieder war es zu kleineren Stürzen gekommen. An der Spitze hatte lange Zeit eine sechsköpfige Spitzengruppe das Rennen bestimmt und zwischenzeitlich einen Vorsprung von fünf Minuten herausgefahren. Doch in der Schlussphase kam es wieder zum Zusammenschluss des Feldes. Dann war es Cancellara, der attackierte. Doch Sagan ließ sich nicht abschütteln und jubelte am Ende.
Prellung am Bein, Verletzung Handgelenk
Für die deutsche Hoffnung Martin stand das erste Wochenende der Tour unter keinem guten Stern. Im Prolog schlitzte eine Glasscherbe seinen Hinterreifen auf und ließ den Traum vom Gelben Trikot zerplatzen. Auf Tagessieger Cancellara verlor der Zeitfahr-Weltmeister am Ende 23 Sekunden. Für den Schweizer war es dagegen der fünfte Auftaktsieg bei der Tour, womit er zum fünfmaligen Gesamtsieger Bernard Hinault aufschloss.
Auch die erste Etappe begann für Martin mit einem Missgeschick. Nach elf Kilometern stürzte er zusammen mit drei weiteren Fahrern. Martin schloss wieder schnell zum Hauptfeld auf, konsultierte dann allerdings mehrfach den Rennarzt. Laut dem Mediziner zog sich der 27-Jährige eine Prellung am Bein sowie eine Verletzung des Handgelenks zu. Sichtbar waren auch Abschürfungen am linken Ellenbogen sowie am linken Knie.
Rekorde für Voigt und Hincapie
Für Martin war der Auftakt der 99. Tour einer der bittersten Tage seiner Karriere, Jens Voigt schrieb dagegen Geschichte. Zum 15. Mal begab sich der 40-Jährige am Samstag auf die Große Schleife und ließ damit Erik Zabel (14 Teilnahmen) als deutschen Rekordteilnehmer hinter sich. Mehr Tour-Teilnahmen als Voigt haben nur der Niederländer Joop Zoetemelk, der Australier Stuart O'Grady (beide 16) und George Hincapie.
Der Amerikaner, der in Lüttich in seine 17. Tour startete, verbindet wohl wie kaum ein anderer Fahrer seine Lebensgeschichte mit dem größten Radrennen der Welt. Vor neun Jahren lernte Hincapie seine Frau Melanie bei der Tour in Paris kennen, die den Etappensiegern das Gelbe Trikot überreichte. Das begehrte Leibchen gab es für Hincapie nicht, dafür Melanies Herz.
Sie wird auch am Montag vor dem Fernseher sitzen, wenn das Peloton zum Ende des Belgien-Gastspiels die 2. Etappe in Angriff nimmt. Auf dem flachen Teilstück über 207,5 Kilometer von Vise nach Tournai dürfte erstmals die Stunde der Sprinter schlagen. Lediglich ein Hügel der vierten Kategorie ist noch vor der Hälfte der Distanz zu bewältigen. Das Finale ist abschüssig, die Zielgerade gut 500 Meter lang.