Mit stolzen 4:32 Minuten führt Nibali nun auf den zweitplatzierten Spanier Alejandro Valverde (Movistar). Nur ein schwerer Einbruch in den Pyrenäen kann den Sizilianer vom Astana-Team noch den ersehnten Triumph bei der Grande Boucle kosten.
Der 29 Jahre alte Nibali, der am Freitag in Chamrousse seinen dritten Tagessieg in diesem Jahr gefeiert hatte, war auf dem Schlussanstieg erneut fulminant angetreten, kam aber nicht mehr ganz an Majka heran. Der Pole, letzter "Überlebener" einer großen Fluchtgruppe, rettete 24 Sekunden Vorsprung auf den heranfliegenden Nibali ins Ziel und durfte sich im Ziel sogleich über einen Glückwunsch-Tweet seines verletzt ausgestiegenen Kapitäns Alberto Contador freuen.
"Alles sehr emotional"
"Siiiiiiii! Ich bin so happy", schrieb der Spanier, der am Montag einen Schienbeinbruch erlitten hatte. Majkas exzentrischer Teamchef Oleg Tinkow hatte Tränen in den Augen. "Das ist alles sehr emotional. Wir haben erst Alberto verloren und heute diesen großartigen Sieg gefeiert", sagte der russische Millionär.
Beim 177 km langen Ritt über die mythischen Alpenpässe Lautaret und Izoard - das legendäre und im Jubiläumsjahr 2013 zweimal bewzungene Alpe d'Huez wurde auf dem Weg dorthin "links liegen" gelassen - war Nibali stets Herr der Lage, ließ sein Team für sich arbeiten und fuhr am Schlussanstieg erneut wertvolle Sekunden auf seine Konkurrenten heraus.
Die Bergwertung auf Col d'Izoard, mit 2360 m das Dach des diesjährigen Tour, und damit das im Andenken an den Tour-Begründer ausgefahrene "Souvenir Henri Desgrange" sicherte sich der Spanier Joaquim Rodríguez (Katjuscha) als Spitzenmann der ursprünglich 17-köpfigen Ausreißergruppe um Majka.
Starke Spitzengruppe nach Start
Auf der Schussfahrt hinab vom Izoard machte sich Spitzen-Abfahrer Nibali mit viel Risiko und teilweise über 100 km/h an die Verfolgung des Ausreißer und sprengte damit das verbliebene Feld. Eine Minute Vorsprung nahmen die nur noch elf Flüchtlinge mit ihn den Schlussanstieg - bis auf Majka wurden sie alle geschluckt.
Schon wenige Kilometer nach dem Start in Grenoble hatte sich eine starke Spitzengruppe gebildet, darunter der slowakische Sprintstar Peter Sagan (Cannondale) und der am Freitag schwer geschlagene Rodríguez (Katjuscha), der das Bergtrikot in Chamrousse an Sieger Nibali hatte abgegeben müssen. Dieses durfte sich Rodríguez am Samstag wenigstens zurückholen, den ersehnten Etappensieg verpasste er erneut klar.
Nibali dominiert weiter
Nibali kurbelte derweil mit sämtlichen acht Astana-Helfern an der Spitze des Feldes den 34 km langen Anstieg auf den Lautaret (2058 m) hinauf, damit hielt sich der Rückstand auf die Führungsgruppe im überschaubaren Bereich. Der Italiener ist der unumstrittene Patron im Feld.
Am Sonntag steht nach den vielen Höhenmetern der Vortage wieder eine klassische Sprintetappe für die Spezialisten um den dreifachen Etappensieger Marcel Kittel an. Für die schnellen Leute ist das 222 km lange Teilstück nach Nimes die einzige Chance, bevor es einen Tag später in die Pyrenäen geht.