Kristoff gewinnt 15. Tour-Etappe

SID
Alexander Kristoff holte sich den Sieg bei der 15. Etappe
© getty

Andre Greipel und Marcel Kittel trotzten nach den Anstrengungen der Alpen auch den Elementen, doch die Neuauflage der deutschen Sprinter-Festspiele blieb bei der 101. Tour de France aus. Bei der von heftigem Regen und Winden begleiteten 15. Etappe musste sich Greipel in einem dramatischen Massensprint als bester Deutscher mit dem fünften Platz begnügen, Kittel verfehlte beim Sieg des Norwegers Alexander Kristoff als Elfter gar die Top Ten.

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Mit dreckverschmierten Gesichtern standen Andre Greipel und Marcel Kittel im Zielbereich von Nîmes und schoben Frust. In einem chaotischen Finale der regenreichen 15. Etappe hatte das Duo die Neuauflage der deutschen Sprinter-Festspiele der ersten Tour-Woche klar verfehlt. Zum Spielverderber der bemitleidenswerten Ausreißer Jack Bauer und Martin Elmiger wurde stattdessen Tagessieger Alexander Kristoff, der die beiden Flüchtlinge wenige Meter vor dem Ziel um den verdienten Lohn brachte.

"Es ging drunter und drüber. Die richtige Position zu bekommen, war wie eine Lotterie", sagte Kittel, der sich am Ende mit dem elften Platz begnügen musste: "Bei 400 m habe ich keine Lücke mehr gehabt und gemerkt, dass es vorbei ist."

"Haben halt kein Dach"

Lange Zeit hatte sich das Peloton um den weiterhin unantastbaren Gesamtführenden Vincenzo Nibali, der tags zuvor in den Alpen den nächsten großen Schritt zu seinem ersten Tour-Sieg gemacht hatte, am Sonntag auf der 222 km langen Etappe von Tallard nach Nîmes mit extrem schlechtem Wetter herumgeplagt. Erst rund zehn Kilometer vor dem Ziel klarte der Himmel auf. "Wir haben halt kein Dach und können nicht auf besseres Wetter warten. Es war schwer, im Regen etwas zu sehen", sagte Greipel, am Ende Etappenvierter.

Beinahe hätte das Hauptfeld die beiden Flüchtlinge, die sich kurz nach dem Start auf die Reise gemacht hatten, komplett aus den Augen verloren - wohl auch bedingt durch die schlechten Straßenverhältnisse. "Die Straßen waren ultraglatt. Einmal habe ich gedacht, jetzt stürze ich", sagte Kittel. Besonders die vielen Kreisverkehre stellten das Feld vor enorme Probleme. "Ich hatte heute einfach keine Eier, mit vollem Tempo in den Kreisverkehr zu gehen", sagte Kittels Teamkollege John Degenkolb. Eine geordnete Sprintvorbereitung war damit praktisch unmöglich.

Die 15. Etappe im Überblick

Tränen im Ziel

Das Duo Elmiger und Bauer wehrte sich mit allen Mitteln gegen die heraneilende Meute, bei der Flamme Rouge, der Ein-Kilometer-Markierung, betrug der Vorsprung sogar noch 15 Sekunden. Doch am Ende fehlten wenige Meter. Als Bauer die Ziellinie bereits in Sicht hatte, flogen die Top-Sprinter doch noch vorbei. Der Neuseeländer vergoss im Ziel bittere Tränen. "Es ist für jeden ein Traum, eine Tour-Etappe zu gewinnen. Ich habe alles gegeben", sagte Bauer, nachdem er sich gefasst hatte. Der Schweizer Elmiger analysierte nüchtern: "Wir haben taktiert und es selber vergeigt."

Enttäuscht war auch Greipel. "Es hat leider nicht geklappt. Jeder hat gesehen, wie knapp es war. Ich hatte nicht den Punch, weil ich auch sehr früh in den Wind musste", sagte der Rostocker vom Team Lotto-Belisol, der den beiden Ausreißern "Riesenrespekt" zollte. Wieder mal zu den Verlieren gehörte der slowakische Sprint-Star Peter Sagan (Cannondale). Der 24 Jahre alte Träger des Grünen Trikots wurde Dritter und erreichte damit seine neunte Top-5-Platzierung bei der Tour 2014 - auf einen Etappensieg wartet er bislang vergeblich.

Nibali weiter in Führung

Glück brauchte der Gesamtführende Nibali am Samstag nicht. Auf der zweiten Alpenetappe nach Risoul baute der Italiener vom Team Astana durch seinen zweiten Platz den Vorsprung in der Gesamtwertung aus - stolze 4:37 Minuten liegt Nibali vor dem Spanier Alejandro Valverde (Movistar).

Nur ein schwerer Einbruch in den Pyrenäen kann den Sizilianer Nibali noch den ersehnten Triumph bei der Grande Boucle kosten. "Es war mir wichtig, alles zu kontrollieren und jede Attacke zu stellen. Das ist sehr gut gelungen. Ich muss weiter sehr aufmerksam bleiben", sagte der 29-Jährige. Gelingt ihm das, wäre der "Hai von Messina" der erste italienische Tour-Sieger seit Marco Pantani 1998.

Am Montag dürfen sich die Radprofis von den Strapazen in den Alpen erholen. Am zweiten Ruhetag stehen neben eher lästigen Medienterminen auch Massagen und lockere Ausfahrten auf dem Programm.

Tour de France 2014: Die Gesamtwertung