Greipel sorgte zudem bereits für den dritten deutschen Etappensieg der diesjährigen Ausgabe, es war der insgesamt achte Tour-Tageserfolg bei seiner fünften Teilnahme. Damit hat der gebürtige Rostocker den einzigen deutschen Tour-Gesamtsieger Jan Ullrich in dieser Wertung überholt. Das Grüne Trikot behauptete Greipel obendrein auf dem Teilstück über 189,5 km von Arras nach Amiens, wo 1962 Rudi Altig gewonnen hatte.
Der 32-Jährige setzte sich im Massensprint wuchtig gegen Peter Sagan (Slowakei/Tinkoff-Saxo) und den Briten Mark Cavendish aus Martins Etixx-Quick Step-Team durch. "300 Meter vor dem Ziel dachte ich, es ist vorbei. Dann ging aber die Lücke auf und ich habe durchgezogen", sagte Greipel, der besonders seinem Edelhelfer und Freund Marcel Sieberg dankte: "Er hat die Arbeit für drei, vier Mann gemacht."
Martin im Hauptfeld
Martin erreichte sicher mit dem Hauptfeld ins Ziel, nachdem er sich zuvor noch für Cavendish vor das Feld gespannt hatte. "Glückwunsch an André, stark gemacht", sagte der Träger des Maillot jaune, der selbst einen "sehr, sehr nervösen" Abschnitt erlebt hatte: "Ich habe aber große Unterstützung gehabt."
Erst in der letzten Phase der Etappe war das Tempo konsequent erhöht worden, die Teams der Sprinter und Klassementfahrer formierten sich um ihre Kapitäne. Immer zu erkennen auch Greipel und John Degenkolb, die sich bereits bei der Zwischenwertung duelliert hatten - wo auch Greipel die Nase vorn hatte. Degenkolb wurde am Ende Sechster.
Martin hatte sich an diesem für ihn besonderen Tag vollständig seinem Traum in Gelb verschrieben. Am Start steckten am Rad des 30-Jährige sogar gelbe Trinkflaschen, der Rahmen war gelb lackiert, die Rennbrille gelb umrandet, das Lenkerband ebenfalls in die begehrteste Tour-Farbe getaucht. Auch gelbe Handschuhe und gelbe Streifen am Helm durften nicht fehlen. Bis zum Beginn der zweiten Woche in den Pyrenäen würde Martin den edlen Stoff gern behalten.
"Die Resonanz ist unglaublich"
So richtig sacken lassen konnte der gebürtige Cottbuser seinen Triumph allerdings noch nicht. "Ich kam noch gar nicht zu Nachdenken, es ist aktuell so viel Trubel. Die Resonanz ist unglaublich. Ich hätte nicht erwartet, dass das Gelbe Trikot so groß ist", sagte er vor seinen ersten Kilometern im Maillot jaune, und wirkte trotz der Feierlichkeiten vom Vorabend ausgeruht. Ein Lächeln zierte sein Gesicht, als Greipel ihm nach dem Start einen anerkennenden Klaps auf die Schulter gab.
Nach den Spektakeln der vergangenen Tage war auch diese Etappe alles andere als geruhsam. Der Regen und böiger Wind erschwerten das Rennen und forderten auch ihren Tribut. Der französische Sprinter Nacer Bouhanni (Cofidis) ging zu Boden und musste mit Schmerzen an den Rippen, der Hüfte und den Handgelenken in ein Krankenhaus - Tour zu Ende. Bouhanni hatte am Mittwoch zu den Sieganwärtern gezählt, doch der Jubel gehörte erneut Greipel.