Die Tour-Organisatoren der französischen ASO vergaben am Dienstag den sogenannten Grand Départ an die Landeshauptstadt Nordrhein-Westfalens. Voraussichtlich Anfang Juli 2017, der genaue Termin wird noch bekannt gegeben, wird Düsseldorf zum Nabel der Radsport-Welt.
Zur Teamvorstellung an einem Donnerstag, dem öffentlichen Training am Freitag, dem Prolog am Samstag und dem Start der ersten Etappe am Sonntag erwarten die Veranstalter Hunderttausende Fans. Stattliche elf Millionen Euro beträgt der Etat für die viertägige Party, 6,2 Millionen davon soll die Stadt tragen.
Auch über die genaue Streckenführung schweigen sich die Organisatoren noch aus, viel Rheinpanorama wird aber auf jeden Fall inbegriffen sein. Die ASO bestätigte dem SID am Dienstag, dass am 14. Januar im Rahmen einer Pressekonferenz in Paris die Details präsentiert werden.
Die Chancen stehen auch gut, dass der Träger des ersten Gelben Trikots der "Großen Schleife" 2017 ein Deutscher sein wird. "Für mich als Sportler ist das ein Sechser im Lotto. Der Tour-Start seit längerer Zeit mal wieder in Deutschland, und dann auch noch mit einem Zeitfahren, was meine Paradedisziplin ist - besser geht's eigentlich nicht", sagte Tony Martin dem ARD-Hörfunk und sprach von einem "Meilenstein für den deutschen Radsport und seine Fans". Der Grand Départ in Düsseldorf werde "viel bewegen und auch noch mehr Fans wieder zum Radsport zurückholen".
Zwei gescheiterte Bewerbungen
Ein riesiges Konjunkturprogramm hatten sich zuletzt auch der DOSB mit den Sommerspielen 2024 in Hamburg sowie die deutschen Golfer mit dem Ryder Cup 2022 in Bad Saarow erhofft - beide Bewerbungen scheiterten krachend.
In der 112-jährigen Geschichte der Tour findet damit zum vierten Mal der Grand Départ in Deutschland statt: 1965 gastierte das größte Radrennen der Welt in Köln, 1980 in Frankfurt/Main und 1987 in West-Berlin. Düsseldorf hatte bereits zweimal mit dem Tour-Gedanken gespielt: 2009 erhielt Monaco den Vorzug, 2010 zogen die Rheinländer zurück, weil es ihnen mit dem Doping im Radsport zu bunt wurde.
Gastspiele der Tour außerhalb Frankreichs haben Tradition. Der Start in Düsseldorf wird der 22. Tour-Start jenseits der Grenzen der Grande Nation sein.
Für die Düsseldorfer Organisatoren bedeutet der Zuschlag das Happy End eines doch sehr wackeligen Projekts rechtzeitig zum Weihnachtsfest, nachdem die Tour-Initiative beinahe im Debakel geendet war.
Hauchdünne Mehrheit für Bewerbung
Der Rat der Stadt hatte sich Anfang November mit der hauchdünnen Mehrheit von 40:39 Stimmen für den Tour-Start vor der Haustür ausgesprochen. Dass auch die Stimmen der Republikaner- und AfD-Abgeordneten dabei waren, hatte einen Schatten auf das Projekt geworfen.
Richtig groß wurde die Chance für Düsseldorf, nachdem London seine Tour-Pläne wegen der zu hohen Kosten verwarf. Über weitere Interessenten wurde nichts bekannt.
"Der Grand Départ 2017 ist eine große Chance für Düsseldorf - für unser Stadtmarketing, die Sportstadt Düsseldorf und Düsseldorf als Fahrradstadt", sagte Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) am Dienstag: "Es ist aber auch eine große Chance für die Sportnation Deutschland, wenn das größte Sportereignis des Jahres 2017 in der Rheinmetropole Düsseldorf startet."