Cummings nutzte die Chance, die ihm die Passivität der Anwärter auf den Gesamtsieg eröffnete und entschied die siebte Etappe nach 162,5 km von L'Isle Jourdain zum Lac de Payolle für sich. Das Gelbe Trikot des Gesamtführenden verteidigte Greg Van Avermaet (BMC) als Tagesfünfter nicht nur erfolgreich, sondern baute seine Führung vor Julian Alaphilippe sogar auf 5:50 Minuten aus.
Die 7. Etappe in der Übersicht
Deutsche Radprofis spielten keine Rolle, obwohl es unter anderem Tony Martin und Simon Geschke in die Ausreißergruppe geschafft hatten, aus der Tagessieger Cummings hervorging. Die Tour-Favoriten Froome und Quintana zuckten am Col D'Aspin, dem ersten großen Tour-Anstieg, nicht einmal, sondern ließen ihre Helfer in zwar recht hohem, aber kontrolliertem Tempo die 12 km lange Steigung bewältigen.
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Ein wenig Aufregung entstand lediglich, als die Gruppe um Froome und Co. direkt bei der Durchfahrt vom erschlafften Teufelslappen regelrecht zugedeckt wurden. Cummings hatte sich derweil schon am Fuße des Aspin einen Vorsprung herausgefahren und diesen auf beeindruckende Art behauptet.
MTN-Ohubeka mit viertem Tagessieg
Für den 35 Jahre alten Routinier war es der zweite Tour-Etappensieg seiner Laufbahn, 2015 hatte er in Mende gewonnen und damals dem südafrikanischen MTN-Qhubeka-Team am Nelson-Mandela-Day den bis dahin größten Triumph beschert. Bei dieser Tour hat die mittlerweile als Dimension Data firmierende Equipe nun schon vier Tageserfolge, nachdem Sprinter Mark Cavendish die Etappen eins, drei und sechs für sich entschieden hatte.
Die große und sehr prominent besetzte Ausreißergruppe des Tages mit 29 Fahrern arbeitete bis zum Beginn der entscheidenden Phase gut zusammen, dann folgten ständige Attacken. Die insgesamt vier deutschen Profis in der Gruppe - Martin, Geschke, Paul Voss und Paul Martens - hatten aber keine Chance, ins Finale einzugreifen. Dort war die Stärke von Cummings durchaus überraschend, distanzierte er doch vor allem Ex-Tour-Champion Vincenzo Nibali deutlich, der nur auf Rang vier kam.
Vergangenes Jahr hatte Froome seine Konkurrenten mit einer Attacke auf dem Pyrenäen-Abschnitt überrascht. Auf dem Weg nach La Pierre Saint Martin fuhr der Brite einen derart großen Vorsprung heraus, dass er davon bis zum Ende der Tour zehren konnte. Diesmal trat die Prognose von Froome-Helfer Geraint Thomas ein, der nicht an eine ähnlich ereignisreiche erste Pyrenäen-Etappe wie 2015 glaubte. "Der Samstag ist härter und der Sonntag erst recht", sagte er.
So war der Freitag nur die Ouvertüre vor zwei knallharten Abschnitten durch das französisch-spanische Grenzgebirge am Wochenende. Erst folgt die Hatz über die legendären Pyrenäen-Gipfel Tourmalet und Peyresourde, dann wird es am Sonntag noch schwieriger. Fünf Pässe, fast 5000 Höhenmeter, das Ziel auf 2240 m Höhe - unmittelbar vor dem ersten Ruhetag wird das Gesamtklassement schon ein deutliches Bild zeigen.