Chris Froome fürchtete auf der legendären Tour-de-France-Etappe zum Mont Ventoux um seine Sicherheit und lief nach seinem Sturz deshalb zu Fuß in Richtung Ziel. Dieser Meinung ist der frühere Radprofi Rolf Aldag, der bei der 103. Frankreich-Rundfahrt als Sportdirektor des Teams Dimension Data involviert ist.
"Er ist aus Angst losgelaufen, für mich war das der traurigste Tag seit Jahren im Radsport", sagte Aldag am Rande der 18. Etappe am Donnerstag in Megève.
Froome war auf der 12. Etappe am französischen Nationalfeiertag rund einen Kilometer vor dem Ziel mit zwei Konkurrenten im dichten Zuschauergedränge zu Fall gekommen, nachdem ein Begleitmotorrad abrupt abgebremst hatte.
Laut Aldag war die Atmosphäre extrem aufgeheizt, wiederholt seien sogar Spiegel der Begleitfahrzeuge abgetreten worden. Scharfe Kritik äußerte der frühere Telekom-Profi am zum Teil massiven Alkoholkonsum der Zuschauer. "Früher saß der Franzose mit einem kleinen Fernseher neben dem Italiener und dem Deutschen. Sie haben zusammen das Event genossen", so Aldag. Mittlerweile kämen "ganze Reisebusse mit Insassen, die sich schon auf der Fahrt den Kopf wegschießen" und dann den großen Auftritt im TV wollten.
Zudem kritisierte Aldag das immer verbreitetere Zünden von Bengalos. "Wenn du mit einem Puls von 180 den Berg hochfährst, willst du nicht den Schwefel inhalieren", sagte er.
Froome und Fans? Das passte nicht immer
Um Froome war es in der Vergangenheit immer wieder zu Zwischenfällen mit Zuschauern gekommen. Im Vorjahr beschimpften ihn Fans als Doper, er wurde bespuckt und mit einem Becher voll Urin beworfen. Auch bei der Tour 2016 war es schon vor dem Skandal am Ventoux zu unliebsamen Vorfällen gekommen. In den Pyrenäen schlug Froome einen kolumbianischen Fan, der auf dem Weg zum Col de Peyresourde neben ihm entlangrannte und den gebürtigen Kenianer dabei beinahe zu Fall brachte. Froome zahlte 200 Schweizer Franken Strafe und startete einen erneuten Sicherheitsappell.
Nach der Ventoux-Etappe hatte eine Vielzahl der Fahrer die Sicherheitsvorkehrungen kritisiert. Sie beschwerten sich etwa über fehlende Absperrgitter am Anstieg, die offenbar aufgrund starker Winde und der kurzfristig verkürzten Etappe nicht mehr in vollem Umfang hatten aufgestellt werden können. "Es ist außer Kontrolle geraten, am Berg war es schlicht verrückt", sagte der Australier Richie Porte (BMC).