Tour de France - 14. Etappe: Buchmann grandios - Pinot gewinnt auf dem Tourmalet

SID
21. Juli 201912:24
Emanuel Buchmann sorgt bei der Tour de France für Furore.imago
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Nüchtern wie immer analysierte Emanuel Buchmann seinen Teufelsritt zum mythischen Tourmalet, da erhob ihn Bora-Teamkollege Gregor Mühlberger zum künftigen Tour-Champion. "Gewaltig. Man kann mit ihm definitiv die Tour de France gewinnen. Ich denke, er ist der nächste ganz große deutsche Star", sagte der Österreicher über den Ravensburger, der diesen Satz erst einmal gar nicht mitbekam.

Buchmann selbst verzichtete nach seinem herausragenden vierten Platz beim Pyrenäenspektakel auf große Ansagen und hielt an seiner ursprünglichen Zielsetzung fest. "Das war ein sehr guter Schritt, aber es bleibt nach wie vor bei den Top 10. Man darf keinen schlechten Tag haben. Wenn es am Ende mehr wird, umso besser", sagte der 26-Jährige.

Doch wie Buchmann im Finale der 111 km langen 14. Etappe der 106. Frankreich-Rundfahrt sogar Titelverteidiger Geraint Thomas mit einer Attacke abhängte, war eindrucksvoll und eine Leistung, wie es sie von einem deutschen Radprofi im Hochgebirge seit langer Zeit nicht mehr gegeben hat. Der Eintrag in die Tour-Geschichtsbücher am legendären Gipfel blieb ihm nur knapp verwehrt, mit acht Sekunden Rückstand zum französischen Tagessieger Thibaut Pinot erreichte er das Ziel.

"Ich habe gehofft, dass es ungefähr so abläuft. Ich bin richtig zufrieden, ich hoffe, das geht in den nächsten Tagen so weiter", sagte Buchmann, der mit Blick auf seinen Angriff meinte: "Bis ich attackiert habe, war ich nie in Schwierigkeiten. Das ist schon ein sehr gutes Gefühl."

Tour de France: Gesamtwertung

Rang

FahrerNationTeamErgebnis
1ALAPHILIPPE Julian

FRA

DECEUNINCK - QUICK - STEP56:11:29
2THOMAS Geraint

GBR

TEAM INEOS+2:02
3KRUIJSWIJK Steven

NED

TEAM JUMBO - VISMA+2:14
4BERNAL GOMEZ Egan Arley

FRA

TEAM INEOS+3:00
5BUCHMANN Emanuel

GER

BORA - HANSGROHE+3:12
6PINOT Thibaut

FRA

GROUPAMA - FDJ+3:12
7URAN Rigoberto

COL

EF EDUCATION FIRST+4:24
8FUGLSANG Jakob

DEN

ASTANA PRO TEAM+5:22
9VALVERDE Alejandro

ESP

MOVISTAR TEAM+5:27
10MAS Enric

COL

DECEUNINCK - QUICK - STEP+5:38

Buchmann greift 1,2 km vor dem Ende an

Der Kletterspezialist vom Team Bora-hansgrohe bot bei der ersten von drei Tour-Ankünften in über 2000 Meter Höhe den weltbesten Rundfahrern die Stirn, auch Frankreichs Liebling Julian Alaphilippe, der seine Führung als Tageszweiter sogar noch festigte und das Gelbe Trikot behauptete.

Buchmann liegt in der Gesamtwertung nun wieder auf Rang fünf. "Er hat einen Bombenjob gemacht, er ist absolute Weltspitze", sagte Bora-Teamchef Ralph Denk.

Ans Limit hatte Buchmann, der 3:12 Minuten hinter Alaphilippe rangiert, den Sieger des Vorjahres geführt. Mit einem Angriff etwa 1,2 km vor dem Ziel löste sich der Oberschwabe kurzzeitig, er wurde zwar wieder gestellt, aber Thomas konnte den Anschluss nicht mehr halten.

"Als die anderen am Hinterrad waren, wollte ich nicht alles von vorne fahren und habe ein bisschen rausgenommen. Es bringt ja nichts, wenn ich die zum Ziel führe", sagte Buchmann.

Frankreich weiter im Jubelrausch

Das Gastgeberland befindet sich wegen Alaphilippe weiter im Jubelrausch, der Tour-Besuch von Präsident Emmanuel Macron hätte nicht besser platziert sein können. Nicht nur, dass Pinot am Ende die größten Reserven hatte, auch der große Hoffnungsträger war erneut bärenstark. Alaphilippe liegt nun 2:02 Minuten vor dem Waliser Thomas, der 36 Sekunden auf ihn und 28 Sekunden auf Buchmann einbüßte.

Die Gruppe der Klassementfahrer war schon im unteren Teil des Tourmalet merklich geschrumpft. Unter anderem fielen der Ire Daniel Martin und der frühere Tour-Zweite Nairo Quintana (Kolumbien) zurück.

Der Brite Adam Yates und der Franzose Romain Bardet konnten schon am Col du Soulor dem Rhythmus nicht folgen, während Buchmann in der Nähe von Alaphilippe souverän seine Position hielt. Weiter vorn mühte sich Youngster Lennard Kämna (Sunweb) in der Fluchtgruppe des Tages mit so prominenten Namen wie dem Tour-Sieger von 2014 Vincenzo Nibali (Italien). Das hohe Tempo der Tour-Favoriten raubte dem 22-jährigen Kämna (Wedel) jede Chance auf eine gute Tagesplatzierung.

Buchmann musste ohne die Unterstützung von Maximilian Schachmann auskommen, der am Samstag mit einem dreifachen Bruch der Mittelhand nach Deutschland zurückflog. "Es ist echt schade, dass er fehlt, er wäre ein wichtiger Helfer gewesen. Ich denk, wir werden ihn schon noch vermissen", hatte Buchmann vor der Tourmalet-Etappe gesagt. Am Samstag kam er aber auch ohne Schachmann zurecht.